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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals
Autoren: Mina Hepsen
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Ehepartner, einen nicht minder zornigen Ausdruck im Gesicht, auf die Kerzen in der Mitte des Tisches starrten.
    Geld. Immer geht es um Geld.
    Ich konnte sehen, wie Janet ihr Grinsen verbergen musste, als sie die Hände hob. »Oh Geist, gib uns ein Zeichen, dass du hier bist! Sag uns, wo du das Geld versteckt hast!«
    In diesem Moment kroch mir eine plötzliche Kälte über die Haut, und die Flamme im Zentrum des Kreises flackerte wild. Ich sah Janet an und fragte mich, ob sie auf die Kerzen blies; es wäre jedenfalls typisch für sie gewesen. Doch ihr Gesicht war ausdruckslos, und sie schien den Windzug nicht bemerkt zu haben. Alle anderen blickten gebannt auf Janet, während sie mit dem Geist ins Gericht ging, und waren viel zu beschäftigt, um das Flackern zu bemerken.
    Es war die Kaffeetasse neben der Spüle, die dem Abend ein abruptes Ende setzte. Ohne jede Vorwarnung kippte sie um, rollte ein Stück und zersprang auf dem Küchenboden in tausend Scherben, was die Olsons so erschreckte, dass sie in aller Eile das Haus verließen.
    Scherben bringen Glück, heißt es, und die Sache mit der zerbrochenen Tasse entpuppte sich tatsächlich als Glücksfall. Das Ganze erschreckte Janet so sehr, dass sie nie wieder versuchte, eine Séance abzuhalten. Sie hörte sogar auf, Leute zum Kartenlegen herzubringen. Eine Woche nachdem die Olsons fluchtartig das Haus verlassen hatten, begann ich zu hoffen, dass alles wieder normal werden würde. Aber nichts sollte je wieder so werden, wie es war.
    Der Abend, an dem Janet nicht zum Essen nach Hause kam, hat alles verändert.
    Ich hatte das Bœuf Stroganoff und den Mandelreis bereits fertig auf dem Tisch stehen, als Randy aus dem strömenden Regen hereinkam und verkündete, dass Janet nicht zum Abendessen kommen würde. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Der Schlamm an seinen Stiefeln tropfte auf den alten Teppich, als er seinen Mantel auszog und sein fettiges, nasses Haar aus dem Gesicht strich. Bei Regen bekam Randy im Allgemeinen schlechte Laune, aber an diesem Abend waren seine Bewegungen langsam und gleichmäßig, ein Zeichen von Gelassenheit.
    Wir wechselten kein Wort, als er in die Küche kam, um zu sehen, was es zum Essen gab. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Aber dann nahm er direkt am Küchentisch Platz, etwas, was er in den drei Jahren, die ich mit ihm zusammen in diesem Haus gelebt hatte, noch nie getan hatte. Er aß sonst immer vorm Fernseher. Ich fühlte mich in der kleinen Küche sehr beengt, daher widmete ich mich dem Geschirr, während er sein Essen herunterschlang. Als er grunzend nach seinem Nachtisch verlangte, fiel mir auf, dass er sein Bier nicht angerührt hatte, eine weitere Premiere. Bis zum Nachtisch war er normalerweise schon bei der dritten Flasche angelangt.
    Der Pfirsich-Brombeer-Kuchen dampfte noch, als ich ihn vor ihn hinstellte.
    »Vorsicht, heiß«, warnte ich ihn. Er reagierte nicht.
    Nachdem sich Randy am Kuchen gütlich getan hatte, wartete ich darauf, dass er ging, aber er saß einfach nur da und klopfte mit den Fingern auf den Tisch, während das Licht der Küche die Oberfläche seiner dreckverschmierten Hände beleuchtete. Er betrachtete mich eingehend, dann griff er in die Gesäßtasche und zog ein Päckchen Zigaretten heraus. Mein Herz begann zu rasen. Ich wandte mich wieder der Spüle zu und tauchte die Hände ins Spülwasser, um ganz langsam den letzten Teller zu schrubben. Sein gesamtes Verhalten stimmte nicht. Seine Laune, das Essen in der Küche und dass er sein Bier nicht anrührte. Und warum die Zigaretten? Ich hatte ihn noch nie zuvor rauchen sehen.
    »Du bist ziemlich hübsch, weißt du.« Seine Augen glühten in einem unheimlichen Gelb. »Ich habe schon immer eine Schwäche für schwarzhaarige Menschen gehabt.«
    Seine Worte ergaben keinen Sinn, aber der Blick, den er mir zuwarf, ließ mich blitzschnell nach dem Küchenmesser greifen. Ich versuchte, ihn abzuwehren, aber Randy lachte nur und setzte mir nach. Ich schrie ihn an, er solle aufhören und nicht näher kommen, aber es war umsonst. Er gab nicht das geringste Geräusch von sich, als die Klinge in sein Bein schnitt. Es war, als spüre er es gar nicht. Und dann knurrte er in einer Sprache, die ich noch nie zuvor gehört hatte, und versuchte, mir mit der Faust ins Gesicht zu schlagen.
    Ich habe nie größere Angst gehabt als in diesem Moment.
    Ich floh in mein Zimmer und verriegelte die Tür hinter mir. Randy verfiel wieder ins Englische und brüllte, dass er mich
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