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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals
Autoren: Mina Hepsen
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hin und wieder das eine oder andere Kleidungsstück ausgab, verdiente ich bis zu hundertfünfzig Dollar pro Woche, und während der Examenswochen und an Wochenenden mit Feiertagen war es noch mehr.
    Zu meinem vierzehnten Geburtstag kaufte ich mir einen gebrauchten Computer, ging in ein kostenloses Internetcafé und suchte im Netz nach allem, was mir gerade in den Sinn kam. Ich las frei zugängliche Auszüge aus Büchern, klickte mich durch Seiten über Geschichte, Kunst, Mythologie oder Astronomie und lernte neue Rezepte auswendig, bis meine Augen glasig waren und es wieder an der Zeit war zu arbeiten. Immer wieder googelte ich nach dem Wort »böse«, in der Erwartung, ein Bild der Billingtons vorzufinden. Auf sie stieß ich niemals – jedoch auf eine Menge anderer Dinge und Wesen. Geister, Dämonen, Teufel, Vampire, Werwölfe, Poltergeister … Die Überlieferung aus Sagen und Märchen faszinierte mich immer stärker, und ich informierte mich gründlich über alle möglichen Arten von Geschöpfen. Und einige Wochen nachdem ich meinen Computer gekauft hatte, landete ich auf einer Website über Dschinn.
    Ich hatte schon zuvor Bücher gelesen, in denen Dschinn vorgekommen waren. Tausendundeine Nacht , das Buch, aus dem uns Mrs. Rachel im Waisenhaus vorgelesen hatte, enthielt jede Menge Geschichten mit Dschinn. Aladin, eine meiner Lieblingsmärchenfiguren, machte sich die Hilfe eines Dschinns zunutze, der an eine Lampe gebunden war. Aber diese Website war anders. Sie deutete Dschinn nicht als mythische Wesen, die all jenen, die ihre Lampen besaßen, besondere Wünsche erfüllten. Hier wurde über die Dschinn geschrieben, als seien sie wirklich .
    Wenn man nur lange genug im Internet surft, findet man alle möglichen Spinner. Leute, die behaupten, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Leute, die behaupten, zwischen den Welten zu reisen. Aber zu jenen Seiten gehörte diese Website nicht. Der Verfasser war ein Literaturhistoriker, der über dreißig Jahre lang Dokumente gesammelt hatte. Ob Islam, Judentum, Christentum, Hinduismus – die heiligen Schriften fast jeder Religion enthielten alle mindestens eine Geschichte über Dschinn. Manche bezeichneten sie als gefallene Engel, andere als Dämonen und wieder andere als Präadamiten, also als menschliche Wesen, die schon vor Adam existierten. Uralte Zivilisationen hatten sie als Götter angebetet, und es gab Anhänger von okkulten Praktiken, die ihnen heute noch huldigten! Auf die eine oder andere Weise glaubten Hunderte Millionen Menschen an diese Wesen.
    Die vom Verfasser angeführten Quellen beschrieben die Dschinn als eine der ältesten Dämonenarten, die der Menschheit bekannt sind. Sie wurden zweitausend Jahre vor dem Menschen aus dem Feuer geboren und leben auf der Erde in einer anderen Dimension. Manche von ihnen können in unsere Dimension überwechseln, und wenn sie das tun, richten sie Chaos und Verwüstung unter jenen an, die sie am meisten hassen: die Menschen. Besessenheit herbeiführen, Verwandlungen initiieren, Menschen durch Illusionen in den Wahnsinn treiben, sich als Propheten ausgeben, um Menschen in die Irre zu führen – all das gehört zu den Talenten der Flammenblüter.
    Das alles klang schon unheimlich genug. Doch war es der mit »Dschinn erkennen« überschriebene Abschnitt, der mir eine wahre Gänsehaut bescherte.
    Es gibt mehrere Methoden, um festzustellen, ob jemand von einem Dschinn besessen ist. So sind etwa eine heiße Haut, völlige Gefühllosigkeit und übermenschliche Kraft typische Merkmale. Manche Quellen sagen, dass ein von einem Dschinn besessener Mensch in Zungen redet und seine Augen in einem hellen Gelb leuchten, wenn man ihn in Rage bringt.
    Der Absatz klang zu wahr, um mir nicht meine Ruhe zu rauben. Das Sprechen in Zungen, die glühenden gelben Augen und die Gefühllosigkeit … ich war alledem schon begegnet.
    Karten und Visionen sind das eine, aber sich einzugestehen, dass Dschinn wirklich real sind … dass Menschen von Dämonen besessen sein können … Sagen wir einfach mal, es gibt Dinge, an die zu glauben leichterfällt. Ich wollte es nicht glauben, aber das Leben kümmert sich nicht sonderlich um das, was man will.
    Fast zwei Jahre nachdem ich bei Tony angefangen hatte, erlebte ich eine weitere Vision.
    Ich knetete gerade Teig in Tonys kleiner Küche, als es mir plötzlich vorkam, als würde mein Geist aus meinem Körper gerissen und durch den Raum geschleudert. Ich sah verschwommene Farben, dann konnte ich
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