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In den Trümmern des Himmelsystems

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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„Diese Menschen kamen, um mit uns zu verhandeln, weil sie sich davon selbst ein besseres Leben versprachen. Und ungeachtet aller Dinge, die wir ihnen angetan haben, sind sie dazu immer noch bereit. Dort draußen existiert ein ganzer Weltenverbund, der durch Handelsbande miteinander verknüpft ist, damit keine einzige Welt jemals in die Falle gerät, in die Himmel getappt ist. Sie könnten uns retten. Himmels Gürtel kann wieder zu seiner einstigen Größe gelangen – wenn wir uns ihnen anschließen.“ Er suchte den Schirm nach Anzeichen beginnender Reaktionen ab. „Laßt das Sternenschiff Himmel verlassen, anstatt es zu zerstören. Das Ziel ist dann zwar immer noch in weiter Ferne, aber wir haben nichts zu verlieren und alles zu gewinnen.“
    „Du hast Djem fast davon überzeugen können, daß kalt heiß ist, Wadie.“ Bertha suchte nach Spuren des Spotts in Nakamores Gesicht und war überrascht, keine zu finden. „Aber dieses Mal klingen deine Worte sogar für mich vernünftig … Ich will das Sternenschiff nicht vernichten, ebensowenig wie meine eigenen Schiffe. Wenn ich aus meiner Zwickmühle kommen könnte, indem ich das Schiff verschwinden ließe, würde ich es tun. Wie die Dinge sich entwickelt haben, sehe ich es als das beste an, das Schiff außerhalb der Reichweite von uns allen zu schaffen … Dabei ist mir nicht entgangen, daß wir euch nur aus dem Grund in unserer Gewalt haben, weil diese Frau, Kapitän Torgussen, wie sie es versprochen hatte, nach Lansing zurückgekommen ist.“ Nakamore bedachte Bertha mit einem Blick überzeugten Respekts. „Ich glaube, sie wird auch wiederkommen, um uns allen zu helfen.“
    Bertha runzelte plötzlich schmerzlich die Stirn und biß sich auf die Lippen.
    „Ich bin bereit, Sie ziehen zu lassen, Kapitän. Aber ist auch MacWong dazu bereit?“
    Bertha sah MacWong, der immer noch abwesend mit den Knöpfen seiner Jacke spielte, während er den Worten Nakamores lauschte. Hinter ihm übermittelten die Medienmänner jede seiner Bewegungen, jedes seiner Worte in das wartende Demarchy: MacWong war unter dem Blick der Öffentlichkeit aufgespießt wie ein Käfer unter Glas. Schließlich sagte er: „Ihr Vorschlag ist mit dem Auftrag des Demarchy für diese Mission nicht in Einklang zu bringen. Ich habe den Auftrag, das Schiff entweder heimzubringen oder es zu vernichten. Ich kann es nicht ziehen lassen.“
    „Nicht einmal, wenn Sie es wollten! Nicht einmal, wenn wir alle Ihretwegen umkommen!“ Nakamores Stimme brannte anklagend, sein bisher ruhiges Gesicht änderte seinen Ausdruck urplötzlich, als hielte er eine Rede. Bertha erkannte plötzlich, daß er ganz genau wußte, es gab ein Publikum, das seine Worte empfangen würde. Wadie begann verwundert zu lächeln. „Marionette! Sie bezeichnen die Harmonie als eine ‚Diktatur’, dabei gewähren wir unserem Volk mehr Freiheit, als Ihre Pöbelherrschaft das jemals kann oder konnte. Ich habe die Macht und die Entscheidungsfreiheit, diesem Unsinn ein Ende zu setzen. Aber Sie nicht. Ihre Leute vertrauen nicht darauf, daß ein Mann seine gesunde Entscheidungsfähigkeit einsetzen kann, mit der er geboren wurde. Wenn Sie den Mund öffnen, dann nur, um ihnen gefällig zu sein.
    Aber wie sollen sie Ihnen dieses Mal sagen, was zu tun ist, MacWong? Sie hatten sich niemals vorgestellt, einmal eine Direktverbindung über Hunderte Millionen von Kilometern zu benötigen. Wenn das Demarchy das hier hört und diskutiert und abstimmt, wird für uns schon alles vorbei sein, und der Volkswille wird keinen von uns mehr retten können … Aber Sie wollen die Entscheidung nicht in Ihre Hände nehmen, weil Sie sich zu sehr vor dem System fürchten, wie auch vor diesen hübschen Anarchistenbengeln hinter Ihnen. Die grundlegenden Schwächen der Pöbelherrschaft werden das Demarchy dazu bringen, seine eigenen Schiffe zu zerstören und meine dazu, und damit die Hoffnung für das ganze System. Ich wußte immer schon, daß Ihre Regierung eine Farce ist … und nicht mal Sie können das jetzt noch verleugnen. Wenn es nicht so eine Tragödie wäre, würde ich jetzt lachen. Denn das ist es – eine Tragödie!“
    Bertha sah, wie MacWongs ausdrucksloses Gesicht sich zu einer Fratze ohnmächtiger Wut verzerrte. Erstmals sah sie auch echte Gefühle in den Gesichtern der hinter ihm wartenden Demarchos … und die Medienmänner übermittelten alles, damit das Demarchy Zeuge ihrer Beschämung werden konnte. MacWong verbarg seinen Zorn. „Kapitän Torgussen,

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