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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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diesen Männern nicht interessiert. Sie mochte sie nicht mal.«
    »Warum hat sie dann …?«
    »Ich bin Lehrer für Deutsch und Biologie, ich bin kein Psychologe. Aber ich glaube, ihr Problem war die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund.«
    »Armin Hinz«, warf ich ein.
    »In den letzten Monaten war sie fast immer schlecht gelaunt, beinahe depressiv. Sie wollte sich von Armin trennen, aber sie schaffte es nicht. Sie hat diese Männer nur benutzt, um Armin zu provozieren.«
    »Damit er sich von ihr trennt?«
    »Richtig.«
    Kampen steckte sich die nächste Zigarette an. »Sie sind nicht Ines' Bruder.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ines hat mir von ihrem Bruder erzählt. Er würde sich nicht so verhalten wie Sie.«
    »Und trotzdem haben Sie mir das alles gesagt?«
    »Ich bin neugierig. Ich wollte herausfinden, warum Sie sich für Ines interessieren.«
    »Ich bin Privatdetektiv«, sagte ich. »Jemand hat mich damit beauftragt, den Mörder von Ines zu finden.«
    »Tut das nicht schon die Polizei?«
    »Die hat gestern Abend den mutmaßlichen Mörder von Ines erschossen.«
    »Und Ihr Auftraggeber glaubt, dass der tatsächliche Mörder noch frei herumläuft?«
    »Seit gestern Abend bin ich mein eigener Auftraggeber.«
     
    Das sommerliche Wetter der letzten Tage hatte sich verzogen und ein leichter Nieselregen setzte ein, als ich durch das Kuhviertel zu meiner Wohnung zurückging. Münsters Vergnügungsviertel ist so bieder und anständig wie die Freizeitgestaltung des Bischofs. Statt Obenohne-Bars und Peep-Shows gibt es mit Kalbshirn gefüllte Pasteten, die sich Töttchen nennen, und Altbier, in dem Früchte schwimmen. In Lokalen, die so tun, als wären sie ein Freilichtmuseum für bäuerliche Kneipenkultur.
    Zu dieser frühen Tageszeit waren die Kneipen noch geschlossen und die engen Gassen menschenleer. Erst auf der Promenade begegneten mir ein paar Radfahrer, die sich tief über die Lenker beugten, um den Regentropfen auszuweichen.
    Ich schlug den Kragen meines Jacketts hoch und beneidete die Radfahrer um ihre Sorgen. Es hatte schon bessere Anlässe gegeben, um nach Amsterdam zu fahren.

XVII
     
     
    Ich parkte wieder auf dem kleinen bewachten Parkplatz am Rokin. Hier waren die Parkgebühren zwar so hoch wie andernorts die Hotelpreise, aber dafür hatte man gute Chancen, anschließend alle vier Räder und das Autoradio wiederzufinden.
    Ich schlenderte am Dam vorbei und in den Rotlichtbezirk hinein. Das Café, in dem ich mich mit Armin verabredet hatte, kannte ich noch von meinem letzten Besuch. Es hatte ein Hanfblatt über dem Eingang und nannte sich Hard Rock Café.
    Armin hatte sich in den letzten Tagen nicht rasiert und sah ziemlich entspannt aus. Vielleicht lag das an der braunhäutigen Schönheit, die neben ihm saß und mit ihren schwarzen Augen kullerte.
    »Georg, da bist du ja!«, sagte er und erhob sich. Er schwankte nur ganz leicht. »Das ist Chantal. Wir haben schon ein bisschen gefeiert.«
    Chantal strahlte mich an. Ich schätzte sie auf neunzehn.
    Armin legte einen Arm um sie. »Seit ich Chantal kenne, geht es mir wieder richtig gut.«
    »Du hast dich schnell getröstet«, sagte ich und bestellte einen Kaffee.
    »Warum trinkst du Kaffee? Wir wollen feiern. Die Rückkehr von Armin Hinz in die menschliche Gesellschaft.«
    »Ich will noch heute Nacht zurückfahren.«
    »Kommt gar nicht infrage. Ich habe ein Hausboot gemietet, hier ganz in der Nähe, in der Prinsengracht. Du schläfst selbstverständlich bei mir.«
    »Wir werden sehen.«
    »Was ist los? Freust du dich gar nicht?«
    »Worüber?«
    »Darüber, dass der Mörder von Ines gefasst ist, ich meine, erschossen.«
    »Nein.«
    Chantal guckte verständnislos von Armin zu mir. Offensichtlich verstand sie kein Deutsch.
    »Mal abgesehen davon, dass ich es nicht gut fand, wie er erschossen wurde, hat er den Mord nicht gestanden.«
    »Ist das für dich so wichtig?«
    »Ja.«
    »Du glaubst doch nicht etwa immer noch, dass ich …«
    Chantal hatte den drohenden Unterton in Armins Stimme bemerkt und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Armin lachte. »Sie spricht nur Holländisch und Englisch, weißt du. Sie glaubt, dass wir Streit haben.«
    Nachdem er ihr in Englisch verkündet hatte, dass ich ein Freund sei, lächelten wir alle eine Runde. Ein Rastafari-Typ kam die Treppe herauf und stellte sich an das Geländer. Er starrte eine Zeit lang in unsere Richtung, bis Chantal aufstand und zu ihm hinüberging.
    »He, was soll das?«, rief Armin und torkelte
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