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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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wirklich nicht übel, Bruder. Ich ...«
    »Ich bin Claybourne S. Dalmistro, Comptroller vom Büro für Financial Investigations, Metrocago. Meine Behörde ist unmittelbar der UNO angeschlossen, und ich habe hier einen Auftrag zu erfüllen. Wenn Sie also jetzt bitte nicht noch mehr Zeit vergeuden würden und mir sagen könnten, wie ich auf dem schnellsten Weg nach Ruhig und Bequem kommen kann ... Meine Ankunft ist dem Sozialkoordinator Yama Jambavat avisiert worden, und soweit ich weiß, ist in der Herberge Süßer Schlaf ein Apartment für mich reserviert.«
    »Ein Comptroller bist du, Bruder?« Der Schwule grinste breit. »Seltsam. Und dabei bezahlen wir hier doch gar keine Steuern. Ihr armen Terris. Kein Wunder, daß so viele von euch hierherkommen und in unseren zärtlichen Armen Schutz suchen vor den Nachstellungen solcher Unbill.«
    Clays Gesicht lief rot an, und der Mann ihm gegenüber richtete sich halb auf und starrte verwundert zu Boden. Clay folgte seinem Blick. Erst jetzt fiel ihm auf, daß er auf einer grauen, teppichartigen Masse stand, von der auch der größte Teil des Hallenbodens bedeckt war. Unmittelbar vor und neben ihm war nun Bewegung in diese Substanz gekommen. »Nana«, kicherte der Schwule, »wir sind aber ganz hübsch sauer, was? Tja, das gute alte Ferroplasma. Es mag so etwas gar nicht. Wie, sagten Sie doch gleich, lautet Ihr Name? Ach ja, Dalmistro. Moment ...« Der Schwule beugte sich über eine kleine Tastatur, tippte mit flinken Fingern etwas ein und blickte auf den Bildschirm. »Comptroller, ja, stimmt. Aha, und hier haben wir's ja auch. Sie werden gebeten, hier zu warten, bis Ihre Begleiterin angekommen ist, Marita Ribeau. Es kann nicht mehr lange dauern ...« Das üppig geschminkte Gesicht glänzte Clay entgegen. »Junge, was für ein schneidiger Mann und wie forsch ...« Er zwinkerte ihm zu. »Da du ohnehin hier warten mußt, Bruder – wie wär's denn, wenn wir beide ...«
    Clays rechter Arm schoß vor, und er grub seine Finger in das Schlangenkleid des Erklärten Homos. »Jetzt hör mir mal gut zu, mein Lieber. Ich bin ein Mann , verstehst du? Kein Typ von deiner Sorte. Und wenn du noch mal so eine schmutzige Andeutung machst, brauchst du dir die Augen nicht mehr extra blau zu schminken, ist das klar?«
    »Dalmistro?« fragte eine dunkle Stimme hinter ihm. »Comptroller Claybourne Dalmistro?«
    Clay ließ den Schwulen mit einem Ruck los, und der Mann sank ächzend in seinen Sessel zurück. Der Mann hinter ihm war in einen bodenlangen und pechschwarzen Umhang gekleidet. Die Kapuze war tief in die Stirn gezogen, konnte den Smaragd, der operativ in den Schädelknochen eingelassen worden war, aber nicht verbergen. In den nur undeutlich über dem Mundschal zu erkennenden Augen glänzte es kalt und sonderbar.
    »Ja?«
    »Ich komme im Auftrage des Sozialkoordinators. Ich bin ein Lotse und soll Sie zu Ihrer Herberge bringen. Marita Ribeau ist im Augenblick leider verhindert.« Ein leises und abruptes Kichern schloß sich diesen Worten an. Die Gestalt griff nach dem schwarzen Koffer, und Tasche ließ es geschehen, da es kein Angriff war. Clay verspürte ein brennendes Prickeln, das nunmehr seinen ganzen Körper erfaßt hatte und offenbar von dem grauen Bodenbelag ausging, den der Geschminkte Ferroplasma genannt hatte.
    »Gut.« Er nickte entschlossen. »Dann machen wir uns am besten sofort auf den Weg. Ich habe die Nase voll von ...« Er sprach nicht weiter, warf dem Schwulen beim Hinausgehen aber noch einen letzten Blick zu. Der Mann hatte tatsächlich eine Erektion, und das in aller Öffentlichkeit!
    Der Lotse führte Clay zu einem pfeilförmigen Fahrzeug, verstaute Tasche im Gepäckfach, ließ Clay in die enge Fahrgastkapsel einsteigen und lenkte den Wagen dann aus dem Bereich des Shuttle-Terminals heraus. Der Comptroller achtete nicht sonderlich auf die Umgebung. Seiner Meinung nach hatte er schon mehr als genug gesehen. Ihm fiel nur auf, daß auch außerhalb des von den Lokationen der eigentlichen Venuskolonie isolierten Terminals ein Großteil des Bodens, der Wände und manchmal auch Gebäude von dieser grauen Substanz bedeckt war. Das Prickeln in ihm ließ jetzt allmählich nach und wurde von Müdigkeit ersetzt. Er hatte immer mehr Mühe, die Augen offenzuhalten. Hinter der milchigen Trennscheibe war der Lotse nur als konturloser Schatten zu erkennen. »Wie fühlen Sie sich, Comptroller?« erkundigte sich der Schatten, und Clays Lippen bewegten sich gegen seinen Willen.
    »Esch geht
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