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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems
Autoren: Joan D. Vinge
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das Symbol für Himmels wohlhabende Extravaganz gewesen war. Die letzte Welt, die sie jemals sehen würde… Sie betrachtete Clewells ruhiges Gesicht. Der alte Mann lag in seinem Sessel und lauschte mit geschlossenen Augen dem Funkverkehr zwischen dem Demarchy und MacWong. Die Stille ängstigte sie, und daher wandte sie sich rasch ab, streichelte die schnurrende Rusty, die sich an sie klammerte, während sie sich all die geliebten Gesichter und die Heimatwelt, die keiner von Ihnen mehr wiedersehen würde, vorzustellen versuchte. Der Gedanke an die letztendliche Rache, die Himmel als Vergeltung für den Mord an ihnen sich selbst auferlegen würde, brachte keine Befriedigung mit sich. Eine schreckliche Schwäche überkam sie, die ganze Last der Vergeblichkeit der vergangenen Wochen, der vergangenen Jahre…
    „Bertha…“ Wadie wandte den Blick nicht vom Schirm ab. „Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Schiff retten kann. Aber ich kenne einen Weg, uns selbst zu retten. Wir können die
Ranger
verlassen und mit der
Lansing 04
auf Lansing landen. Nakamore will nur, daß dieses Schiff vernichtet wird, er will nicht unser Leben. Wenn wir unsere Anzüge anlegen, können wir es alle schaffen.“
    „Nein.“ Bertha preßte die Arme gegen die schmerzenden Muskeln ihres Magens. „Ich werde die
Ranger
nicht verlassen. Aber ihr anderen könnt gehen. Ihr habt keinen Grund zu bleiben. Rettet euch.“
    „Was meinen Sie damit. Sie wollen dieses Schiff nicht verlassen?“ Wadie wandle sich vom Schirm ab und umklammerte die Lehne ihres Stuhls. „Es ist nur ein Schiff, Bertha, es kann nicht Ihr Leben kontrollieren. Sie sind nicht daran gekettet.“
    „Sie verstehen immer noch nicht, nicht wahr? Nach all der Zeit. Das ist
mein
Schiff. Ich habe es mitkonstruiert und mitgebaut. Seine Mannschaft waren Leute, die ich liebte… und diese Reise bedeutete alles für uns – die Zukunft unserer Welt.
    Alles darin verbindet mich mit meinem Volk, meiner Vergangenheit, meiner Heimat. Ich will nicht alles verlieren, ich will nicht ewig an dem Ort leben, an dem dies alles passiert ist. Ich will so nicht leben.“
    „Wer offenbart nun ultimative Selbstsüchtigkeit?“
    Sie preßte die Lippen aufeinander. „Außer mir wird es niemandem weh tun…“ Doch als sie sein Gesicht sah, erkannte sie, daß das nicht stimmte.
    „Nun, was ist mit… mit Clewell?“
    „Was ist mit mir?“ Clewell hob fahrig den Kopf von der Funkkonsole. „Ich habe keine Lust, die
Ranger wegen
dieses überdimensionalen Schlackehäufchens dort unten zu verlassen.“
    „Verdammt, Sie machen sie nur noch störrischer. Warum sagen Sie ihr nicht, daß sie unrecht hat?“
    „Sie ist meine Frau, nicht mein Kind. Sie hat das Recht, ihre eigene Entscheidung zu treffen. Wie ich auch. Ich… ich habe schon zu lange gelebt, wenn ich das herbeigesehnt hätte. Mein Körper kennt die Wahrheit bereits.“ Er schloß wieder die Augen. „Und jetzt laßt mich in Ruhe, auf diese Entfernung ist es auch ohne euch schwer genug, den Funkverkehr des Demarchy zu empfangen.“
    „Hoffentlich hilft es uns wenigstens.“ Wadie zog sich zur Konsole zurück und massierte seine verkrampften Nackenmuskeln. „Nun gut, dann… werde ich auch bleiben. Ich glaube, ich habe das Recht dazu. Ich habe wegen dieses Schiffes alles verloren, was mir lieb und teuer war.“
    Bertha erstarrte und zwang gewaltsam jegliche Emotionen aus ihrer Stimme. „Sie können mich nicht erpressen, meine Meinung zu ändern, Wadie.“
    Er verbeugte sich feierlich. „Das ist auch nicht meine Absicht. Aber gestatten Sie mir das Privileg, meine eigene Entscheidung treffen zu dürfen, wo Sie von mir schon erwarten, daß ich Ihre akzeptiere. Ich sterbe lieber als Märtyrer denn als Verräter.“
    Sie grub die Fingernägel in das Fleisch ihrer Handflächen.
Danke.
„Nun gut. Also werden nur zwei auf Lansing landen.“
    Bird Alyn hob den Kopf von Shadow Jacks Schulter, in dessen Arme sie sich geschmiegt hatte. „Nein, Bertha. Wir gehen nicht.“
    „Hört zu…“
    „Nein“, sagte Shadow Jack. „Wir haben für Lansing getan, was wir konnten. Aber für uns kann niemand mehr etwas tun. Wir würden gerne eine Weile zusammen sein… bevor man uns endgültig trennt.“ Er warf einen Blick zur Tür.
    „Ich verstehe.“ Sie nickte. Als sie zu sprechen begann, hörte sie ihre eigene Stimme kaum. „Dann kommt her, ihr beiden.“ Sie schwebten gehorsam zu ihr hin. Bertha nahm einen goldenen Reif von einem Finger jeder Hand. Dann
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