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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen
Autoren: Christina Dodd
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berappeln, doch ihr Patient lag reglos unter ihren Händen. »Dein Freund ist ziemlich nutzlos, wusstest du das?«, fragte sie MacLean im Plauderton. »Ein angenehmer Mann und vermutlich ein guter Faustkämpfer, aber jetzt ist er einfach so umgefallen. Verblüffend, findest du nicht?«
    Sie suchte nach irgendeinem Zeichen, dass ihre Worte ihn erreichten.
    Nichts.
    »Diese Explosion hat eine erstaunliche Menge Schaden angerichtet.« Sie tastete sanft seine Rippen ab. »Aber du hast Glück gehabt. Ein paar angeknackste Rippen vielleicht, aber keine, die gebrochen wäre und dich durchbohren könnte.« Sie wusch jede Körperpartie, trocknete sie gleich wieder sorgfältig ab und deckte sie zu.
    Mit jeder Berührung wuchs das Zusammengehörigkeitsgefühl. Als er noch gesund und ihr Ehemann gewesen war, hatte sie nie so empfunden. Viel leicht hatte diese Tragödie ihn verändert – oder die Jahre hatten ihn erwachsen werden lassen, sein Wesen in erkennbarem Maße durchdrungen. Vielleicht hatte auch sie sich verändert, war weicher geworden, nachsichtiger. Oder sie hatte einfach nur begriffen, dass der Tod über ihm kreiste wie ein großer schwarzer Rabe, der jeden Moment herniederstoßen konnte, bevor sie ihrer beider Geschichte weiterschreiben konnten.
    Unten waren Männer zu hören, eine Begrüßung, und dann das Geräusch von Schritten, die die Treppe heraufkamen. Hinter ihr regte sich ächzend Mr. Kinman, ein Koloss von einem Mann, der kein Blut sehen konnte. Doch jetzt zählte nur eines: MacLean eine Chance zu geben. »MacLean«, wiederholte sie seinen Namen, sicher, dass er, wenn überhaupt auf etwas, darauf reagieren würde. »Du hättest ein Auge verlieren können, bei all den herumfliegenden Glasscherben, aber du hattest Glück. Und der Bruch war furchtbar.« Während die Schritte sich näherten, nahm sie die qualvolle Aufgabe in Angriff, sein Bein auszuwickeln. »Aber irgendwie bist du alle Infektionen losgeworden. Du wirst wieder gehen können. Also, MacLean, sag mir, warum schläfst du immer noch?«
    »Er schläft, weil er einen Schlag an den Kopf bekommen hat, junge Lady.« Oben an der Treppe stand ein schnauzbärtiger Gentleman, der braunen Tweed trug und nach Tabak roch. Ein hoch gestellter Gentleman, einer, der – aus seiner Miene zu schließen – zu Häme und ungerechtfertigtem Hochmut neigte. »Ich bin Dr. Bridges, und ich fordere eine Erklärung! Was glauben Sie, was Sie da tun?«
    Mr. Throckmorton stand hinter ihm im Schatten, und obwohl er Bridges die Führungsrolle zubilligte, wandte Enid sich dennoch alleine an ihn. »Mr. Throckmorton, ich wasche MacLean, er ist schmutzig.« Enid warf den Lappen ins Becken. »Mr. Kinman, dürfte ich Sie bitten, das hier auszuleeren und mir frisches, heißes Wasser zu bringen?«
    Mr. Kinman ächzte, krabbelte zu ihr hinüber und streckte die Hände aus.
    Sie reichte ihm das Becken und mahnte: »Nicht ausschütten.«
    »Tu ich nicht«, flüsterte Kinman, kam stolpernd auf die Füße und machte sich zur Treppe auf.
    Dr. Bridges' üppiger Schnurrbart bebte vor Entrüstung. »Junge Lady, ich bin ausgebildeter Mediziner, Oxfordabsolvent. Was Sie da tun, ist falsch.«
    »Vielleicht ist es das, aber das, was Sie tun, bringt ihn um.« Sie dämpfte mit Bedacht die Stimme, andernfalls hätte sie angefangen zu schreien, und das hätte möglicherweise den Patienten beeinträchtigt.
    Sie betrachtete MacLeans schlaffe Gesichtszüge.
    Natürlich würde sie schreien, wenn ihn das aufwecken würde.
    »Auch ein Kranker verdient, gewaschen zu werden und in sauberen Laken zu liegen«, sagte sie.
    »Diese Verbände waren die einzige Methode, die Schwellungen in Grenzen zu halten.« Dr. Bridges gestikulierte in MacLeans Richtung. »Sehen Sie ihn doch an. Kaum, dass Sie die Bandagen entfernt haben, bläst er sich auf wie eine Kröte.«
    Es stimmte. Enid sank das Herz. Hätte sie, bevor sie sich mit ihrem Gegenspieler und Richter auseinander setzte, nur die Zeit gehabt, MacLean fertig zu begutachten! »Ich werde ihn in Eis packen, um die Schwellungen zurückzuhalten. Mr. Throckmorton, ist es möglich, Eis kommen zu lassen?«
    »Ist es, ja.« Throckmorton ging zur Treppe und rief seine Anweisungen nach unten, dann kehrte er zurück, um Enid und den Doktor mit nüchtern abschätzenden Blicken zu mustern.
    Ein weniger kränklich und wesentlich interessierter wirkender Mr. Kinman kehrte zurück, stellte das Becken auf dem Nachttisch ab und offerierte saubere Lappen sowie ein kleines, mit Eis
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