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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
Autoren: Gill Lewis
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vor mir konzentrieren. »Sag ihr, dass ich sie um halb sechs abhole.«
    Chloe geht davon. Sie setzt sich neben Ella an den langen Tisch am Fenster. Jake und Ethan sitzen auch dort. Jake starrt mich wütend an. Sein Gesicht ist ein einziges blauschwarzes Durcheinander von Blutergüssen. Auf seiner Nase klebt ein knallweißes Pflaster.
    Ich nehme mir einen Apfel, gehe durch den Saal und spüre, dass mich Jakes Blicke verfolgen. Der Tisch ist besetzt. Wenn Chloe zur Seite rücken würde, könnte ich mich neben sie setzen, aber sie wendet mir den Rücken zu und ihre Ellenbogen machen sich auf beiden Seiten des Tabletts breit. An den anderen Tischen sind ältere Schüler aus der Achten und Neunten, also setze ich mich mit meinem Tablett an einen leeren Tisch neben der Tür.
    Ich versuche, mein Mittagessen hinunterzuschlingen, aber mein Mund ist trocken und die Pommes bleiben mir im Hals stecken. Ich schiebe den Rest zur Seite und beiße in den Apfel. Wenigstens ist es Freitag. Zwei ganze Tage keine Schule und dann nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien.
    »Na, amüsierst du dich?« Jake stellt sein leeres Tablett auf den Tisch und setzt sich mir gegenüber. Ethan lehnt am Türrahmen und grinst.
    Ich schaue Jake an. Er hat ein blutunterlaufenes rotes Auge. Die Ränder des Blutergusses sind blassgelb.
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass du das mit einer Pralinenschachtel wieder geradebiegen kannst?« Während Jake spricht, verzieht sich sein Mundwinkel.
    »Von mir ist sie nicht«, sage ich.
    Ich warte darauf, dass er geht, aber er bleibt sitzen und starrt mich an.
    »Du weißt, warum euch mein Dad so sehr hasst?«, fragt er.
    Ich schaue auf den angebissenen Apfel auf meinem Teller. Ich kenne den Grund, habe das alles schon gehört.
    Jake lehnt sich über den Tisch. »Aaron ist tot und deine Mum ist schuld.«
    Ich umklammere mein Tablett. »Als dein Bruder gefunden wurde, hatte er keine Rettungsweste an«, entgegne ich.
    Jake schnaubt. »Mein Dad sagt, dass ihr dafür zahlen werdet.« Er senkt die Stimme, sodass nicht einmal Ethan ihn verstehen kann. »Bald werden du und dein Dad nichts mehr haben.«

Kapitel 8
    Daisy und ich schieben die Finger ineinander. »Schöne Party?«, frage ich. Ihr Feenröckchen raschelt, als wir mit den Armen schwingen und sie neben mir den Weg entlanghüpft.
    Daisy nickt und lächelt mich an. »Warum warst du nicht auch da?«
    Ich werfe einen flüchtigen Blick auf das Haus. Lauren steht an der Tür und winkt, aber keine Spur von Chloe oder Ella.
    »Ich musste was für deine Mum einkaufen«, lüge ich.
    Daisy rennt voraus und zieht mich an der Hand. »Spielst du zu Hause mit mir?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich geh aus.«
    »Wohin?«
    »Einfach aus.«
    Sie hält an und reißt sich von mir los. »Du suchst den weißen Delfin, stimmt’s?«
    Ich strecke ihr meine Hand hin. »Komm schon, Daisy«, sage ich, »ich hab Tante Bev versprochen, dass ich dich nach Hause bringe.«
    Das stimmt nicht ganz, aber ich möchte zurück zur Bucht und kann Daisy nicht mitnehmen.
    »Ich will mitkommen«, sagt sie. Sie schiebt ihr Kinn nach vorn und steht einfach da, als würde sie nirgendwo hingehen. Ein Windstoß bläst ihr die langen blonden Locken ins Gesicht und die Feenflügel beginnen zu flattern. Sie verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Komm schon, Daisy«, sage ich. Mir ist nicht nach Streiten zumute. »Bitte.«
    Sie schüttelt den Kopf und sieht aus wie die Zuckerfee. Wie ein in ein Ballettkleid gequetschtes Trockenpflaumenfrüchtchen, das eben im Begriff ist, einen Wutanfall zu kriegen.
    Ich lehne mich an die niedrige Mauer hinter mir und stütze den Kopf auf die Hände. Könnte sein, dass wir eine ganze Weile hierbleiben.
    »Ich kauf dir bei Zagni’s ein Eis«, sage ich und lasse ein paar Münzen in meiner Tasche klimpern. Hoffentlich habe ich genug. Vielleicht will sie nach all dem Partyfutter auch gar keins. Aber ich kenne Daisy. Sie würde niemals ein Eis ausschlagen. Ich stehe da und warte.
    Daisy wirbelt ihren Zauberstab hin und her. Sie stemmt die Arme in die Hüften und schaut mich an. »Es muss aber Minze-Schokosplitter sein«, sagt sie.
    »Gebongt«, sage ich. »Es ist Minze-Schokosplitter.«
    Ich stehe auf und will weiter.
    »Mit Schokostreuseln.«
    Ich schüttle den Kopf. »Dafür reicht mein Geld nicht.«
    »Dann Schokosauce?«
    Ich nicke. »Da hast du ja ein gutes Geschäft gemacht.«
    Daisy wirft mir ein Lächeln zu und nimmt meine Hand. Sie springt neben mir her und ihr Stirnreif
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