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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Autoren: Patricia Alge
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mit seinen Männern zwischen den Bäumen verschwunden war.
    „Ich dachte gerade daran, dass Ihr etwas Besseres verdient habt, als nächtelang an einer Brustwehr zu stehen und Euer Heim gegen Eindringlinge zu verteidigen. Mit Euren achtzehn Lenzen solltet Ihr in teure Seide gekleidet sein und nichts von den Gefahren des Lebens wissen.“
    Valandra lachte gutmütig auf, um die steilen Sorgenfalten von Owens Stirn zu glätten. Es tat ihr in der Seele weh, wenn er sich ihretwegen Sorgen machte. „Gott bewahre! Nicht um alles in der Welt möchte ich zu diesen albern kichernden Dummchen gehören, die sich nur über hübsche Schuhe und neue Unterröcke unterhalten können.“
    „Ein behütetes Leben bedeutet nicht gleich die Verkümmerung Eures Verstandes, Kindchen“, hielt Owen grinsend dagegen.
    „In meinen Ohren klingt es jedoch sehr nach Langeweile. Dem ziehe ich mein jetziges Leben bei weitem vor. Oder kannst du dir mich vorstellen, wie ich stundenlang vor einem Stickrahmen sitze und alberne Blümchen sticke?“
    Valandra schüttelte sich angeekelt und entlockte Owen ein donnerndes Gelächter. Er wusste nur zu gut, wie sehr sie solche Arbeiten verabscheute.
    Ganz zu Lord Lamonts Entzücken verspürte seine älteste Tochter keinerlei Neigung zu typisch weiblichen Tätigkeiten. Nähen und Sticken waren ihr ein Gräuel, ebenso wie das stundenlange Frisieren und Ankleiden in ihren Augen nichts als Zeitverschwendung waren. Für solche Dinge war Valandra eindeutig zu praktisch veranlagt.
    Natürlich hatte Lord Lamont nichts dagegen unternommen. Im Gegenteil, er hatte Valandra eine Erziehung zuteil werden lassen, die gewöhnlich einem Sohn zustand.
    „Na schön, ich gebe mich geschlagen! Versprecht Ihr mir trotzdem, Euch ein wenig auszuruhen?“
    Valandra nickte. „Sobald ich die Zeit dazu finde.“
    Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schlenderte den breiten Wehrgang entlang zum Nordturm hinüber.
    Ihr Blick glitt erneut zu den bewaldeten Hügeln, hinter denen McGregor und seine Männer verschwunden waren.
    Himmel, wie sehr wünschte sie sich, tatsächlich so tapfer zu sein, wie sie vor wenigen Minuten noch geklungen hatte. Sie hatte dem tobenden McGregor die Stirn geboten - hatte ihm sogar damit gedroht, den Inhalt sämtlicher Nachttöpfe der Burg über ihn zu gießen, wenn er nicht augenblicklich von ihren Toren verschwände…
    Tief in ihrem Inneren wusste Valandra jedoch, dass sie schrecklich feige war. Ihre zitternden Knie konnten dies nur bestätigen. McGregor war längst abgezogen, doch ihr Körper bebte noch immer vor Furcht. Manchmal wünschte sie wirklich, jemanden zu haben, dem sie sich anvertrauen konnte. Doch das wagte sie nicht. Sie musste den Anschein von Stärke wahren, denn jeder auf Walkmoor Castle, vom Krieger bis hin zur einfachen Küchenmagd, verließ sich darauf, dass sie alles regelte. Sie war die Burgherrin, und obwohl Valandra manchmal glaubte, unter der Last dieser Verantwortung zermalmt zu werden, tat sie ihr Bestes, um den Burgbewohnern das Gefühl von Sicherheit zu geben. „Ihr ward nicht in der Mittagsmesse, Lady Lamont !“, schnarrte Pater Ignatius vorwurfsvoll, als sie gerade die Turmtür öffnete.
    Valandra versteifte sich sogleich. „Wie Ihr seht, hatte ich zu tun.“
    Sie mochte diesen Kerl nicht. In seiner Gegenwart fühlte sie sich stets unbehaglich, was nicht zuletzt mit seiner ungewöhnlich hohen Stimme zusammenhing, die im krassen Gegensatz zu seiner gigantischen Leibesfülle stand. Er hatte kaum noch Haare, und seine kleinen braunen Wieselaugen schienen jeden ihrer Schritte genauestens zu überwachen - stets darauf bedacht, auch ihre noch so kleinen Fehltritte anzuprangern.
    Valandra bezweifelte ernstlich, dass diesem Pater an ihrem Seelenheil gelegen war. Vielmehr war sie davon überzeugt, dass es ihm ein wahrer Genuss wäre, sie höchst persönlich ins Fegefeuer zu stoßen - ein Wunsch, der wohl in der Familie liegen musste. Pater Ignatius war der Bruder ihrer Stiefmutter.
    Valandras Vater war noch keine drei Tage fort gewesen, als Pater Ignatius auf Walkmoor Castle eingetroffen war und den gütigen Pater Thomas abgelöst hatte.
    In den kommenden Monaten hatte Valandra unzählige Briefe an den Bischof geschrieben, mit der Bitte, Pater Thomas wieder einstellen zu dürfen. Leider hatte sie keinen Erfolg gehabt. Seither musste sie sich wohl oder übel mit diesem streitlustigen Mann Gottes herumschlagen.
    Valandra straffte die Schultern und hielt seinem anklagenden Blick
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