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Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Titel: Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Autoren: Conn Iggulden
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zu einem dieser Männer werden, die er damals schon gehasst hatte. Auch das Alter würde ihn nicht in dieses Muster zwängen, solange er es verhindern konnte. Er erhob sich und trat vor Adàn hin.
    »Ich erwarte von dir, dass du diese Chance nicht vergeudest, denn eine zweite bekommst du von mir nicht.«
    Adàn wäre beinahe in Tränen ausgebrochen; seine Gefühle drohten ihn zu überwältigen. Er hatte sich schon auf den Tod vorbereitet. Dass er jetzt verschont worden war und man ihm die Freiheit versprochen hatte, war einfach zu viel für ihn. Aus einem Reflex heraus, und bevor jemand ihn daran hindern konnte, machte er einen Schritt nach vorne und beugte das Knie.
    Julius blickte versonnen auf den jungen Mann vor ihm hinunter.
    »Wir sind nicht der Feind, Adàn. Denke immer daran. Ich lasse sogleich einen Schreiber die Begnadigung aufsetzen. Warte unten auf mich!«, sagte er schließlich.
    Adàn stand auf und sah noch ein letztes Mal in die dunklen Augen des Römers, bevor er den Raum verließ. Als sich die Tür hinter ihm schloss, sackte er entkräftet gegen die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihm war ganz schwindelig vor Erleichterung, und jeder Atemzug, den er in die Lunge sog, war rein und kühl. Es war ihm unbegreiflich, warum man ihn verschont hatte.
    Der Wachposten unten im Vorraum verdrehte sich den Hals, um zu Adàns zusammengesunkener Gestalt heraufzuschauen.
    »Dann soll ich wohl schon die Messer für dich ins Feuer legen, wie?«, höhnte der Römer.
    »Heute noch nicht«, erwiderte Adàn und genoss die Verblüffung, die sich auf dem Gesicht des Mannes zeigte.
    Brutus drückte Julius einen Becher in die Hand und goss geschickt aus einer Amphore Wein hinein.
    »Erklärst du uns wenigstens, warum du ihn ungeschoren lässt?«, fragte er gelassen.
    Julius hob den Becher ein wenig an, um zu zeigen, dass er voll genug war. Dann trank er einen Schluck und streckte ihn noch einmal aus.
    »Weil er tapfer war«, sagte er einfach.
    Renius rieb sich nachdenklich die Bartstoppeln. »Er wird in den Städten berühmt werden, ist dir das klar? Er wird der Mann sein, der sich uns gestellt und überlebt hat. Sie machen ihn bestimmt zum Bürgermeister, wenn der alte Del Subió einmal stirbt. Die jungen Leute werden sich um ihn scharen, und ehe du dich versiehst …«
    »Genug jetzt«, unterbrach ihn Julius ungeduldig. Sein Gesicht war vom Wein schon leicht gerötet. »Das Schwert ist nicht die Antwort auf alles, auch wenn du dir das noch so sehr wünschst. Wir müssen mit ihnen zusammenleben, ohne dass wir unsere Männer immer nur paarweise hinausschicken können und ohne dass wir auf jeder Straße und jedem Weg einen Hinterhalt fürchten müssen.« Er gestikulierte eifrig, während er nach den richtigen Worten für seine Gedanken suchte.
    »Sie müssen Römer werden wie wir. Sie müssen willens sein, für unsere Sache zu kämpfen und im Kampf gegen unsere Feinde zu sterben. Pompeius hat uns den richtigen Weg gezeigt, als er hier Legionen ausgehoben hat. Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich sagte, wir seien nicht der Feind. Verstehst du das?«
    »Ich verstehe es«, ließ sich plötzlich Ciro vernehmen, und seine tiefe Stimme übertönte Renius’ Antwort.
    Julius’ Miene hellte sich auf. »Da seht ihr es! Ciro ist zwar nicht in Rom geboren , aber er ist aus freien Stücken zu uns gekommen, und er ist ein Römer.« Wieder rang er nach Worten, weil sich seine Gedanken überschlugen. »Rom ist … eine Idee. Es ist viel mehr als nur Blut. Wir müssen uns so verhalten, dass es Adàn mehr schmerzen würde uns zu vertreiben, als sich das eigene Herz aus dem Leib zu reißen. Heute Nacht wird er sich vielleicht noch fragen, warum er nicht hingerichtet worden ist. Aber jetzt weiß er, dass es Gerechtigkeit gibt, selbst wenn ein römischer Soldat getötet wurde. Er wird diese Kunde weitertragen, und diejenigen, die an dieser Gerechtigkeit noch zweifeln, werden innehalten und nachdenken. Das ist Grund genug.«
    »Es sei denn, er hat den Mann nur aus Spaß umgebracht«, warf Renius ein. »Dann erzählt er jetzt seinen Freunden, wir seien schwach und dumm.« Er wagte es nicht weiterzusprechen, ging hinüber zu Brutus und nahm ihm die Amphore aus den Händen. Um sich einzuschenken, hielt er sie in der Beuge seines Ellenbogens, doch er war so aufgebracht, dass er ein wenig Wein auf den Boden schüttete.
    Julius sah ihm zu, und seine Augen wurden schmal. Er holte tief Luft, um den Jähzorn zu bändigen, der in ihm
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