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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Boden rissen, wo gerade noch ihr Kopf gelegen hatte. Sie sah einen zweiten Schlag des Ungeheuers aus den Augenwinkeln und blockte ihn mit dem Unterarm ab. Die drei-fingrige Klaue mit den fast fünf Zentimeter langen, messerscharfen Krallen wurde eine knappe Handbreit vor ihrem Gesicht gestoppt; aber der Schlag war so heftig, daß er alles Gefühl und Leben aus ihrem rechten Arm herausprügelte. Charity keuchte vor Schmerz, trat instinktiv mit beiden Beinen zu und fühlte, wie ihr Schlag vom gepanzerten Körper der Ameise abprallte wie von einem Felsen. Das Monster zischelte  triumphierend, war mit einem einzigen, ruckhaften Insektenschritt über ihr und holte zum letzten entscheidenden Hieb aus. Doch plötzlich war ein riesiger Schatten hinter ihm. Ein verstümmelter, blutiger Arm legte sich von hinten um den Hals der Ameise und riß sie mit einer Gewalt zurück, der selbst diese ungeheuerliche Kreatur nichts entgegenzusetzen hatte. Charity hörte ein trockenes Knacken, als der Chitinpanzer des Rieseninsektes barst, und das triumphierende Zischeln des Ungeheuers verwandelte sich in ein schmerzhaftes Kreischen und Pfeifen. Der Megamann verpaßte der Ameise drei blitzartige Fausthiebe, die sie hilflos zurück und gegen die Wand torkeln ließen. Mit einer kraftvollen Bewegung setzte er ihr nach, ließ seine stahlharten Fäuste auf ihren Schädel niedersausen. Das Ungeheuer gab einen letzten, fast wehleidigen Pfiff von sich, dann erschlafften seine Glieder, und es sackte zusammen wie eine Marionette mit zu vielen Armen und Beinen, deren Fäden alle auf einmal durchgeschnitten worden waren. Eine Sekunde lang stand der Megamann reglos da. Er wankte, seine Arme und Beine begannen zu zittern, dann machte er einen einzelnen, mühevollen Schritt, prallte gegen die Wand und begann, daran zu Boden zu sinken, während er sich langsam herumdrehte. Sein Gesicht war eine verzerrte Maske aus Schmerz und Panik, und er blutete aus mindestens einem halben Dutzend tiefer Wunden, von denen jede einzelne einen normalen Menschen getötet hätte. Sein Blick flackerte, als kämpfe das Leben darin mit aller Macht darum, nicht zu erlöschen. Und eine Sekunde lang sah Charity seine Augen. Dieser Mann war ihr Feind, dachte sie fast hysterisch. Der gefährlichste Gegner, mit dem sie es je zu tun gehabt hatte, ein lebender Roboter, den Stone auf sie und ihre Begleiter angesetzt hatte und der sie wahrscheinlich bis ans andere Ende der Galaxis verfolgen würde, wenn es nötig wäre. Kein Mensch, sondern eine Maschine, deren einzige Aufgabe darin bestand zu töten. Und trotzdem las sie in seinem Blick weder Feindschaft noch  Zorn, nicht einmal die kalte, fast maschinenhafte Entschlossenheit, die er bisher an den Tag gelegt hatte, sondern nur einen Schmerz, der viel tiefer ging, als körperliche Pein es vermochte. Dieser Mann war ein Verlorener, dem etwas gestohlen worden war, etwas ungeheuer Wichtiges, vielleicht das einzige, woran er je geglaubt hatte. Als er aus dem Transmitter herausgetaumelt war, da hatte sie nichts als Angst gespürt, wenn er auch keinen Moment gezögert hatte, sich sofort auf Skudder zu stürzen und ihn mühelos überrannt hatte. Aber Charity war plötzlich nicht mehr sicher, ob sie Angst vor diesem Mann haben mußte. Trotz seines entsetzlichen Zustandes war er noch immer in der Lage, aufzustehen und sie zu töten, mit der gleichen Leichtigkeit, mit der er die beiden Rieseninsekten überwunden hatte. Aber irgend etwas hielt ihn zurück. Irgend etwas, das ... Ein dünner, grellweißer Lichtblitz traf die Brust des Megamannes. Der Megakrieger bäumte sich auf und kippte mit einem keuchenden Schrei nach vorne, als der Laserstrahl seinen Körper durchbohrte und seine gesamte Energie schlagartig in die hinter ihm befindliche Wand abgab. Der Stein begann dunkelrot zu glühen, und aus dem Rücken der zerfetzten schwarzen Jacke des Megamannes schlugen Flammen. Er stürzte vornüber, wälzte sich stöhnend auf den Rücken, um die Flammen zu ersticken - und bäumte sich erneut auf, als ein zweiter Laserblitz seinen Körper traf. Charity war mit einer einzigen Bewegung auf den Beinen. Abn El Gurk stand nur zwei Meter hinter ihr. Er hatte eine der Strahlenwaffen aufgehoben, die der Megamann den Ameisen aus den Händen geschlagen hatte, und richtete sie gerade auf den Gestürzten, um einen dritten Schuß abzugeben. »Nein!«
    Der Gnom beachtete sie nicht einmal. Er spreizte die Beine und packte den Laser mit beiden Händen,
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