Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
ich weiß nicht, welchen Titel das Demarchy seinen Verrätern verleiht.“
    Wadie lächelte nichtssagend. „Keinen.“
    „Du bist der einzige vernünftige Demarchos, den ich jemals kennengelernt habe, und daher ist der Mob jetzt wahrscheinlich hinter dir her. Ich kann deinen Akt der Piraterie gegen die Harmonie nicht gutheißen – aber so langsam beginne ich deine Gründe dafür zu verstehen, weshalb du diesen Leuten helfen wolltest. Ich bezweifle, ob Djem das jemals verstehen wird…“
    „Ich weiß… und es tut mir leid. Es gab keine andere Möglichkeit… Es wäre nie soweit gekommen, wenn…“
    „Wenn wir das Sternenschiff bei seiner ersten Annäherung nicht angegriffen hätten? Du hast recht. Das war dumm von uns. Wenn wir statt dessen vernünftig genug gewesen wären, sie in eine unserer Basen zu bringen, dann hätte die Große Harmonie jetzt ihr eigenes Sternenschiff. Aber wir haben es nicht getan, und daher ernteten wir nur den Tod. Aber wir wußten, daß es beschädigt war, und die Zentrale Harmonie hielt es für lohnend, es zu verfolgen, da immer noch eine kleine Chance bestand, es hier zu erwischen.“
    „Ein beachtliches Opfer“, sagte Wadie. „Ihr habt eine lange Heimreise vor euch, wenn diese Schiffe das einzige sind, was euch noch zur Verfügung steht.“
    „Ich weiß. Auch ohne Kampf würden wir zwanzig Megaseks benötigen, um Außenposten zu erreichen – wenn unsere Lebenserhaltungssysteme durchhalten. Und dann müssen wir uns auf diesem Schneeball den Hintern abfrieren, bis ein Treibstofftanker uns zur inneren Harmonie bringen kann.“ Nakamore kratzte sich müde am Kinn. „Immerhin haben wir von Lansing Nahrung und Luft mitgenommen.“
    Shadow Jack stieß sich an Bertha vorbei vor den Bildschirm. „Warum haben Sie nicht einfach das Zelt aufgeschlitzt und sie alle umgebracht, Sie Bastard?“
    Nakamore zuckte die Achseln. „Junge, für mich seid ihr alle Piraten. Aber wir haben nicht viel genommen. Betrachte es als Tausch für den Wasserstoff, den ihr der Harmonie gestohlen habt.“
    „Wo ist meine Mutter?“ schrie Bird Alyn plötzlich mit vor Wut überschnappender Stimme. „Was habt ihr mit meiner Mutter gemacht?“
    Nakamore sah sie ausdruckslos an. Dann erst verstand er. „Ach so… deine Mutter wird die nächsten hundert Kiloseks einen schmerzenden Kiefer haben. Davon abgesehen ist sie augenblicklich besser dran als du – oder wir. Und da wir gerade dabei sind: Kapitän Torgussen, Sie haben meine Erlaubnis, die Gascontainer in eine niedere Kreisbahn um Lansing zu bringen. Und dann würde ich vorschlagen, unsere Schiffe entfernen sich ein paar hundert Kilometer in den Weltraum. Wenn die Schiffe des Demarchy kommen, werden die Strahlen über eine große Distanz tödlich sein – und es besteht kein Grund, weshalb Lansing auch mitbetroffen sein sollte. Auf diese Weise kommt wenigstens einer ungeschoren davon.“ Er wandte sich ab und gab lautlos einige Befehle.
    „Danke“, sagte Bertha. Sie sah immer noch Wadies merkwürdiges Lächeln, mit dem er den Schirm betrachtete. „Was ist das für ein Mann? Ich verstehe ihn nicht.“
    Wadie wandte sich ihr zu, sein Lächeln wurde sanft. „Die Vernunft ist noch nicht ganz von Himmel gewichen, Bertha. Auch nicht von den Ringbewohnern… Raul ist ein aufrichtiger Mann, ganz davon abgesehen, daß er kein Dummkopf ist. Ich sagte schon, sein Bruder gewann kein einziges Schachspiel gegen mich, aber während der ganzen Zeit, die ich in den Ringen verbrachte, gewann ich nur zwei gegen ihn. Vielleicht hat er immer noch ein paar Überraschungen in der Hinterhand.“
    Bertha rieb ihre Arme. „Ich kann nur eines sagen, er hat das Demarchy so sehr erzürnt, daß sie erst zufrieden sein werden, wenn sie uns alle in der Hölle schmoren sehen. Was auch immer er vorhat, es gefällt mir überhaupt nicht, nur sein Spielstein zu sein.“
    Die
Ranger
bewegte sich geräuschlos von Lansing fort. Bertha sah zu, wie die elfenhaft schöne Welt unter ihnen kleiner wurde, wie der transparente Plastikfilm des Zeltes sich langsam entfernte. Bäume streckten sich grüngesprenkelt dem Zelt entgegen, zerbrechliche, grüne Blätterfontänen ergossen sich über goldgelbes Getreide… und Felder mit sterbendem Gras. Sie sah das samtene Grün von Parkanlagen, die immer noch ordentlich bewässert wurden… und den trockenen Schlamm wasserloser Marschen. Die Leute dort unten bewegten sich wie in einem Traumballett zwischen Minaretten und Gebäuden auf einer Welt, die einst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher