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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis
Autoren: Raymond Khoury
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und die entscheidende Frage blieb ihr im Hals stecken. Sie wandte sich an Webster. «Hatte Sebastian recht? Wirkt es bei … allen?»
    Webster schaute sie an, und grenzenlose Genugtuung funkelte in seinen Augen, als er nickte.
     
    Sie saßen an dem kleinen Küchentisch und machten sich über eine Mahlzeit aus Maisgrütze, Käse, Brot und Oliven her, die Arija ihnen servierte. Mia hatte Mühe, die vielen Fragen zurückzustellen, die ihr im Kopf herumgeisterten, und zu essen. Sie wusste, dass ihr Körper als Erstes Nahrung brauchte.
    Aber leicht war es nicht.
    Sie standen an der Schwelle zu einer neuen Welt.
    Der mochtar hatte Munir erzählt, was Webster dem Hakim an Sebastians Grab eröffnet hatte, und er hatte ihm berichtet, wie Webster und seine Partner das Geheimnis geschützt hatten. Als Munir erfuhr, dass Webster Sebastians Enkel war, hatte er sich so weit beruhigt gefühlt, dass er Websters Geschichte selbst auf den Grund gegangen war.
    «Der Geheimzirkel aus den unterirdischen Gewölbekammern in Al-Hillah», sagte Evelyn, «was wissen Sie darüber?»
    «Das waren unsere Vorfahren», sagte Munir. «Dort hat alles angefangen, im südlichen Irak, um die Mitte des elften Jahrhunderts.»
    Ein wenig bekannter Wissenschaftler und Philosoph namens Abu Fares Al-Masboudi hatte die Entdeckung gemacht. «Die Sümpfe im südlichen Irak waren reich an Bacopa , und Reisende aus Indien hatten berichtet, dass die Menschen dort es seit Jahrhunderten benutzten. Das weckte seine Neugier.»
    Webster sah die Frage in Mias Blick. «Es ist wie mit dem Aspirin, von dem wir gesprochen haben», erklärte er. «Wenn man ein Stück Weidenrinde kaut, ist die Wirkung nicht die gleiche wie die einer Tablette. Es ist ein komplizierter chemischer Prozess, aber es beginnt mit dieser Pflanze.»
    Munir nickte. «Al-Masboudi fing an, es selbst einzunehmen, und weil er es einfach für gesund hielt, gab er es auch seiner Frau und zwei seiner Kollegen und deren Frauen. Nachdem sie das Elixier ein paar Jahre lang genommen hatten, bemerkten sie alle, wie es wirkte. Sie erkannten die vielfältigen Folgen, die es haben würde, und bildeten diesen geheimen Zirkel, von dem Sie sprechen, um darüber zu diskutieren, was damit anzufangen sei, und ob sie es bekannt geben sollten oder nicht. Sie müssen bedenken, dass die Welt damals ganz anders war als heute. Alle behaupteten, wundersamen Entdeckungen auf der Spur zu sein, aber es gab einen schmalen Grat, und wer solche Experimente machte, galt schnell als Zauberer und wurde verfolgt – oder Schlimmeres.»
    «Wir haben ihre Schriften studiert», sagte Evelyn mit einem Seitenblick auf Webster. «Hatten sie eine Verbindung zu den Brüdern der Reinheit?»
    «Einer von Al-Masboudis Kollegen gehörte zu dieser Bruderschaft», bestätigte Munir und nickte beeindruckt. «Sie debattierten darüber, ob sie der Bruderschaft ihre Entdeckung offenbaren sollten, am Ende beschlossen sie jedoch, alles für sich zu behalten, bis sie sicher sein konnten, dass die Herrscher die Entdeckung nicht missbrauchen würden. Im Irak herrschte damals unter der Regierung des Kalifen Al-Qa’im fast ebenso viel Aufruhr wie heutzutage. Meine Ahnen befürchteten, wenn sie dem Kalifen ihr Geheimnis anvertrauten, würde er sie alle umbringen und dann Auserwählten ein langes Leben schenken, um sich so zum Gott zu machen. Also schwiegen sie und warteten ab; sie trafen sich heimlich und überlegten, wie eine neue Welt, in der die Menschen länger lebten, organisiert werden müsste.
    Im Laufe der Jahre war es unvermeidlich, dass die Leute anfingen zu reden. Meine Vorfahren fanden, es sei an der Zeit, in eine andere Gegend zu ziehen und ein neues Leben zu beginnen. Sie wanderten in den Norden. Irgendwann ließen sie sich im Gebiet der Jesiden nieder» – er nickte dem mochtar kurz zu – «und kamen schließlich hierher in dieses entlegene Tal.»
    «Und je länger sie warteten, desto schwieriger wurde es, einen Weg zu finden, ihre Entdeckung bekannt zu geben», stellte Webster fest.
    Munir nickte. «Bis vor kurzem galt es als praktisch unmöglich, anderen davon zu erzählen. Unsere Auffassung war immer: Entweder sollte jeder die Möglichkeit haben, es zu bekommen, oder es musste geheim gehalten werden. Aber jahrhundertelang wurde die Welt von selbstsüchtigen Aristokratien und skrupellosen Diktatoren beherrscht. Es gab keine Brüderlichkeit unter den Menschen, keine wahre Demokratie. Es gab Sklaverei. Kriege wurden geführt, aus Eitelkeit und
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