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In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

In Den Schatten Lauert Der Tod -1-

Titel: In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Autoren: Shannon Mckenna
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Malen, die sie die fünf Stockwerke hoch- und runtergelaufen war. Der Fahrstuhl war natürlich noch immer kaputt. Aber das würde schon bald nicht mehr ihr Problem sein. Viel schlimmer war, dass sich auch in ihrem Inneren etwas kaputt anfühlte.
    Sie setzte sich mitten im Zimmer auf den Boden und legte fröstelnd die Arme um sich. Es war ein warmer Tag, und sie schwitzte, trotzdem wurde ihr noch immer kalt, wenn sie daran zurückdachte, was geschehen war. Und das, obwohl Connor sie gerettet hatte und die Katastrophe abgewendet worden war. Sie war nicht verletzt worden, dennoch blutete sie innerlich.
    Und Connor hatte sie nicht angerufen.
    Gott, was erwartete sie? Was wollte sie überhaupt von dem Mann? Er hatte so hartnäckig versucht, sie zu beschützen. Sie hatte ihn abgewehrt, ihn hintergangen und sich letzten Endes genau wie alle anderen gegen ihn gestellt. Sie konnte es ihm nicht verübeln, wenn er sie niemals wiedersehen wollte. Er musste sie verabscheuen. Sie verabscheute sich selbst.
    Und trotzdem hatte er sein Leben für sie riskiert. Er hatte sie auf seinen Armen aus diesem Leichenhaus getragen. Und dann hatte er sich wie ein Nebelstreif verzogen.
    In den Tagen nachdem ihre Mutter sie aus dem Krankenhaus abgeholt hatte, hatte sie sich kaum dafür interessiert, ob sie lebte oder tot war. Sie war taub und ohne jede Empfindung gewesen. Sie hatte so lange einfach nur in ihrem Bett gelegen und die Wände angestarrt, bis Cindy und ihre Mutter Angst bekommen hatten. Es war ihr egal gewesen. Jetzt waren sie mal an der Reihe, sich die Fingernägel abzukauen, die Haare zu raufen und die Erwachsenen zu spielen. Sollten sie ruhig vor Angst schwitzen.
    Dann hatte sie eines Tages auf dem Bauch gelegen und die Hand aus dem Bett baumeln lassen, als ihre Finger zufällig über ein Stück Papier strichen.
    Connors Origami-Einhorn.
    Ein Ansturm der Gefühle war über die öde Landschaft ihres Herzens hinweggefegt, und mit einem Mal hatte sie sich erinnert. Sie hatte erkannt, was ihr genommen worden war. Diese perfekte magische Nacht des Vertrauens und der Liebe. Ihr galanter Ritter, der so zärtlich und leidenschaftlich und tapfer war. Diese Erinnerung hatte sie aus ihrer Starre gerissen.
    Sie legte die Hand auf ihren Bauch und musterte das zerkratzte Linoleum. Die Erinnerung an diese Nacht mit ihm schmerzte noch immer wie Messerstiche.
    Es war in der ganzen Woche mit ihren endlosen Tagen und schlaflosen Nächten nicht besser geworden, trotzdem hatte sie jeden ihrer Versuche, ihn anzurufen, abgebrochen. Sie hatte ihm so wenig zu geben. Nur sich selbst, aber sie fühlte sich im Moment so furchtbar klein. Was für ein kümmerlicher Trostpreis. Und falls er sie abweisen sollte, wäre das das Ende. Sie würde wie eine Blume vertrocknen und zu Staub zerfallen.
    Die Unwissenheit war besser als die furchtbare Gewissheit. Jeden Tag legte sie den Hörer zurück auf die Gabel und dachte sich: morgen. Morgen werde ich mehr Mut haben.
    Tja, jetzt war kein morgen mehr übrig. Sie musste ihn heute anrufen. Ihr Notfallplan stand. Sollte er Nein sagen, würde sie am nächsten Tag die Stadt verlassen. Ihre Freundin Sasha lebte in einer Wohngemeinschaft in Portland, in der es ein freies Zimmer gab. Es würde sein wie zu ihrer Studienzeit. Es wäre ein Rückschritt, aber mehr konnte sie sich im Moment nicht leisten, und eine Wohnung voll lebhafter junger Frauen würde ihr guttun. Sie könnte sich in Portland mit Zeitarbeit über Wasser halten, während sie ihre Bewerbungen rausschickte. Es gab jetzt nichts mehr, das sie im Nordwesten hielt, falls … falls die Antwort auf die Frage aller Fragen Nein lauten sollte. Ihre Mutter arbeitete wieder, und das mit großer Freude. Miles gab Cindy während des Sommersemesters Nachhilfe. Sie brauchten ihre Hilfe nicht, was ein Glück für sie war, weil Erin keine Kraft mehr hatte. Sie konnte von Glück reden, wenn sie es schaffte, sich selbst zu helfen.
    »Herzchen? Ich habe beschlossen, doch noch eine letzte Ladung zu holen. Lass uns zusammen nach unten gehen.«
    Erin lächelte zu dem besorgten Gesicht ihrer Mutter hinauf und rappelte sich hoch auf die Füße. Sie schnappte sich die restlichen Klamotten aus ihrem Schrank, dann folgte sie Barbara die Treppe hinunter. Sie trat mit dem Fuß die Eingangstür auf und blieb wie vom Blitz getroffen stehen.
    Connor lehnte gegen seinen Wagen. Sein langer, sehniger Körper steckte in zerschlissenen kakifarbenen Cargohosen und einem tristen olivgrünen T-Shirt.
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