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Im Zauber des Highlanders

Im Zauber des Highlanders

Titel: Im Zauber des Highlanders
Autoren: Karen Marie Moning
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dem leise summenden Neonlicht auf dem Flur des Fakultätsgebäudes, rieb sich die Augen und gähnte ausgiebig. Sie war vollkommen erledigt, weil sie schon um Viertel nach sechs wegen der ersten Vorlesung, die um zwanzig nach sieben begann, aufgestanden war, und wenn sie heute Abend - eher wohl heute Morgen - nach Hause kam, stand ihr nach ein bisschen Schlaf ein Zwanzig-Stunden-Tag bevor. Wieder einmal.
    Sie drehte den Schlüssel im Türschloss, tastete nach dem Schalter und knipste das Licht an. Als sie das Büro des Professors betrat, sog sie tief die Luft ein. Sie liebte den Geruch nach Büchern und Leder, den schwachen Hauch von Möbelpolitur und Pfeifentabak. Eines Tages würde sie auch so ein Büro haben.
    Die Regale in dem geräumigen Büro reichten bis zur Decke; durch die großen Fenster schien tagsüber die Sonne auf den wunderschönen alten Teppich mit dem komplizierten rostroten, wein-und bernsteinfarbenen Muster. Die Möbel aus Teakholz und Mahagoni wirkten sehr männlich: ein riesiger Schreibtisch mit Klauenfüßen, ein luxuriöses, mit glänzendem kaffeebraunem Leder bezogenes Chesterfield-Sofa und dazu passende Ohrensessel. In einigen verglasten Schaukästen und auf Tischen standen die kostbarsten Repliken von antiken Kunstgegenständen. Die Reproduktion einer Tiffany-Lampe zierte den Schreibtisch. Nur der Computer mit dem Einundzwanzig-Zoll-Flachbild-schirm verriet, in welchem Jahrhundert der Professor lebte. Wäre dieses Gerät nicht, könnte man meinen, in der Bibliothek eines englischen Herrenhauses aus dem neunzehnten Jahrhundert zu stehen.
    »Hier herein«, rief Jessi den Lieferanten über die Schulter zu.
    Als die Rede von einem Paket war, hatte sich Jessi etwas ganz anderes vorgestellt, nämlich einen dicken Umschlag, höchstens ein Päckchen.
    In Wahrheit war das »Paket« eine ziemlich sperrige Kiste in der Größe ... ja, eines Sarkophages oder etwas Ähnlichem . Und es erwies sich als einigermaßen schwierig, das Ungetüm durch die schmalen Flure zu tragen.
    »Vorsichtig, Mann! Wir müssen es kippen. Kipp es zur Seite! Aua! Du hast mir die Finger eingeklemmt. Geh zurück und dreh es auf die Seite.«
    Ein gemurmeltes »'tschuldigung«. Ächzen. »Das Ding ist verdammt unhandlich und der Flur verflixt schmal.«
    »Sie haben's fast geschafft«, munterte Jessi die Männer auf. »Nur noch ein kleines Stück.«
    Und tatsächlich luden sie die längliche Kiste kurz danach von ihren Schultern und stellten sie auf den Teppich.
    »Der Professor meinte, ich müsste etwas unterschreiben.« Sie versuchte, die beiden Männer zur Eile anzutreiben. Sie hatte schließlich einen anstrengenden Tag mit viel Arbeit und Vorlesungen vor sich.
    »Lady, wir brauchen mehr als das. Diese Lieferung bleibt nur hier, wenn der Inhalt überprüft wird.«
    »Uberprüft?«, echote sie. »Was heißt das?«
    »Das heißt, das Zeug da drin ist Unsummen wert, und die Frachtversicherung besteht darauf, dass der Wertgegenstand vom Empfänger in Augenschein genommen wird, bevor er den Lieferschein unterzeichnet. Sehen Sie hier? Da steht es schwarz auf weiß.« Der kräftigere der beiden Kerle hielt ihr ein Klemmbrett hin. »Mir ist egal, wer das macht, Lady, aber jemand muss den Inhalt der Kiste begutachten und meine Papiere ordnungsgemäß abzeichnen.«
    Tatsächlich, quer über den Lieferschein war in Rot gestempelt: Inaugenscheinnahme des Frachtgutes und Bestätigung des ordnungsgemäßen Zustandes erforderlich. Und danach folgten zwei Seiten mit detaillierten Angaben über die Versicherungsbedingungen, die Rechte und Pflichten des Frachtunternehmens und des Empfängers in pedantischem, hochtrabendem Juristenjargon.
    Jessi fuhr sich mit der Hand durch die kurzen dunklen Locken und seufzte. Das würde dem Professor nicht gefallen. Er hatte ausdrücklich gesagt, dass es sich um eine persönliche Angelegenheit handelte.
    »Und wenn ich nicht zulasse, dass Sie die Kiste öffnen?«
    »Dann geht das Ganze postwendend zurück, Lady. Und ich kann Ihnen versprechen, dass der Typ vom Frachtunternehmen ziemlich sauer sein wird.«
    »Ja«, bekräftigte der andere. »Es kostet eine schöne Stange Geld, das Ding zu versichern. Es geht zurück, und Ihr Professor muss die Kosten für die Versicherung und ein zweites Mal hohe Frachtgebühren bezahlen. Ich wette, darüber wird er nicht gerade begeistert sein.«
    Beide sahen Jessi herausfordernd an. Die unhandliche Kiste wieder hochhieven und durch den engen Flur schleppen, sie wieder aufladen
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