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Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)

Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)

Titel: Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
Autoren: Don Both
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Tatsächlich mischte sich Gefühl in ihren herablassenden Ton. Sie klang verletzlich, und ich hatte fast Mitleid mit ihr. Aber nur fast, denn sie liebte Tristan nicht. Sie liebte vielleicht die äußere Hülle, das, was er repräsentierte, aber nicht den Menschen dahinter. Den Menschen, den sie nicht kannte und auch nie kennenlernen würde.
    »Ich würde alles für ihn tun!« Oh Gott, ihre Aussage erinnerte mich stark an mich damals. »Wirklich ... alles, weißt du ...« Den Film hatte sie zum Glück ausgemacht, dennoch hielt sie mir ihr Telefon unter die Nase und fuchtelte damit rum, sodass die Kunststeine darauf glitzerten. »Ich würde deinem Vater sogar das hier zukommen lassen! Was meinst du, würde er wohl sagen?«, säuselte sie.
    »Das kannst du nicht machen!«, warf ich panisch ein, doch sie grinste nur breiter. Denn allein die Vorstellung von Harald, der das Video sah … Nein, das durfte einfach nicht passieren! »Keine Angst, Mia. Ich werde es natürlich für mich behalten. Unter einer klitzekleinen Bedingung …« ,
    »Ich soll mich von Tristan fernhalten«, antwortete ich emotionslos, denn es war nicht schwer zu erraten, auf was sie abzielte, und konzentrierte mich dabei auf die Maserung im Tisch vor mir.
    »Mir scheint, du bist doch nicht so blöd, wie du ausschaust. Aber du hast Recht. Keine Dates. Keine Küsse. Kein Sex. Du wirst ihn komplett links liegen lassen und nicht beachten.«
    »Aber ich muss ein Interview mit ihm führen.« Geschlagen stellte ich den Blickkontakt wieder her.
    »Kannst du ja. Aber du wirst ihn nicht anmachen und ihm deine ...«, sie gestikulierte vor mir mit ihrer Hand herum, »Riesentitten ins Gesicht strecken.« Mit einem Nicken signalisierte ich, dass ich sie verstanden hatte. Mir war es kaum möglich, nur ein Wort rauszubringen.
    »Gut.« Sie schien zufrieden und ich widmete mich weiter der Holzplatte, indem ich imaginäre Linien miteinander verband, immer darauf hoffend, dass sie endlich gehen würde, denn mir einzureden, dass alles nur ein Traum war, schaffte ich nicht. Nicht mehr. Ich wollte in Ruhe und vor allen Dingen allein zusammenbrechen.
    Im Augenwinkel beobachte ich, wie Eva ihr Handy in der Hosentasche ihrer knappen Jeans verstaute, flehte innerlich, dass sie schneller machen möge. Mit einer erstaunlich grazilen Drehung auf diesen hohen Schuhen wandte sie sich bereits ab, und Hoffnung keimte auf. Aber kurzfristig überlegte sie es sich anders, näherte sich mir erneut und drohte: »Und vergiss nicht! Wenn du ihn irgendwie anmachst, dann landet das hier schneller bei deinem Vater, als Tristan dich ficken kann!« Und als wäre nichts gewesen, streckte sie ihre Hand aus, der ich nicht mehr ausweichen konnte, und tätschelte mir den Kopf, als wäre ich ein braver Hund, um anschließend beschwingt den Raum zu verlassen.
    Mit dem Geräusch der zufallenden Tür ließ ich meinen Tränen freien Lauf und vergrub den Kopf in der Ellenbogenbeuge meiner auf dem Tisch befindlichen Arme, sodass meine Stirn die harte Oberfläche unter mir berührte. Wiederholt stieß ich schmerzhaft dagegen, einfach um mich von diesem Irrsinn abzulenken, der die letzten Tage von mir Besitz ergriffen hatte.
    Tristan hatte ich bereits verloren, war komplett auf mich gestellt. Zwar könnte ich sicherlich zu ihm gehen und von Evas Plan erzählen, aber entweder würde er mich zurückweisen, dass ich mit meinem Kram von nun an alleine klarkommen musste, oder er würde dermaßen ausflippen, dass sie ihres Lebens nicht mehr sicher wäre. Die Folgen wären katastrophal. Womöglich müsste er die Schule verlassen, während sie es trotzdem schaffte, meinem Vater das Video zukommen zu lassen. Was für mich im Klartext bedeutete, dass ich abgeschoben werden würde. Denn mein Erzeuger drohte mir schon seit Jahren damit, mich zu meinem Onkel Patrick zu schicken, sollte ich nicht so spuren, wie er es verlangte. Ein paar Mal hatte ich ihn bereits getroffen, und mir wurde heute noch schlecht bei dem Gedanken an seine eisblauen Augen, die mich boshaft musterten, geradezu durchleuchteten. Sein herzlich wirkendes Lächeln war eine schlechte Karikatur eines durch und durch sadistischen Mannes, der Frauen wie Abschaum behandelte. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen, unter keinen Umständen.
    Also beschloss ich, Tristan nicht einzuweihen, zumal ich ohnehin nicht sagen konnte, wie er darauf reagieren würde, denn eine weitere Demütigung ertrug ich nicht. Ich war mit meinen Kräften am Ende angelangt. Im Grunde
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