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In den Trümmern des Himmelsystems

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems
Autoren: Joan D. Vinge
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Jahre älter und weiser vorstellte, viele Jahre in der Zukunft, bei einem erneuten Besuch Lansings. „Ich hätte nie gedacht, daß ich das einmal sagen könnte, aber ich glaube, ich muß noch einmal sechzig Jahre leben.“
    Bird Alyn stützte sich mit den Füßen an der Wand ab, um ihn anzusehen. „Ich glaube immer noch nicht, daß es Wirklichkeit ist, Pappy! Wie konnte das geschehen? Wie ist alles nur so gekommen?“ Shadow Jack küßte ihre Wange, und sie kicherte.
    Wadie stieß sich vom Bildschirm weg, wo Lansing jetzt wieder unter ihnen in der Finsternis lag: eine Blüte, die darauf wartete, wieder zu erblühen, einen neuen Lebenszyklus zu beginnen. „In den vergangenen zweieinhalb Milliarden Sekunden ist nichts in Himmelsgürtel so gelaufen, wie es hätte sein sollen, Bird Alyn. Dort draußen sind hundert Millionen Leichen und Gott allein weiß wie viele Menschen, die durch die Hölle gegangen sind …“ Bird Alyns Lächeln verschwand. Shadow Jack preßte sie näher an sich, die Schatten der Vergangenheit verdunkelten ihre Augen.
    Wadie schüttelte den Kopf. „Inzwischen müssen wir hundertfach für unsere Fehler bezahlt haben. Verdammt, es wurde auch wirklich Zeit, daß wir einmal ein wenig Glück haben. Höchste Zeit!“
    Ihre Gesichter entspannten sich. Clewell sah Bertha von der Konsole aufblicken und Erinnerungen zurückdrängen. „Ja, das war es. Pappy …“ – ihre Stimme war fest – „… alles klar, der Himmel ist frei. Du kannst unseren Kurs berechnen. Es ist Zeit heimzukehren.“ Wadie kam an ihre Seite zurück. Clewell sah ihn die Hand heben, doch dann verharrte er unsicher. Er war schon seit Tagen nicht von ihrer Seite gewichen, hatte geholfen, gelernt … und hatte Bertha Torgussen mit einer Intensität angesehen, die weit über das technische Interesse an Raumschiffen hinausging. Der Mann, der eines Tages ein Held sein würde, wenn ihr Schiff zurückkehrte, hatte MacWong gesagt – der aber vorerst immer noch ein Verräter war … gleichzeitig aber der einzige Verhandlungsführer, der sowohl dem Demarchy als auch der Großen Harmonie genehm war. Ein guter Mann, dachte Clewell. Der richtige Mann. Wie ein anderer guter Mann, der seine Frau geliebt hatte und sein Freund gewesen war.
    Clewell spürte wieder Berthas Blick auf sich ruhen, blau wie Feldblumen, doch immer noch von Erinnerungen umwölkt. Zeit heilt alle Wunden … Und sie würden nun jede Menge Zeit haben. Sie änderte das Bild auf dem Schirm. Es zeigte zahllose Sterne und unter den vielen Millionen einen kleinen roten Stern, der sie heimführen würde.
    Gelächter erfüllte den Raum, als Bird Alyn und Shadow Jack unwissend und unbefangen die Vergangenheit für immer hinter sich ließen.
    Rusty setzte sich auf seine Schulter und schnurrte in stiller Harmonie mit der Erinnerung an das Lied:
     
    Gemeinsam können wir Schmerz ertragen,
    Denn nichts ist einfach, kleines Kind.
     
    Er sah die Gesichter seiner anderen Kinder, für die er hoffte, daß sie die bessere Welt noch erleben konnten, die soviel gekostet hatte und so lange auf sich warten ließ. „Rusty“, sagte er, „es ist höchste Zeit.“

 
Nachwort
     
    Eine Reihe von jungen weiblichen Autoren sind in den letzten Jahren zur Science Fiction gestoßen. Joan D. Vinge dürfte (neben Vonda N. McIntyre und vielleicht noch Marta Randall, die in letzter Zeit von sich reden macht) die erfolgreichste Vertreterin dieser Gruppe sein. Ihre Kurzgeschichte „Eyes of Amber“ gewann 1978 den HUGO, und ihr Roman The Snow Queen wurde ebenfalls für den HUGO nominiert und dürfte – nachdem er den ersten Platz nach einer Umfrage der Fachpublikation Locus bereits errungen hat – gute Aussichten bei der Endabstimmung haben.
    Joan D. Vinge, die zum Teil indianischer Abstammung ist, wurde 1948 geboren und veröffentlichte 1974 ihre erste SF-Story „Tin Soldier“ und schrieb in der Folge eine Reihe von Stories, darunter ihre bislang vielleicht schönste Geschichte, „The Crystal Ship“ (1976). Mehrere Erzählungen von ihr, darunter die beiden genannten, sind übrigens auch in deutscher Sprache erschienen (so „Phoenix in the Ashes“, im Science Fiction Almanach 1981, Moewig-SF-Taschenbuch 3506, und „Fool’s Gold“, in Kopernikus 1, Moewig-SF-Taschenbuch 3501). In Vorbereitung befinden sich die Kurzgeschichtensammlung Eyes of Amber und ein Band mit zwei Kurzromanen (Fireship).
    Der vorliegende Titel ist ihr erster Roman und erschien 1978. Thematisch im Zusammenhang damit stehen
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