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In der Bucht der Liebe

In der Bucht der Liebe

Titel: In der Bucht der Liebe
Autoren: Helen Bianchin
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oder?“
    Er erinnerte sie an einen Tiger, der seine Beute beobachtete, um sich jeden Moment daraufzustürzen.
    „Ja, natürlich“, antwortete sie, ohne zu zögern.
    Er betrachtete sie nachdenklich. „Da offenbar keiner von uns beiden damit einverstanden ist, dass der andere die alleinige Betreuung übernimmt, verrat mir doch bitte, welche Lösung dir vorschwebt.“
    „Wie auch immer wir uns entscheiden, es muss in Bens Interesse sein“, erwiderte sie ausweichend, weil sie beim besten Willen keinen Vorschlag machen konnte, der sich mit ihren und seinen Vorstellungen vereinbaren ließ und dem sie beide zustimmen konnten.
    „Zumindest in dem Punkt sind wir uns einig.“ Dante wandte sich an den Rechtsanwalt. „In Leons und Caseys Testament wird ausdrücklich das gemeinsame Sorgerecht betont, oder?“
    „Ja, aber …“
    „Bedeutet das, dass wir jede Entscheidung, die Ben betrifft, übereinstimmend treffen und immer einer Meinung sein müssen?“
    Der Mann runzelte die Stirn. „Na ja, es kommt vielleicht darauf an, wie man es interpretiert.“
    Taylor versteifte sich und sah Dante misstrauisch an. „Worauf willst du hinaus?“
    Er drehte sich wieder zu ihr um. „Da wir uns nicht einigen können, bleibt nur noch eine Lösung übrig: Wir beide leben mit Ben unter einem Dach und ziehen ihn zusammen groß. So bekommt er die beste Betreuung. Wir beide sind immer für ihn da und seine engsten Bezugspersonen.“
    Es verschlug ihr fast die Sprache. „Das ist doch lächerlich“, fuhr sie ihn schließlich an. „Selbst wenn es überhaupt infrage käme, wäre meine Wohnung viel zu klein für uns drei.“
    Das leichte Lächeln, das seine Lippen umspielte, schien so gar nicht zu seinem ernsten Blick zu passen. „Mein Haus in Watsons Bay ist mit sieben Schlaf-, zwei voneinander unabhängigen Arbeitszimmern, einem Fitnessraum und einem Swimmingpool ausgestattet. Die Einliegerwohnung habe ich meiner Haushälterin zur Verfügung gestellt. Es ist also Platz genug für uns alle vorhanden. Das ist doch eigentlich eine akzeptable Lösung, oder? Während meiner Geschäftsreisen kümmerst du dich allein um Ben, sodass sich für dich nicht viel ändert.“
    Glaubt er das wirklich?, überlegte sie fassungslos.
    „Deine Einwände sind damit ja wohl ausgeräumt“, fuhr er seidenweich fort. „Ben lebt weiterhin in Sydney bei dir, du bist die meiste Zeit mit ihm allein und kannst außerdem die Vorteile genießen, die sich dir in meinem Haus bieten.“
    „Das scheint ein sehr großzügiges Angebot zu sein“, meinte der Rechtsanwalt und blickte Taylor erwartungsvoll an.
    Was für ein raffinierter Schachzug, Dante hat mich überaus geschickt ausmanövriert, dachte sie wie betäubt. „Ich werde darüber nachdenken“, war alles, was ihr in dem Moment dazu einfiel. Sie stand auf, bedankte sich bei dem Anwalt und wandte sich zum Gehen.
    Dante war jedoch schneller als sie. Er hielt ihr die Tür auf und begleitete sie zu den Aufzügen. Sie fühlte sich ihm gegenüber seltsam hilflos und konnte nicht verhindern, dass ihre Haut kribbelte.
    „Ich möchte meinen Neffen so rasch wie möglich sehen“, erklärte er.
    „Das habe ich mir gedacht. Er ist im Kindergarten“, erwiderte sie ruhig.
    „Wann holst du ihn ab?“
    „Um drei Uhr.“
    In dem Moment glitt die Tür des Fahrstuhls vor ihnen auf, und sie fuhren nach unten. In der engen Kabine war Taylor sich Dantes Gegenwart allzu sehr bewusst. Es war eigentlich unglaublich, wie sehr der dezente Duft seines Aftershaves ihre Sinne erregte. Dante hatte sie schon immer aus dem inneren Gleichgewicht gebracht und ihren Seelenfrieden gestört.
    War er ihr etwa nicht gleichgültig? Du hast allen Grund, Männern zu misstrauen, mahnte eine kleine innere Stimme. Glücklicherweise hatten sie in dem Moment das Erdgeschoss erreicht, und sie atmete erleichtert auf.
    „Hast du schon gegessen?“, fragte Dante, während sie die Eingangshalle durchquerten.
    „Warum willst du das wissen?“, antwortete sie verblüfft.
    „Wir könnten bei einem Imbiss alles besprechen und die Einzelheiten klären.“
    „Dazu müssen wir nicht in ein Restaurant gehen.“
    „Okay, ich komme auch gern mit zu dir“, entgegnete er.
    Entsetzt blickte sie ihn an und brauchte einige Sekunden, ehe sie sich von dem Schock erholt hatte. „Ich kenne hier in der Nähe einige nette Cafés. Dort können wir eine Kleinigkeit essen und uns unterhalten.“
    Er ignorierte ihren Vorschlag und ging mit ihr in ein exklusives Restaurant,
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