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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven
Autoren: Conn Iggulden
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hörte, dass Suetonius die Geschichte zum Besten gab, wie er den anderen Tesserarius mit dem Kopf nach unten an einen Baum hatte hängen lassen, nachdem er ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpasst hatte. Sein Tonfall ließ diesen Vorfall lediglich wie einen derben Knabenstreich erscheinen. Gegen Ende seiner Erzählung spürte er Julius’ Blick auf sich ruhen, täuschte Überraschung vor und zwinkerte seinem Stellvertreter bedeutungsvoll zu. Dann hatten sich alle wieder ihren Pflichten zugewandt.
    Als Gaditicus zu der letzten Einheit weiterschritt, sah Julius Suetonius hinter dessen Rücken grinsen. Er selbst hielt die Augen fest auf den Zenturio gerichtet, salutierte steif und nahm Haltung an. Gaditicus nickte ihm zu und erwiderte den Salut mit einer raschen Bewegung des rechten Unterarms.
    »Wenn sie bis jetzt noch nicht gemerkt haben, dass wir hier sind, müssten wir das kleine Nest bis zum Morgengrauen ausgeräuchert haben. Wenn sie aber gewarnt worden sind, müssen wir um jeden Schritt kämpfen. Vergewissere dich, dass Rüstungen und Schwerter gegen Geräusche gedämpft sind. Ich will nicht, dass sie Alarm schlagen, solange wir noch auf den ungeschützten Hängen herumklettern.«
    »Jawohl, Zenturio«, erwiderte Julius.
    »Deine Männer greifen die Südseite an. Dort geht es nicht ganz so steil hinauf. Bring so schnell wie möglich die Leitern zum Einsatz und lass am Ende jeder Leiter einen Mann stehen, der sie festhält. So verliert ihr keine Zeit damit, nach einem festen Tritt zu suchen. Suetonius’ Männer haben den Auftrag, die Wachen am Tor zu töten. Dort stehen vier Mann, es könnte also laut werden. Wenn ihr Schreie hört, bevor ihr die Mauer erreicht habt, dann rennt los. Wir dürfen ihnen keine Zeit lassen, sich zu fangen. Verstanden? Gut. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Wissen wir, wie viele da drin sind, Herr?«, fragte Julius.
    Gaditicus sah ihn überrascht an.
    »Wir nehmen diese Festung ein, ganz egal, ob sie fünfzig oder fünfhundert Mann haben! Sie haben seit zwei Jahren keine Steuern gezahlt, und der hiesige Statthalter ist ermordet worden. Bist du etwa der Meinung, wir sollten auf Verstärkung warten?«
    Julius errötete beschämt. »Nein, Zenturio.«
    Gaditicus lachte bitter auf. »Die Flotte ist schon spärlich genug bestückt. Wenn du diese Nacht überlebst, wirst du dich allmählich daran gewöhnen, dass du niemals genug Männer und Schiffe zur Verfügung hast. Jetzt nimm deinen Platz ein und umgehe die Festung in einem großen Bogen. Nutzt jede Deckung. Verstanden?«
    »Jawohl«, antwortete Julius und salutierte erneut. Ein Offizier zu sein, wenn auch nur im niedrigsten Dienstgrad, war nicht gerade leicht. Es wurde einfach erwartet, dass er wusste, was zu tun war, als stellten sich die Fähigkeiten mit dem Rang von selbst ein. Er hatte noch nie zuvor eine Festung angegriffen, weder bei Tag noch bei Nacht, und jetzt sollte er blitzschnell Entscheidungen treffen, von denen Leben oder Tod seiner Männer abhingen. Entschlossen drehte er sich zu ihnen um. Er würde sie nicht enttäuschen.
    »Ihr habt den Zenturio gehört. Geräuschlos vorgehen, getrennt marschieren. Auf geht’s!«
    Wie ein Mann schlugen alle mit der rechten Faust gegen ihre ledernen Brustpanzer. Julius zuckte bei dem leisen Geräusch zusammen.
    »Und macht nicht so einen Krach! Bis wir in der Festung sind, bestätigt ihr keinen meiner Befehle mehr. Ich will nicht, dass ihr losplärrt, ›Jawohl, Herr‹, wenn wir gerade versuchen, lautlos vorzurücken, verstanden?«
    Einige Männer grinsten, doch während sie sich langsam in der Deckung von Büschen und Felsen voranarbeiteten, war die Anspannung deutlich spürbar. Zwei andere Einheiten schlossen sich Julius’ Truppe an; Gaditicus blieb zurück, um den Hauptangriff zu befehligen, sobald die Torwachen ausgeschaltet waren.
    Als er sah, wie reibungslos sich die Männer immer paarweise zusammenfanden, war Julius dankbar für die endlosen Übungen. Jede Einheit führte vier lange Leitern mit sich, deren breite Sprossen die Soldaten fast in vollem Tempo hinaufstürmen konnten. Innerhalb weniger Sekunden würden sie die Zinnen der schwarzen Mauern erreicht haben und von dort in die Festung eindringen. Dann dürfte es richtig gefährlich werden. Da sie nicht wussten, wie vielen Aufständischen sie gegenüberstanden, würden die Legionäre versuchen, gleich zu Anfang so viele wie möglich von ihnen zu töten.
    Als die Fackel einer Wache nicht weit vor ihnen zum Stehen kam,
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