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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne
Autoren: Alexander Rothe
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Holzschnitzereien im Hochmittelalter gefunden!«
    »Nee, lass mal, Oma, schon okay!«
    Das Fenster im dritten Stock flog wieder zu.
    Wenn sie nicht ein Mitglied meiner Familie wäre, dachte Tom, würde ich sie aus dem Fenster schubsen. Scheiiiiiiiiiße, war das heiß!!
    Ein Stockwerk tiefer ging auch ein Fenster auf. Ein Junge blickte zu ihm hinunter. Tom lächelte und winkte ihm matt zu. Schweinehund, dachte er, du hast’s gut und kannst im Schatten sitzen. Seufzend widmete er sich wieder seinem Computerspiel.

Möhre & Alex
    Schweinehund, dachte Alex, wieso hat der Kerl so ein geniales Notebook?
    Alex hatte keins und außerdem keine Ahnung, wie er den Sommer verbringen sollte. Auch für ihn fiel der Urlaub dieses Jahr ins Wasser.
    Der Junge auf dem Hof hatte sich wieder seinem Computer zugewandt, noch bevor Alex seinen Gruß erwidern konnte. Alex drehte sich um und sah seiner Mutter zu, wie sie ihren Kleiderschrank durchwühlte.
    »Och Mööönsch! Warum nicht?«, quengelte er bestimmt zum hundertsten Mal an diesem Tag. Kein Wunder, dass seine Mutter langsam die Nerven verlor.
    »Zum allerletzten Mal – wir haben ein neues Auto und kein Geld für Ferien. Und jetzt will ich kein Wort mehr darüber hören!« Sie drehte sich vor dem großen Schlafzimmerspiegel und entschied, dass die rote Weste doch nicht so gut zum schwarzen Rock passte. Die Weste flog auf das Bett zu dem Haufen Hosen, Jacken, Blusen und Schuhe. Möhre, Alex’ ältere Schwester, griff sich die Weste und hielt sie sich vor.
    »Leihst du mir die, Mama?«
    »Mensch, Möhre, du hast wirklich genügend eigene Klamotten!« Sie schien endlich die passende Kleiderkombination gefunden zu haben und ging ins Bad. Möhre und Alex folgten ihr und sahen zu, wie sie anfing, sich vor dem kleinen Badezimmerspiegel zu schminken.
    »Wozu ist ein neues Auto da, außer um damit wegzufahren?« Alex ließ sich mit dem Rücken gegen den Türrahmen zu Boden rutschen.
    »Alex, du gehst mir auf die Nerven! Tu mir einen Gefallen und verschwinde, ja?«
    Hinter dem Rücken der Mutter schnitt Möhre ihrem Bruder eine Grimasse.
    »Ach, Myriam, du begleitest deinen Bruder, klar?«
    Sie hatte »Myriam« gesagt, ein untrügliches Zeichen dafür, dass jeder Widerstand zwecklos war. Besser, klein beizugeben!
    Möhre und Alex ließen die Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen und liefen die Treppenstufen hinunter. Alex, der sich auf einen längeren Aufenthalt draußen eingestelt hatte, trug seinen braunen Lieblingshut und die Tausend-Taschen-Weste, die sein Vater ihm für seine unzähligen Streifzüge durch die Natur gekauft hatte. Alex war Survival-Fan. Wenn er die Erlaubnis bekam, packte er sich einen kleinen Rucksack und blieb ein ganzes Wochenende allein im Wald.

    Früher war er mit seinem Vater durch das Dickicht gepirscht und hatte Spurenlesen und die Namen von Tieren und Pflanzen gelernt. Wenn er zu Hause war, trainierte er regelmäßig mit Gewichten, um fit zu bleiben. Der Sport machte sich bemerkbar, Alex war kräftig und schnell. Ein Fremder hätte ihn bestimmt wesentlich älter eingeschätzt als zwölf.

    Seine zwei Jahre ältere Schwester hatte für Alex’ »Naturfimmel« nicht viel übrig. Möhre konnte sich beim besten Willen nicht für Dreck, Spinnen oder Schlangen begeistern. Sie war der Schwarm aller Jungs in der Schule, besonders ihre feuerroten Haare hatten es ihnen angetan. Ständig klingelte das Telefon, und Alex musste aufdringliche Verehrer mit der handfesten Lüge abwimmeln, dass seine Schwester »leider, leider« nicht da sei. Möhre ging der ganze Zirkus gewaltig auf den Wecker, sie fand alle diese Kerle »unreif« und »bescheuert«. Möhres Liebe galt der Musik. Dabei machte sie keine Unterschiede zwischen Klassik, Pop oder Techno. Die Vierzehnjährige flippte genauso gern auf Partys herum, wie sie in eine Oper ging. Außer Operette, die sie wirklich »zum Kotzen« fand. Seit ihrem fünften Lebensjahr spielte sie schon Klavier und war mittlerweile so gut, dass sie bereits mehrere Konzerte gegeben hatte. Ihre Mutter hatte ihr einen Flügel geschenkt und sie früher mit einer alten Gitarre begleitet. Aber das war schon lange her.
    »Weißt du«, sagte Alex und sprang auf den Treppenstufen voraus, »seit Papa weg ist, ist Mama irgendwie komisch!«
    »Papa ist ein Idiot!«
    »Ist er nicht!« Alex war stehen geblieben und blickte seine Schwester wütend an.
    »Ist auch egal! Soll ich dir sagen, warum Mama heute so komisch ist? Sie hat ’nen Verehrer,
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