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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
Autoren: Gill Lewis
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bei Jake Evans entschuldigen.
    Da sterbe ich lieber.

Kapitel 7
    Ich stehe im Gang vor dem Matheraum. Es ist mucksmäuschenstill. Durch das Fenster am Ende des Flurs sehe ich den sonnenbeschienenen Schulhof und in der Ferne das Meer. Ich könnte jetzt hinausgehen und einfach nur weiterlaufen und weiterlaufen. Niemand ist hier, der mich aufhält – kein Mensch weit und breit. Aber das tue ich nicht. Stattdessen lege ich meine Hand an die Tür und drücke sie auf. Jeder in meiner Klasse weiß, dass ich mit Mrs Carter über Jake Evans’ gebrochene Nase sprechen musste. Mir ist klar, dass sie alle ihre Arbeiten unterbrechen, dass sie sich umdrehen und mich anstarren werden, wenn ich den Raum betrete.
    Ich halte den Kopf gesenkt und gehe zu meinem Stuhl, doch da sitzt schon jemand.
    »Such dir einen anderen Platz, Kara«, sagt Mr Wilcox in die Stille hinein. »Beeil dich.«
    Ich drehe mich herum, setze mich an einen freien Tisch am Fenster und breite meine Mathebücher vor mir aus. Ich werfe einen Blick zur Seite, zu dem neuen Jungen in der Klasse, der neben Chloe sitzt. Er trägt schwarze Jeans und ein weißesShirt. Aber mehr als das fällt mir sein Gesicht auf. Die Sehnen seiner Halsmuskeln sind angespannt und ziehen die linke Hälfte seines Gesichtes seitwärts nach unten. Der linke Arm krümmt sich vor seiner Brust und bebt und zittert, als ob er ihn überhaupt nicht stillhalten kann.
    Er sieht, dass ich ihn anstarre, also schaue ich weg.
    In der Pause bleiben Chloe und Ella mit dem Jungen im Klassenzimmer und sprechen mit Mr Wilcox. Ich nehme an, sie haben den Auftrag erhalten, ihn heute herumzuführen. Mit mir haben sie so gut wie nicht gesprochen. Jakes Nase hat auch niemand erwähnt. Ich glaube nicht, dass das irgendjemand im Beisein von Jake und Ethan wagen würde.
    Erst in der großen Pause kann ich mich Chloe und Ella in der Warteschlange beim Mittagessen anschließen. Ich nehme mir ein Tablett und schiebe es hinter Chloe her.
    »Wo ist dieser neue Junge?«, frage ich.
    Chloe schaut über ihre Schulter. »Felix?«, sagt sie. »Er nimmt nur am Vormittagsunterricht teil. Er will die Schule kennenlernen, bevor er nach dem Sommer zu uns kommt.«
    »Lohnt sich das überhaupt?«, frage ich. »Wir haben doch nur noch eine Woche bis zu den Ferien.«
    Chloe füllt zwei Gläser mit Wasser, eins für sich und eins für Ella. »Mrs Carter meint, dass die Schule vielleicht ein paar Änderungen vornehmen muss, bevor er kommt, Rampen und Geländer einbauen und so Zeugs. Er kann nicht so gut laufen.«
    »Wie ist er so?«, frage ich.
    Chloe zuckt mit den Schultern und schaut Ella an. »Keine Ahnung. Er sagt nicht viel, oder?«
    »Konnte es gar nicht abwarten, wieder zu verschwinden«, sagt Ella, »obwohl ich ihm das nicht übel nehmen kann.«
    Hinter Ella sehe ich Jake am Tisch sitzen. Er hält mitten im Kauen inne, um uns zu beobachten. Chloe und Ella haben ihn auch gesehen.
    Ich nehme einen Teller vom Stapel. »Daisy kann’s kaum erwarten, zu Laurens Party zu gehen«, sage ich. »Kommen viele?«
    Chloe hält ihren Teller für die Pommes frites hin. »Ungefähr fünfzehn. Mum kriegt’s schon mit der Angst zu tun. Dad ist gerade erst vom Meer zurückgekommen und todmüde. Mum will, dass wir helfen.«
    Chloes Dad arbeitet mit Onkel Tom zusammen auf einem von Dougie Evans’ Booten. Und dann kommt er nach Hause und trifft auf fünfzehn kleine Daisys, die von Brause und Geburtstagskuchen ganz high sind.
    »Mir macht’s nichts aus mitzuhelfen«, sage ich. »Ich muss Daisy sowieso vorbeibringen.«
    Chloe blickt kurz zu Jake rüber und sieht dann Ella an. »Wir kommen zurecht«, sagt sie. Die Worte purzeln ihr etwas zu schnell von der Zunge. »In unserem Haus wird’s eng. Wir brauchen keine Hilfe.«
    »Schon gut«, sage ich. Tränen brennen mir in den Augen. Chloe und Ella haben mich bisher immer bei ihren Sachen mitmachen lassen.
    »Pommes oder Ofenkartoffeln?«
    Ich schaue hoch. Die Kantinenhilfe streckt mir mit der einen Hand eine Schöpfkelle mit Pommes frites entgegen und mit der anderen eine aufgespießte Ofenkartoffel.
    »Pommes«, sage ich.
    Sie schüttet die Fritten auf meinen Teller und ich gable die auf, die auf meinem Tablett verstreut liegen.
    Chloe schiebt ein Schokoladenbrownie auf ihr Tablett und dreht sich zu mir. »Ich muss Lauren und ihre anderen Freundinnen von der Schule abholen, da kann ich Daisy gleich mitnehmen«, sagt sie.
    Ich nicke und tue so, als würde ich mich auf die Nachspeisen und die Obstschale
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