Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne
Autoren: Alexander Rothe
Vom Netzwerk:
(dritter Atomschlag) »… kaufen. Das Ding hat vierzehn Terraflops auf der Festplatte, einen Touchscreen, kann Elemente holografisch darstellen, einen integrierten Laserdrucker und ist über Satellit jederzeit und noch im letzten Winkel der Welt mit Hochgeschwindigkeit im Internet …« (vierter Atomschlag), »… dieser ›Taschenrechner‹ ist der Ferrari unter den Portable Computern …« (Atomschlag Nummer fünf), »… und lässt das schlaue Handbuch von Tick, Trick und Track wie eine armselige Sammlung von Kochrezepten aussehen. Hast du das kapiert?« (Der sechste Atomschlag vernichtete die letzte Stadt.)
    »Äh, kann das Ding auch Feuer geben?«, fragte Möhre.
    Tom schenkte ihr einen mitleidsvollen Blick und wühlte in seiner Hosentasche, während der Computer ihn darüber informierte, dass er vierzehn Millionen Tote auf dem Gewissen hatte und das Spiel zu Ende war.
    »Pass bloß auf«, warnte Tom Möhre, als er ihr sein Feuerzeug in die Hand drückte, »das ist ’n Spezial-Outdoor-Sturmfeuerzeug mit einer Echtlederhülle und meinem Monogramm. Wenn das wegkommt, kracht’s!«
    »Ich darf’s aber weiter ›Feuerzeug‹ nennen, ja?«, fragte Möhre lächelnd, drehte sich um und lief zu ihrem Bruder.
    »Ich heiße übrigens Tom!«, rief Tom und blickte ihr nach. Zum ersten Mal hatte jemand aus dem Haus mit ihm gesprochen. Was heißt da »jemand«? Sie war es gewesen – sie , das Mädchen mit den tollen roten Haaren, das er schon so lange heimlich bewundert hatte. Er wusste, dass sie Möhre hieß, weil ihr Bruder, der Kerl mit dem »Indiana-Jones«-Fimmel, sie schon oft so gerufen hatte. Ob sie wohl wusste, wie er hieß? Quatsch, woher? Tom hätte sich nie getraut, sie anzusprechen, er hätte nicht gewusst, was er sagen sollte. Aber jetzt sprach sie ihn an, und das Erste, was er tat, war motzen. Idiot, Idiot, Idiot! Und dann die blödsinnige Angeberei mit dem Notebook und dem Feuerzeug, er hätte sich in die Hand beißen können vor Wut. Wirklich, sie musste ihn für einen völlig humorlosen, total eingebildeten Schwachkopf halten.
    Doch noch war nichts verloren. Sein Feuerzeug war ein guter Grund, ein Gespräch anzufangen, vielleicht das eine oder andere Witzchen zu reißen und ihr zu zeigen, dass er gar kein so übler Typ war.
    Tom schaltete den Computer ab und schlenderte zu den beiden hinüber. »Was verbrennt ihr da eigentlich?«
    Alex, der darin vertieft war, dem Feuerzeug eine Flamme zu entlocken, zuckte zusammen. »Mann, kannst du dich nicht irgendwie bemerkbar machen?«
    »’tschuldigung«, murmelte Tom, »also, sag schon – was verbrennt ihr denn da?«
    »Im Moment nichts«, antwortete Möhre, »dein Super-Hyper-Ultra-Feuerzeug ist nämlich alle. Eigentlich haben wir’s auf das Urlaubsprospekt hier abgesehen!«
    Mist, dachte Tom, auch das noch. Wieso funktionierte das Drecksding ausgerechnet jetzt nicht? Was machte er jetzt? Ein Witz vielleicht …? »He!«, rief er. »Kennt ihr den: Warum können Frauen schlechter Ski fahren als Männer? Na? Na? Na?«
    »Warum sollten Frauen schlechter Ski fahren können als Männer?«, fragte Möhre gereizt.
    »Weil’s in der Küche nie schneit!« Tom brach in ein hysterisches Gekicher aus.
    Nur Tom. Sein Gelächter erfüllte den Hof und schallte von den Mauern zurück. Alex bemühte sich, ein Grinsen zu unterdrücken, denn er hatte den Gesichtsausdruck seiner Schwester gesehen. Als Tom sich wieder eingekriegt hatte, blickte er Möhre an, und eine Stimme in seinem Kopf schimpfte sofort wieder: Idiot, Idiot, Idiot!
    Möhre ging mit einem eiskalten Lächeln auf den Lippen auf Tom zu. Sie fixierte ihn, wie eine Schlange ein Kaninchen fixiert. Dann packte sie ihn ganz langsam am Kragen und zog ihn zu sich.
    »He, Scherzkeks«, zischte sie mit tödlicher Liebenswürdigkeit, »wofür braucht man länger – für einen männlichen oder einen weiblichen Schneemann?«
    Tom schluckte und zuckte mit den Schultern.
    »Für einen männlichen – man muss erst den Kopf aushöhlen!«
    Für eine Sekunde war es totenstill im Hof – dann brachen Möhre und Tom gemeinsam in schallendes Gelächter aus. Alex, der zuerst nicht kapierte, wieso es nicht zum scheinbar unausweichlichen Massaker gekommen war, lachte erleichtert mit.
    »Super!«, japste Tom und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Den muss ich mir merken!«
    Möhre ließ sich wieder auf den Eimer fallen. »Aber jetzt mal ernsthaft, wo kriegen wir Feuer her?«
    Pit hatte den ruinierten Zeitungsartikel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher