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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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Interesse an ihm bestand. Das Visum war ein Vorwand, das hatte sie sofort erfasst. Den Leuten ging es ohne Zweifel um Charles. Der Gute musste offenbar doch mehr Dreck am Stecken haben, als er vor ihr zugegeben hatte. Er und seine lieben Geschäftsfreunde. Aber bevor sie nicht wusste, was hier gespielt wurde, hielt sie besser den Mund.
    Außerdem hatte man sie nicht gerade fein behandelt, sondern eher wie eine Verbrecherin, was sie nicht gerade dazu brachte, ihre Hilfsbereitschaft aufzudrängen. Einige Typen hatten sie ins Hotel verfrachtet, in dem sie unter Hausarrest stand, und an diesem Morgen war sie von einem Mitarbeiter ihrer Botschaft und zwei Polizeibeamten abgeholt und in das Polizeipräsidium gebracht worden. Hier war sie auf einen gewissen Joe Melbourne getroffen, der sie einem Verhör unterzogen hatte: Über ihre Gründe, hierher zu reisen, über die Reisegruppe, deren Mitglieder, über ihre Bekannten. Und vor allem über Charles.
    Sie warf dem Polizisten, der sie von Zeit zu Zeit argwöhnisch beobachtete, einen schiefen Blick zu und spielte mit dem neuen Ring an ihrem Finger. Ein sehr kostbares Stück. Ein Rubin, der mit Brillanten eingefasst war. Ihr Verlobungsring, hatte Charles beim Abschied gemeint, als sie ihn zum Flughafen gebracht, und er ihn ihr auf den Finger gesteckt hatte. Sie hatte nicht widersprochen. Aber sie hatte sich entschlossen, ihm nachzureisen – nach einiger Überlegung hatte sie Hongkong nämlich äußerst interessant gefunden.
    Sie sah hoch, als sich die Tür wieder öffnete. Dieser Joe Melbourne trat ein und nach ihm der Mann, den sie vor wenigen Tagen im Fernsehen gesehen hatte.
    Der Mann, dem man, wenn Charles die Wahrheit gesagt hatte, nach dem Leben trachtete.
    Mark Forrester.
    Jetzt war Lana alles klar.
    ***
    Joe beobachtete die Reaktion des „Gastes“ auf den Eintritt seines Chefs. Forrester hatte eine eigene Art, die Leute, und besonders jene mit schlechtem Gewissen, alleine schon mit seinem Auftreten zu beeindrucken. Er strahlte eine Autorität und Selbstsicherheit aus, die niemals ohne Wirkung blieb. Das war auch jetzt der Fall. Die Augen der Frau hatten sich sekundenlang geweitet, dann verschmälert, und nun saß sie steif da und ließ Forrester keine Sekunde aus den Augen.
    Joe hatte angenommen, dass sein Boss nun das Verhör weiterführen würde, aber er täuschte sich. Forrester zog den Stuhl neben seinem zurück, setzte sich hin, schlug die Beine übereinander und fixierte die Frau schweigend. Vermutlich wollte er sie damit nervös machen.
    Was ihm bestimmt bald gelang bei dem durchdringenden kalten Blick, der sie unverwandt traf. Wenn sie tatsächlich in Charles Pratts Pläne eingeweiht und Teil des Syndikats war, dann musste sie Forrester kennen und jetzt wissen, dass man ihren Freunden auf die Spur gekommen war. Nicht lange, und sie würde zappelig werden.
    Er merkte jedoch, dass er Lana McKenzie unterschätzte, denn anstatt unsicherer und unruhiger zu werden, wurde sie mit jeder Sekunde gelassener. Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Hände auf der Tischplatte und maß Forrester mit einem Blick, in dem nicht mehr als kühle Neugier lag.
    Schließlich wandte sie sich an Joe. „Ist Ihr stummer Begleiter der zuständige Visabeamte oder ein wortkarger Schläger, mit dem Sie mich einschüchtern wollen?“
    Joe warf einen raschen Blick auf Forrester. Der hatte die Augenbrauen gehoben, und für Sekunden zuckte es um seine Lippen, als würde er grinsen wollen.
    „Das ist …“, fing Joe zögernd an, wurde jedoch von Forrester unterbrochen.
    „Ich bin der Leiter einer Sonderabteilung des FBIs. Special Agent Mark Forrester.“
    „Sie können also doch reden!“ Sie lächelte ihn wohlwollend an. „Wie erfreulich für Sie. Sagen Sie, haben wir uns nicht schon einmal gesehen, Special Agent Forrester?“
    Joe verbiss sich ein Feixen. Die hatte wirklich Mumm.
    Forrester schien das anders zu sehen, seine Miene wurde kälter. „Bestimmt nicht. Daran könnte ich mich erinnern.“
    „Vermutlich.“ Sie musterte ihn erneut. „Dann kann ich aber trotzdem damit rechnen, dass Sie Ihren Einfluss geltend machen, damit mir auf der Stelle mein Pass ausgehändigt wird?“
    „Bedaure.“ Forrester machte keine Bewegung, ließ sie auch nicht aus den Augen.
    Lana biss sich auf die Lippen. „Haben Sie noch mehr auf Lager als einsilbige Ablehnungen oder ist Ihr Repertoire damit auch schon erschöpft?“
    Joe sah, dass Forrester durchatmete, bevor er antwortete. „Miss
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