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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufglitt und eine Gestalt heraustrat. Gurk stieß ein überraschtes Keuchen aus, und auch Skudder fuhr zusammen und riß seine Waffe in die Höhe, aber Charity streckte rasch den Arm aus und drückte den Lauf des Gewehres wieder herunter. »Nicht«, sagte sie. Die Gestalt trat langsam die Metallrampe herunter, sah sich um und kam schließlich auf Charity zu. Plötzlich fuhr Jean wie unter einem Hieb zusammen und stieß ein überraschtes Krächzen aus. »Der Kerl ist ... ein Jäger!« schrie er, während er anklagend auf die schlanke, dun kelhaarige Gestalt vor sich deutete. Auch einige der anderen Männer fuhren überrascht zusammen, und zwei, drei Waffen richteten sich auf Kyle, aber plötzlich erwachte auch Helen aus ihrer Reglosigkeit. »Nein!« rief sie. »Schießt nicht. Ihr könnt ihm vertrauen!« Charity sah das Mädchen überrascht an. Helen trat mit einem Schritt zwischen Kyle und die Männer, die auf ihn zielten, und sagte noch einmal: »Schießt nicht.« »Der Kerl ist ein Jäger!« wiederholte Jean. »Aber er wird uns nichts tun«, erwiderte Helen. »Bitte glaubt mir!« »Geh zur Seite, Helen«, verlangte einer der anderen Männer und hob seine Waffe. Helen schüttelte den Kopf und machte ganz im Gegenteil eine Bewegung, die sie vollends in die Schußlinie brachte. »Wir können ihm vertrauen!« sagte sie. »Einem Jäger?« antwortete Jean schrill. »Ich kenne ihn«, erwiderte Helen. »Er hat mir schon einmal das Leben gerettet.« Charity blickte das Mädchen verblüfft an. »Sie hat recht«, sagte sie dann. »Er wird uns nichts tun.« Zögernd senkten auch die anderen ihre Waffen. Aber das tiefe Mißtrauen spiegelte sich deutlich auf ihren Gesichtern. »Bitte beeilen Sie sich, Captain Laird«, sagte Kyle ruhig. »Wir haben nicht sehr viel Zeit. Wahrscheinlich sind jetzt schon ein paar Kampfschiffe unterwegs.« »Du traust dem Kerl doch nicht etwa?!« kreischte Gurk mit überschnappender Stimme. »Das ist doch nur ein neuer Trick!« »Ich glaube nicht, daß wir eine große Wahl haben«, antwortete Charity. Gurk wollte auffahren, aber Charity gab Skudder einen Wink, und obwohl der Hopi alles andere als überzeugt zu sein schien, daß sie recht hatte, packte er den Gnom, klemmte ihn sich kurzerhand unter den Arm und lief an Kyle und Helen vorbei die Rampe hinauf. Dann folgte ihm auch Net. Charity wandte sich langsam um, sah Barler an und gab ihm mit Blicken zu verstehen, ihr zu folgen. »Warum haben Sie mich nicht erschossen?« fragte Barler leise. »Weil ich glaube, daß es nicht nötig ist«, antwortete Charity. »Stimmt es, daß Ihre Tochter Kyle kennt?« fragte sie mit einer Kopfbewegung auf Helen und den Megamann. Barler zögerte einen Moment. »Ja«, sagte er, »ich sagte Ihnen bereits, sie ist nicht wirklich meine Tochter. Ich habe sie adoptiert, nachdem ihre Eltern drüben im Dschungel ums Leben gekommen waren. Wir haben nie verstanden, wieso sie es überlebt hat. Aber ich glaube, ich weiß es jetzt.« »Sie lieben sie wirklich«, murmelte Charity. »Ja«, sagte er leise. »Das tue ich.« »Aber Sie werden sie verlieren«, sagte Charity. »Ich weiß«, antwortete Barler mit trauriger Stimme. »Sie kann nicht hierbleiben. Sie hat zuviel gesehen, und sie ist zu intelligent, um sich den Rest nicht selbst zusammenzureimen, sobald sie Gelegenheit hat, in Ruhe nachzudenken. Sie weiß, wer Sie sind.« Wieder nickte Barler und betrachtete Helen mit einem langen, zärtlichen Blick. »Sie lassen mich am Leben?« fragte er. »Es gibt keinen Grund, Sie umzubringen«, antwortete Charity. »Ich werde Ihnen nichts tun, Barler. Aber ich verspreche Ihnen«, setzte sie leise und ernst hinzu, »daß ich zurückkommen und sie eigenhändig umbringen werde, wenn diese Menschen unter dem leiden, was heute geschehen ist.« »Das wird nicht passieren«, antwortete Barler. »Ich gebe Ihnen mein Wort, daß niemandem etwas geschehen wird. Ich sagte Ihnen bereits - Begriffe wie Rache und Vergeltung sind ihnen fremd.« »Ich hoffe für Sie, daß das die Wahrheit ist«, erwiderte Charity. »Spielen Sie weiter den Kerkermeister, Barler, wenn es Ihnen Freude macht. Aber versuchen Sie nicht, den Henker zu spielen.« »Das war ich nie«, antwortete Barler. »Ich war immer nur ihr Wächter.« Charity wandte sich um und ging rasch auf die Rampe zu. Als sie neben Kyle angelangt war, berührte sie Helen am Arm und deutete mit der anderen Hand auf die offenstehende Tür. »Du kannst uns begleiten, wenn du
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