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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals
Autoren: Mina Hepsen
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etwas ausmachen, was wie ein Straßenschild aussah: Greenburg Lane . Dann war da ein hellrosa verputztes Haus, und ich schwebte um es herum, in den Garten dahinter. Eine rot-gelbe Schaukel, ein kleiner Sandkasten, ein grüner Eimer mit der Aufschrift Andy und ein gelber Holzzaun. Im Garten spielte ein Junge. Er war ungefähr fünf. Kurzes braunes Haar, Spider-Man-T-Shirt und dicke Brillengläser, die seine Augen zu groß für seinen Kopf erscheinen ließen. Ich betrachtete die Szene und versuchte zu verstehen, was mir da gezeigt wurde. Ein Kopf erschien auf der anderen Seite des Zauns. Ein Mann mit gelb glühenden Augen. Mir wurde übel, als ich mitverfolgen musste, wie er sich in den friedlichen Garten schlich, den kleinen Jungen am Arm packte und ihn über den Rasen schleuderte.
    Als die Bilder verschwanden, starrte ich auf meine Hände; auf die Teigklumpen, die ich zwischen meinen weißen Knöcheln zerquetscht hatte. Ich konnte es nicht länger leugnen. Dschinn gab es wirklich, und ich hatte keinerlei Zweifel, was ich tun musste. Ich musste den Jungen finden. Es hatte einer Vision bedurft, um mich zu retten, und jetzt wollte eine andere Vision, dass ich Andy vor seinem gelbäugigen Peiniger rettete. Natürlich hatte ich nicht den leisesten Schimmer, was genau ich tun sollte und womit ich es hier überhaupt zu tun hatte. Daher wandte ich mich wieder der Website zu und fand den Unterabschnitt darüber, wie man einen Dschinn aus einem besessenen Körper vertreibt:
    Ein Dschinn kann sich eines Menschen nicht bemächtigen, ohne vom Opfer selbst eingelassen zu werden. Trotz dieser Tatsache ist Besessenheit nicht ungewöhnlich, und dafür gibt es einen Hauptgrund: Unwissenheit. Menschen, die keine Ahnung davon haben, dass sie von einem Dschinn ins Visier genommen werden, sind anfällig. Ein Dschinn braucht einem Menschen nur ins Ohr zu flüstern, um sein Opfer glauben zu machen, die vernommene Stimme sei in Wirklichkeit dessen eigene. Der Dschinn kann nun ganz auf die Schwächen seines Opfers setzen und es dazu bringen, schreckliche Dinge zu tun, wodurch es sich ihm weiter öffnet, sodass der Dschinn vollen Besitz von ihm ergreifen kann. Sobald dieser Zustand der Besessenheit dann erreicht ist, wird der Dschinn alles tun, um seine Macht über sein Opfer zu stärken. Man hat einige wenige Methoden zur Austreibung von Flammenblütern ausfindig machen können; darunter befinden sich eine Beschwörungsformel und das Siegel des Salomo.
    Kundige berichten davon, dass der Dschinn den Körper seines Opfers verlässt, wenn diesem das Siegel des Salomo auf die Haut gedrückt wird. Daneben ist eine Beschwörungsformel bekannt, um das Ungeheuer zu vertreiben. Leider sind beide Methoden sehr riskant, da sie den direkten Kontakt erfordern. Der Rauch von Salbei, Salz und Silber kann ebenfalls eingesetzt werden, um dem Dschinn Verbrennungen zuzufügen, aber je nach der Stärke seiner Macht über sein Opfer wird diese Maßnahme ihn womöglich nicht dazu bewegen können, den Körper seines Opfers zu verlassen.
    An diesem Tag malte ich nach der Arbeit Salomos Symbol auf ein Stück Papier, schnappte mir eine Packung Salz und das einzige Silber, das ich finden konnte: eine kleine versilberte Muttergottesfigur, die Francesca in der Küche aufbewahrte. Salbei hatte ich so kurzfristig unmöglich auftreiben können; also steckte ich meine anderen Waffen in die Tasche, informierte mich, wo sich die Greenburg Lane befand, und wechselte zweimal den Bus, bis ich den entsprechenden Vorort erreicht hatte. Das rosa Haus lag zwischen zwei großen Kiefern versteckt, genauso wie ich es im Geiste vor mir gesehen hatte. Ich schlich mich in den Hof und war wenig überrascht, Andy im Sandkasten spielen zu sehen. Ich näherte mich ihm nicht, sondern wartete stattdessen auf das Erscheinen des Dämons.
    Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einließ, als ich an jenem Tag in die Greenburg Lane fuhr. Denn ich hatte es so eilig, Andy zu Hilfe zu kommen, dass ich nie wirklich darüber nachgedacht hatte, was geschehen würde, wenn sich die Informationen auf der Website als falsch herausstellten. Was wäre passiert, wenn das Salz und das Silber nicht gewirkt hätten?
    Glücklicherweise taten sie es.
    Als der Besessene schließlich auf der Bildfläche erschien, griff ich ihn mit dem Salz an. Was dem Dschinn nicht gefiel. Mit einem wütenden Knurren drehte er sich zu mir um, und für einen Moment war ich wie gelähmt. Bis zu diesem Moment war ich innerlich eiskalt,
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