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In der Oase des Scheichs

In der Oase des Scheichs

Titel: In der Oase des Scheichs
Autoren: Carol Grace
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nun einmal die Interessen seiner Familie an oberster Stelle. Er verlobte sich aus Pflichtgefühl, aber das machte es ihr nicht leichter.
    Gegen Mittag brachte der Flugbegleiter jedem von ihnen einen Salat Nicoise, den Sam bestellt hatte. Claudia sah zu, wie der Steward Thunfisch, Kartoffeln und grüne Bohnen in einer leichten Vinaigrette wendete und auf Salatblättern anrichtete. Es schmeckte köstlich, und sie genoss jeden Bissen. Dazu gab es knusprige Brötchen und ein Glas kühlen Weißwein.
    „Sie scheinen Ihre Flugangst überwunden zu haben.“ Sam sah sie von der Seite an. Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Wie typisch, dass er es nicht vergessen hatte.
    „Ja, anscheinend. Es muss wohl an der Atmosphäre hier in der ersten Klasse liegen.“ Sie blickte sich um. Überall beugten sich gut gekleidete Passagiere über ihre Laptops, tranken Wein oder Kaffee oder aßen ihren Lunch. „Man kommt hier gar nicht auf den Gedanken, dass etwas schiefgehen könnte.“
    „Sie fliegen zum ersten Mal erster Klasse?“
    „Ich fliege überhaupt zum ersten Mal.“
    Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    „Als ich zum ersten Mal flog, war ich noch klein. Meine Mutter reiste mit meiner Schwester und mir nach Frankreich. Dort war sie zu Hause“, sagte er nachdenklich.
    „Sie haben Ihre Mutter nie erwähnt.“
    „Vielleicht weil sie zurück in die Provence zog, sobald meine Schwester und ich ins Internat kamen.“ „Dann sind Ihre Eltern also geschieden?“ „Ja. Für Sie ist das wahrscheinlich ein Beweis dafür, dass auch arrangierte Ehen scheitern können. Aber es war keine Vernunftehe. Meine Eltern haben aus Liebe geheiratet. Sie haben sich in Frankreich an der Universität kennengelernt und sich Hals über Kopf verliebt. Meine Mutter wusste nicht, was sie erwartete. Als sie dann in Tazzatine lebten, hatte sie furchtbares Heimweh und fühlte sich sehr einsam. Mein Vater war hilflos. Er ließ unser Haus in der Palmenoase in eine südländische Villa umbauen und stellte einen französischen Koch ein. Aber das machte Mutters Heimweh nur noch schlimmer. Vater konnte nicht verstehen, warum sie sich nicht einlebte. Ich glaube, ohne uns Kinder wäre sie gar nicht so lange geblieben. Als wir dann in die Schule kamen, ging sie fort.“
    „Das tut mir leid.“ Claudia versuchte sich vorzustellen, wie es für ihn gewesen sein musste, ohne Mutter aufzuwachsen. Spontan legte sie ihm die Hand auf den Arm.
    „Dafür gibt es keinen Grund. Meine Mutter ist heute sehr glücklich.“ „Und Sie?“ Sie stellte die Frage, obwohl sie sich sonst nie über Privatangelegenheiten unterhielten.
    „Ich bin es auch“, antwortete er. „Aber das müssten Sie doch eigentlich wissen. Auch Amina geht es gut. Sie hat letzten Sommer ihren Urlaub in Südfrankreich bei Mutter verbracht. Und ich besuche sie ebenfalls, wenn ich die Zeit dazu habe.“
    Er bewegte sich in seinem Sitz, und Claudia zog ihre Hand zurück. Vielleicht wollte er kein Mitgefühl. Möglicherweise bereute er schon, dass er ihr so viel von seinem Privatleben erzählt hatte. „In meinem Land hält die Großfamilie zusammen. Wenn ein Familienmitglied ausfällt, springt ein anderes ein. Damals kam meine Tante zu uns ins Haus“, fuhr er fort.
    „Ich verstehe.“
    „Auf dem Flug mit meiner Mutter nach Frankreich wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie viel sie aufgab, als sie meinen Vater heiratete. Wie schwer es für sie war, in einem fremden Land zu leben, ohne ihre Freunde und ihre eigene Familie. Jetzt wundern Sie sich vielleicht nicht mehr, warum ich nicht viel von der Liebe halte“, meinte er. „Sie führt immer nur zu Problemen.“
    Claudia wollte sich auf keine Diskussion zu diesem Thema einlassen. Was hätte sie auch sagen sollen? Schließlich hatte die Liebe ihr selbst auch nur Schmerzen bereitet. Und die schlimmsten stehen mir sicher noch bevor, dachte sie.
    Doch zum Glück wechselte Sam das Thema. „Wie kommt es, dass Sie noch nie geflogen sind?“
    „Es hat sich bisher nicht ergeben“, antwortete sie ausweichend.
    Als der Flugbegleiter die Teller abräumte, lehnte sie sich zurück und nahm sich vor, die Reise einfach zu genießen. Sie war froh darüber, Sam noch eine Weile für sich zu haben, mit ihm über seine Kindheit, seine Heimat und seine Familie zu reden. Bald würde das alles vorbei sein. Und so ließ sie sich auch das Eis mit heißer Schokoladensauce, das es zum Dessert gab, schmecken.
    „Ich habe Sie noch nie so viel essen sehen“,
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