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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen
Autoren: Amanda Cross
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formuliert. Joyce war am Ende seines Lebens sehr krank, nicht wahr? Und außerdem war Krieg.« »Wie idiotisch, daß wir überhaupt nach Araby gekommen sind.
    Ich hätte Veronica überreden sollen, den ganzen Krempel einfach der Kongreßbibliothek zu vermachen, dann hätte die sich darum kümmern können. Was könnte es denn für ein Geschenk gewesen sein?« »Haben Sie Harry Levin gelesen? Ich glaube, ich mache noch einen Spaziergang. Kate, es ist besser, Sie wissen Bescheid: Ich habe das ganze Haus durchsucht.« »Emmet!« »Es mußte sein; jedes Zimmer absuchen, in Deckung gehen, in Gästezimmer schleichen – verbotenes, nächtliches Schleichen von Schlafzimmer zu Schlafzimmer ist nichts dagegen. Ich glaube, an mir ist ein Raffles verlorengegangen; wenn ich nur ein bißchen mehr wie Cary Grant aussähe und ein bißchen weniger wie Little Lord Fauntleroy. Übrigens habe ich dabei Ihren Führerschein gefunden.« »Danke, mein lieber Junge, aber ich hatte ihn schon entdeckt. Sie waren wirklich gründlich. Emmet, was schlagen Sie jetzt vor?« »Ein Spaziergang durch die Felder und Wiesen ist gar nicht so schrecklich«, sagte Emmet, »solange man den Kuhfladen ausweicht und sich strikt weigert, an Schlangen zu denken. Brad ist wieder draußen zum Heuen – diese Kühe fressen wirklich enorme Mengen Heu.« Als Leo heimkam, schickte Kate ihn den Kuchen holen. »Versuch, ihn nicht fallen zu lassen«, sagte sie, »und geh vorsichtig. Paß auf die Autos auf.« Warum, dachte sie, können wir es uns eigentlich nicht verkneifen, den Kindern dauernd Anweisungen entgegenzuschleudern, obwohl wir tief in unserem Innersten wissen, daß sie noch nicht einmal die geringste Aufmerksamkeit darauf verschwenden können? Vielleicht ist das die moderne Art, böse Geister zu verjagen. »Leo«, sagte Kate, die sich plötzlich an etwas erinnerte, »ich habe gehört, daß es dir Spaß macht, auf dem Heuwagen mitzufahren, wenn die Maschine die Heuballen hineinschleudert.« »Also, Tante Kate. Das ist wirklich nicht gefährlich. Ich habe es William gezeigt. Sogar eine Blindschleiche hätte ausweichen können.« »Wo war William, als du auf dem Heuwagen mitfuhrst?« »Er war dabei, jedenfalls die meiste Zeit. Manchmal hat ihn diese Mrs. Bradford gebeten, ihr bei irgendwas zu helfen, weißt du. Sie war wirklich eine – jetzt, wo sie tot ist, sage ich es besser nicht.« »Noch eins, Leo. Glaubst du, du kannst der jungen Dame, die den Kuchen gebacken hat, diese Flasche Wein mitbringen, ohne sie fallen zu lassen oder auszutrinken?« Die letzte Bemerkung machte Leo sichtlich Spaß. »Wahrscheinlich kippe ich sie in einem Zug runter«, sagte er. Und er zog schwankend die Straße hinunter, setzte immer wieder die Flasche an den Mund und tat so, als leere er sie Schluck für Schluck. Wenn ich mir vorstelle, sagte Kate zu sich selber, daß Lord Peter Wimsey einen nicht einmal eine Flasche Wein hat abwischen lassen. Keine Frage, wir leben in furchtbaren Zeiten.

Eine kleine Wolke
    »S oweit ich sehen kann«, sagte Grace und ging auf Kate zu, »ist der Junge vollkommen in Ordnung. Natürlich bin ich eine kinderlose alte Jungfer und kenne mich da nicht aus.« »Sind alte Jungfern nicht gewöhnlich kinderlos?« fragte Kate.
    »Sie zum Beispiel nicht. Sie haben Leo.« »Gottseidank nur für diesen Sommer. Wie geht es Lina?« »Wartet auf Williams Rückkehr aus Williams – was für ein schrecklich klingender Satz.« »Ich habe ihr geraten, sich weniger Gedanken um William zu machen.« »Ist Ihnen schon aufgefallen, daß solche Ratschläge immer das Gegenteil zu bewirken scheinen?« »Jetzt, wo Sie es sagen, ja. Grace, diese ganze Geschichte bringt mich mehr und mehr durcheinander. Jetzt glaubt Emmet, daß ein wertvoller Brief von Joyce, womöglich mehr als nur ein Brief, gestohlen worden ist.« »Ach ja?« »Sie klingen nicht sehr überrascht.« »Das bin ich auch nicht. Sie können nicht drei Menschen, deren akademische Karriere von der Chance einer aufsehenerregenden Veröffentlichung abhängt, eine solche Versuchung unter die Nase halten, ohne mit Schwierigkeiten zu rechnen. ›Und führe uns nicht in Versuchung‹, heißt es im Vaterunser.« »Sie machen mir Angst. Welche drei meinen Sie?« »William. Mr. Mulligan. Emmet selber.« »Mr. Mulligan? Der ist doch schon ordentlicher Professor.« »Ich weiß. Aber er würde trotzdem gerne solch einen Coup landen, davon bin ich überzeugt. Und was Emmet angeht, wer weiß denn, wann der Brief gestohlen wurde
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