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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven
Autoren: Conn Iggulden
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begriffen. Die drei kräftigsten hakten die Arme ineinander und stellten sich mit dem Rücken dicht an die dunklen Steine der äußeren Mauer. Zwei weitere kletterten an ihnen hoch und drehten sich langsam um, so dass auch sie sich gegen die Wand hinter ihnen lehnen konnten. Die unteren drei stöhnten auf, als das Gewicht der beiden auf ihre Rüstungen drückte. Die Metallplatten bohrten sich in ihre Schultern, doch ohne deren Schutz hätte leicht ein Schlüsselbein brechen können. Schweigend ertrugen sie das Ungemach, aber Julius sah, dass sie nicht lange durchhalten konnten.
    Er drehte sich zu den letzten beiden um, die sich ihrer Rüstungen bis auf die Unterkleider entledigt hatten und nun aufgeregt grinsend und barfuß vor ihm standen. Julius nickte ihnen zu. Genauso behände und mit der gleichen Geschwindigkeit, die sie im Tauwerk der Accipiter an den Tag legten, kletterten sie an ihren Kameraden hinauf. Während er auf sie wartete, zog Julius sein Schwert und versuchte in der Dunkelheit über sich etwas zu erkennen.
    Zwanzig Fuß von ihnen entfernt stand Pelitas an der inneren Mauer, presste das Gesicht gegen den kalten, trockenen Stein und schickte ein verzweifeltes Stoßgebet gen Himmel. Seine Finger zitterten, weil sie zwischen zwei Steinplatten kaum Platz zum Zupacken fanden. Angestrengt versuchte er beim Hinaufziehen jedes Geräusch zu vermeiden. Seine Füße suchten nach einem Tritt, und sein Atem kam so laut und stoßweise zwischen den Zähnen hervor, dass er fast sicher war, jeden Augenblick würde jemand erscheinen und nachsehen. Einen Moment lang bedauerte er schon, den schweren Gladius zusammen mit dem um die Brust gewickelten Seil mitgenommen zu haben. Einerseits konnte er sich nichts Schlimmeres vorstellen als die Mauerkrone ohne Waffe zu erreichen, andererseits war die Aussicht, mit lautem Getöse abzustürzen, genauso unerfreulich.
    Im Widerschein der Fackeln aus dem Inneren der Festung, die zur Verteidigung gegen Gaditicus und seine fünfzig Männer ansetzte, erkannte Pelitas über sich den Umriss eines hervorstehenden Steins. Er lachte verächtlich in sich hinein. Richtige Soldaten hätten schon längst Späher ausgesandt, um die Umgebung nach einer zweiten Angreifergruppe oder einem Hinterhalt abzusuchen. Es war doch gut, wenn man sein Handwerk richtig gelernt hatte, dachte er bei sich.
    Blind tastete sich seine Hand nach oben und fand schließlich festen Halt, wo die Jahrhunderte die Kante eines Steinquaders ausgewaschen hatten. Pelitas’ Arme zitterten vor Erschöpfung, als er endlich die Hand auf den obersten Stein der Mauer legte und einen Moment lang so hängen blieb. Bevor er sich ganz hinaufzog, lauschte er sicherheitshalber, ob jemand nahe genug war, um ihn aufzuspießen.
    Doch selbst als er den Atem anhielt, um zu horchen, vernahm er kein verdächtiges Geräusch. Er nickte vor sich hin und presste die Zähne aufeinander, als könne er die Angst zerbeißen, die er in solchen Momenten immer verspürte. Dann zog er sich hoch, schwang ein Bein über die Mauerkrone und ließ sich hinter die Mauer fallen. Dort duckte er sich sofort und zog seinen Gladius langsam und so geräuschlos wie möglich aus der Scheide.
    Unsichtbar kauerte er in der Dunkelheit auf dem Rand einer schmalen Plattform, von der zu beiden Seiten Stufen zu den anderen Gebäuden hinunterführten. Die Überreste einer Mahlzeit auf dem Boden verrieten ihm, dass hier eine Wache gestanden hatte. Doch der Mann war offensichtlich zum Tor geeilt, um den Angriff dort abzuwehren, statt auf seinem Posten zu bleiben. Angesichts dieses Mangels an Disziplin schüttelte Pelitas missbilligend den Kopf.
    Behutsam wickelte er sich das schwere Seil vom Körper und band ein Ende an einen verrosteten Eisenring, der in den Stein eingelassen war. Er zog kräftig daran, lächelte und ließ das erneut locker aufgerollte Seil hinunter in die Dunkelheit fallen. Julius sah, dass auch eine der anderen Einheiten dicht an der Innenseite der Außenmauer stand. Die Männer ahmten seine Idee nach, die Leitern hereinzuholen. Beim nächsten Mal würden sie ein Seil an die obere Sprosse binden, es über die Mauer werfen, und der letzte Mann konnte die Leiter dann einfach hochziehen. Aber hinterher war man immer schlauer. Gaditicus hätte mehr Zeit damit verbringen sollen, die Anlage der Festung zu erkunden, obwohl das zugegebenermaßen sehr schwierig war, denn im weiten Umkreis überragte nichts den steilen Hügel von Mytilene. Julius verwarf den Gedanken
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