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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche
Autoren: THiLO
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stimmt’s?«
    Diese Bemerkung änderte alles. Als Schwester von drei großen Brüdern hatte sie diesen Spruch schon tausend Mal gehört. Und es gab darauf nur eine Antwort, die sie zur Siegerin machte. Kitty stand auf. Schorsch protestierte mit einem Knurren, schlief aber sofort wieder ein. Sie nahm eine Decke und hüllte ihn ein. » Bin gleich zurück«, flüsterte sie dem Kleinen ins Ohr. Das schlechte Gewissen zerriss sie beinahe. Aber es musste sein. Die Ehre aller Mädchen dieser Welt stand auf dem Spiel! Sie hob die Kerze vom Boden auf, steckte Victors Streichhölzer ein und ging zur Klappe. Und obwohl sie es besser wusste, folgte sie den Jungen.
    Kitty brauchte eine halbe Ewigkeit, bis sie mit den Füßen die erste Strebe der Leiter ertastet hatte. Die winzige Flamme der Kerze half ihr dabei überhaupt nicht, außer ein bisschen Mut zu spenden. Im Schacht herrschte beinahe völlige Dunkelheit. Nur tief unter sich bemerkte Kitty ein flackerndes Licht. Adam mit der Taschenlampe. Kitty holte tief Luft. Immerhin konnte sie sich sicher sein, dass die Eisenleiter nicht mittendrin aufhörte. Wenn doch, würde Adam das durch einen lang anhaltenden Schrei ankündigen– während er in den Abgrund fiel…
    Â» Wartet!«, zischte sie Victor hinterher. » Ich hab’s mir anders überlegt!« Stufe für Stufe kletterte sie nach unten. Aber mit der Kerze in der Hand ging es zu langsam. Das Licht von Adam entfernte sich immer weiter. Sie musste sich entscheiden: Licht oder Geschwindigkeit. Schweren Herzens pustete sie die Kerze aus und steckte sie sich in die Tasche. Die Sprossen der Leiter hatten alle den gleichen Abstand. Wenn man nicht nachdachte, was alles passieren konnte, kam man eigentlich schnell voran. Plong! Plong! Plong!, machten ihre Ellenbogen, wenn sie gegen die Eisenleiter stießen. Victor und Adam mussten sie eigentlich hören. Zu rufen traute sich Kitty nicht. Die Wände des Schachtes waren sicher nicht dick genug, um jedes Geräusch zu dämpfen. Eismann sollte sie hier drin besser nicht finden.
    Â» Wartet!«, flüsterte Kitty noch einmal. Das Licht war völlig verschwunden. Urplötzlich hörte auch das Vibrieren in der Leiter auf, durch das sie die Schritte der beiden gespürt hatte. Entweder, sie waren am Ziel, oder…
    Kitty kletterte weiter. Schon einige Menschen hatten diesen Weg genommen, das fühlte sie. Viele voller Hoffnung, manche in tiefer Verzweiflung, andere auf der Flucht. Nur sie selbst, sie gehörte nicht hierhin. Kehr um!
    Kitty ging einen weiteren Schritt nach unten. Ihr Rücken streifte immer wieder an der Rückwand des Schachtes entlang. Sie fühlte sich wie eingesperrt. Tränen der Wut liefen über ihre Wangen. Warum hörte sie nicht auf sich? Warum gelang es den Jungen immer, sie so lange zu reizen, bis sie Dinge tat, die sie nicht tun wollte? Besonders wenn es hieß, Kitty sei nicht mutig genug, brannten ihr die Sicherungen durch. Zu Hause, in der Schule und auch hier im Hotel. Voller Zorn schlug sie mit der Faust gegen die Leiter. Plong! Scheiße, jetzt tat ihr auch noch die Hand weh!
    Mit schmerzenden Knochen stieg Kitty weiter abwärts. Musste sie nicht längst im Keller sein? » Hört dieser blöde Schacht denn nie auf!«, fluchte sie. Kitty hatte das Gefühl, es würde immer noch kälter.
    Als sie gerade beschlossen hatte, umzukehren, trat ihr linker Fuß auf etwas Festes. Ein Steinbrocken. Ohne die Leiter loszulassen, tastete sie mit dem rechten hinterher. Tatsächlich schien der Schacht hier zu Ende zu sein– oder war es nur eine Zwischenebene? Da sich die Antwort auf diese Frage nicht im Dunklen lösen ließ, zündete sie mit aller Vorsicht die Kerze wieder an. Kitty schnaufte erleichtert durch. Noch nie in ihrem Leben hatte ihr ein kleines Licht so gutgetan wie gerade jetzt.
    Viel sehen konnte sie zwar immer noch nicht, aber das wenige reichte aus. Wie vermutet hörte die Leiter hier auf, mitten in einem Geröllhaufen. Darunter aber war fester Grund. Kitty ging durch den mannshohen Türbogen gegenüber und gelangte in einen hohen Raum. Ob er groß oder klein war, konnte Kitty nicht feststellen, denn das Licht der Kerze reichte kaum einen Meter weit. Sie sah nach unten. Überall lagen grob behauene Mauersteine herum, auf einem entdeckte Kitty ein eingeritztes Kreuz. Mit den Zehen ihres nackten Fußes strich sie den Staub
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