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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel
Autoren: Clive Cussler
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Ballasttanks selbst dann noch über die Wasseroberfläche hätte hinausragen müssen, wenn der Bug in knapp fünfzig Meter Tiefe festsaß. Schließlich besaß das U-Boot eine Gesamtlänge von siebenundneunzig Metern. Doch war das nicht der Fall.
    Wir liegen jetzt auf Grund. Das Deck ist acht Grad nach Steuerbord geneigt, unsere Neigung in Längsrichtung beträgt etwa zwei Grad. Bis auf den vorderen Torpedoraum sind alle Schiffsräume sicher abgeschottet und zeigen keine Spuren von Wassereinbruch. Bald werden wir nun alle tot sein. Mein Leichtsinn kostet uns allen das Leben.
    In diesem Abschnitt verbergen sich die rätselhaftesten Geheimnisse von Duprees Aufzeichnungen. Der Druckkörper der
Starbuck
war gute siebeneinhalb Meter hoch; von dem Notausstieg im Heck bis zur Wasseroberfläche konnten es also kaum noch zweiundvierzig Meter sein. Für einen Mann mit einem Atmungsgerät, wie es alle U-Boote für sämtliche Besatzungsmitglieder an Bord haben, ist das ein gemütlicher Aufstieg. Während des Zweiten Weltkriegs sind acht Besatzungsmitglieder des gesunkenen U-Bootes
Tang
aus über fünfzig Meter Tiefe ohne solche Atmungsgeräte zur Wasseroberfläche geschwommen, und auch sie überlebten.
    Die letzten Sätze sind noch unverständlicher. Was trieb Dupree eigentlich in den Wahn? Hat ihn der Streß erdrückt, den die alptraumhafte Situation ihm auferlegte? Jedenfalls ist seine Beurteilung der Lage immer weniger von Vernunft geprägt.
    Wir haben keine Lebensmittel mehr, und der Sauerstoff reicht bestenfalls noch für ein paar Stunden. Trinkwasser besitzen wir schon seit dem dritten Tag nicht mehr.
    Das ist unmöglich! Mit einem funktionierenden Reaktor – und es gibt keinen Grund zu der Annahme, daß er ausgefallen war — hätte die Besatzung mehrere Monate überleben können.
    Die Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung hätten ohne Probleme einen mehr als ausreichenden Wasservorrat bereitstellen können, und mit ein paar vorbeugenden Maßnahmen hätte das Überlebenssystem, das die Luft im U-Boot reinigte und Sauerstoff produzierte, die gesamte Besatzung mit Sicherheit versorgen können, bis es zum Erliegen gekommen wäre, ein äußerst unwahrscheinliches Ereignis. Nur die Lebensmittelversorgung hätte langfristig zu einem Problem werden können. Dennoch hätten die Vorräte auf der
Starbuck,
wären sie nur etwas rationiert worden, für mindestens neunzig Tage reichen müssen. Alles hing davon ab, daß der Reaktor arbeitete. Wenn er starb, starben auch die Männer.
    Die Entscheidung ist gefallen, ich fühle einen seltsamen Frieden in mir. Ich habe unseren Bordarzt angewiesen, den Männern eine Injektion zu geben, die ihr Leiden beendet.
    Selbstverständlich werde ich als letzter sterben.
    Mein Gott: Ist es wirklich möglich, daß Dupree den Befehl zu einem Massenmord an den Überlebenden des Unglücks gegeben hat?
    Wieder sind sie zurückgekehrt. Carter klopft von außen an den Druckkörper. Mutter Gottes! Warum muß sein Geist uns so quälen?
    Dupree hatte den Verstand verloren und war vollkommen dem Wahnsinn verfallen. Wie konnte das alles in nur fünf Tagen geschehen?
    Wir können ihnen nur noch wenige Stunden standhalten. Fast ist es ihnen schon gelungen, die Luke des hinteren Notausstiegs aufzubrechen. Schrecken, Schrecken… (unleserlich) Sie wollen uns töten. Aber am Ende werden wir sie doch überlisten. Kein Triumph, kein Sieg.
    Wir werden alle tot sein.
    Wen, zum Teufel, meint Dupree mit
sie?
Ist es möglich, daß irgend jemand, vielleicht ein russisches Spionageschiff, versucht hat, die Besatzung zu retten?
    Es muß jetzt Nacht sein, sie haben die Arbeit unterbrochen.
    Ich werde diese Nachricht und die letzten Seiten des Logbuchs in einer Nachrichtenboje an die Wasseroberfläche schicken. Die Chancen sind günstig, daß sie die Kapsel in der Dunkelheit übersehen. Hier noch einmal unsere Position: (die ersten Zahlen sind durchgestrichen) 32°43’15" Nord – 161°18’22" West.
    Die Positionsangabe macht keinen Sinn. Sie liegt weit über siebenhundert Kilometer von der letzten Position entfernt, die die
Starbuck
über Funk durchgegeben hatte. Und zwischen dem letzten Funkkontakt und Duprees Logbucheintragungen ist so wenig Zeit verstrichen, daß die
Starbuck
die Entfernung nicht einmal mit voller Fahrt hätte zurücklegen können.
    Niemand soll nach uns suchen; es hätte doch keinen Zweck.
    Sie können es nicht zulassen, daß auch nur eine Spur von uns gefunden wird. Mit welch gemeinen Tricks sie uns
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