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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels
Autoren: Stefan Wolf
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sträubte
sich. Ein Adrenalin-Stoß durchzuckte den Halby wie Strom das Kabel. Mann! Das
war der Wagen des Bullen. Glockners Wagen. Ja! Zacki erkannte ihn am
Kennzeichen. Mehrmals schon hatte er den Kommissar in diesem Wagen gesehen. Er
stand ziemlich weit vorn, straßenseitig, dicht bei der Einfahrt. Klasse!
    Kracher kam zurück und ließ
sich auf den Beifahrersitz sinken.
    „Was ist, Zacki? Du glotzt, als
würden da nackte Mädchen tanzen.“
    „Viel besser! Der BMW dort —
der gehört dem Bullen. Was ich dir erzählt habe. Diesem Glockner, der mich in
der Mangel hatte.“
    „Und?“
    Kracher sah in den Außenspiegel
und hielt den Atem an. Elinter ihnen näherte sich ein Streifenwagen. Er glitt
langsam heran — mit zwei Uniformierten.
    „Bullen!“
    „Wo?“
    „Hinter uns.“
    Jetzt waren sie auf gleicher
Höhe und rollten vorbei. Aber nur wenige Meter. Dann setzte sich der
Streifenwagen vor den Ford.
    „Sch...!“, murmelte Kracher.
„Mensch, mach ein harmloses Gesicht!“
    „Wie geht das?“
    Die Polizisten stiegen aus. Der
Fahrer blieb neben der Tür stehen und stützte eine Hand auf den Dachrand. Der
zweite Beamte, ein kräftiger Typ, kam heran und trat zu Zacki ans Fenster.
Zacki begann leise zu pfeifen.
    Der Polizist klopfte an die
Scheibe. Zacki öffnete.
    „’n Abend!“, grüßte der
Polizeimeister. „Irgendwelche Schwierigkeiten? „
    „Schwierigkeiten? Wir? Nö!“
Zacki grinste. „Alles in bester Ordnung.“
    „Wir haben gerade überlegt“,
schaltete sich Kracher ein, „ob man uns ins Finkmeier reinlässt. Wohl eher
nicht, was? Wegen unserer Frisuren. Eine Ungerechtigkeit! Alle denken, wir
wären aggressiv. Nur weil wir die Haare anders tragen. Dabei sind wir
lammfromm. Aber in einem Schuppen wie dem hier sind wir nicht willkommen.“
    „Das kann ich nicht
beurteilen“, erwiderte der PM. „Und es ist auch nicht meine Sache. Hier geht’s
um die Straßenverkehrsordnung. Und um den Zustand Ihres Fahrzeugs. Das
Kennzeichen muss lesbar sein. Ihres ist total verdreckt.“
    Kracher nickte. „Das kommt von
dem Dreck auf den Straßen. Der spritzt hoch, wenn man durchfährt. Wie auch
immer — es geht in Ordnung, Herr Schutzmann. Morgen wird die Karre gewaschen.“
    „Jetzt müssen Sie das Kennzeichen
säubern.“
    „Jetzt?“
    „Ist Vorschrift.“
    „Tun wir doch gern. Basti, wo
liegt der Lappen?“
    „Im Handschuhfach.“ Zacki
atmete tief. „Gib ihn her! Ich mach’s.“
    Kracher grinste, nickte, rührte
aber keinen Finger. Um keinen Preis würde er das Handschuhfach öffnen. Dort
lagen zwei Totschläger, zwei Butterfly-Messer, eine Stahlkette und zwei
Tränengas-Pistolen. Ein Arsenal. Der Polizist würde es sehen. Und sich was
denken. Zacki war mal wieder der totale Idiot.
    „Nimm den großen Lappen!“,
sagte Kracher barsch. „Der liegt im Kofferraum.“
    „Einigen Sie sich!“ Der
Polizist runzelte die Stirn. „Das Kennzeichen wird gesäubert.“
    Er tippte an seine Mütze und
ging zum Wagen zurück. Zacki stieg aus. Als er den Kofferraum öffnete, fuhr der
Streifenwagen weiter. Grinsend bückte sich Zacki zum Nummernschild. Für die
Polizisten — falls sie ihn im Rückspiegel beobachteten — musste es aussehen,
als putze er eifrig. Aber er rührte das Kennzeichen nicht an.
    Der Streifenwagen rollte um die
nächste Ecke. Zacki schloss den Kofferraum und glitt hinters Lenkrad.
    „Drecksbullen!“, schimpfte
Kracher. „Wenn die wüssten! Ja, denen machen wir Ärger. Und so wird’s
weitergehen.“
    „Aber der Wagen!“, zischte
Zacki. „Glockners Wagen! Den mache ich heute Nacht zu Schrott. Ich brauche was
Bombiges. Nein, Pickel muss das erledigen. Einen schönen Sprengsatz unter
Glockners BMW — und peng! Ich will Zusehen, wie die Karre in die Luft fliegt.“
    „Warum eigentlich nicht?“,
meinte Kracher.
    Sie fuhren zum Gänsemarkt.
    Ludwig Ehl, genannt Pickel,
wartete dort seit exakt zehn Minuten, was er als Zumutung empfand. Er wollte
seine Komplicen anpfeifen. Aber sie erzählten von der Begegnung mit den Polizisten
und prahlten außerdem mit der Telefonzellen-Zerstörung.
    Pickel hatte seinen
heißgeliebten Feuerstuhl zu Hause gelassen. Mit dem Kickstarter stimmte was
nicht. Er stotterte seit vorhin, versagte seine Funktion. Sowas konnte
gefährlich werden für einen Halby in action. Und action war angesagt für heute
Nacht. Pickel hatte selbstgebastelte Sprengsätze im City-Rucksack und stimmte
dem Vorhaben zu. Kommissar Glockners Wagen sollte in die Luft
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