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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Maly
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der Siedlermiliz bestattet hatten, und sah der Kompanie von New Plymouth nach.
    Das Kanonenboot war schon vor einigen Tagen ausgelaufen, gemeinsam mit den Infanteristen, die aus Wellington hierher verlegt worden waren.
    Nun schlängelte sich die abrückende Kompanie durch die grünen Hügel hinter Petre.
    Johanna konnte die einzelnen Reiter der kleinen Dragonereinheit, zu der auch Liam gehörte, kaum noch erkennen. Er ritt seine hellgraue Stute und war auf dem Weg heim zu seiner Ehefrau, Marina Fitzgerald, die Frau, die das bekommen hatte, wovon Johanna seit einem sonnigen Frühlingstag vor nun bald vier Jahren träumte.
    Es tat ihr weh, an Liam zu denken. Er hatte ihr Leben gerettet und sie gleich darauf enttäuscht, wie nur er es vermochte.
    Sie konnte noch immer nicht glauben, dass er sie als Geliebte haben wollte, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    Auf so eine Idee wäre Thomas nie gekommen.
    Schwerfällig ging Johanna in die Knie, um die Blumen zu richten, die sie auf dem anonymen Grab niedergelegt hatte. Die lockere Erde roch intensiv, während die Sonne die nächtliche Feuchtigkeit verdunstete, die sich als winzige gläserne Perlen auf der Krume und den ersten Grashalmen absetzte.
    Die Gräber waren frisch, doch bald würde nichts mehr zu sehen sein und nur noch die Kreuze im Gras an die Gefallenen erinnern.
    Johanna drückte die Hand in den Rücken und stand auf. Sie trug schwer an dem Kind, es war ungewöhnlich groß. An Reisen war in ihrem Zustand nicht zu denken.
    Vorerst würde sie in Petre bleiben. Ihr gefielen die Nähe zum Meer und der große, träge Fluss, der sie sogar ein klein wenig an die Themse erinnerte. Eine Heimreise nach A waawa Te Hauwhenua, ins Tal des Windes, war derzeit unvorstellbar. Es würde noch eine Zeit lang dauern, bis sie in ihr weißes Traumhaus zurückkehren konnte, um sich um Thomas’ Nachlass zu kümmern. Wie sie damit verfahren würde, wusste sie noch nicht.
    Johanna überquerte den kleinen Friedhof, ging vorbei an windschiefen Kreuzen und fast verrotteten Holztafeln. Den Ausgang markierten zwei knorrige Kowhai -Bäume, die ihre feinen Blätter und unzähligen gelben Blüten in den Wind reckten.
    Wie an Begräbnisstellen der Maori üblich, stand auch hier im Schatten der Bäume ein Wasserbehälter. Das Fass, in dem wohl einst Wein transportiert worden war, war bis zum Rand gefüllt. Einige gelbe Blüten trieben darin. Johanna wusch sich die Hände. Ihr gefiel der Gedanke, dass man sich reinigte, wenn man die Welt der Toten verließ und wieder in seine eigene zurückkehrte. Es schien, als nehme das eisige Wasser einen Teil der Trauer mit sich.
    Als Johanna zur wartenden Kutsche zurückkehrte, war ihr leichter ums Herz.
    Die Zukunft war nicht so dunkel, wie sie ihr noch vor wenigen Momenten erschienen war. Eigentlich hatte sie in ihrer Situation sogar Glück gehabt.
    Der Konflikt mit den Maori hatte viele Siedler aus Petre vertrieben, und so war das hübsche, weiße Häuschen mit dem großen Schuppen günstig zu haben gewesen. Sie hatte ein neues Zuhause, das ganz ihr und dem Kind gehören würde. Und sie hatte eine Familie, wenngleich eine etwas ungewöhnliche.
    Hariata saß auf dem Kutschbock und blickte ihr lächelnd entgegen. Die Maori war bei ihr geblieben.
    Sie wartete, bis Johanna auf den Sitz geklettert war, dann gab sie dem Pferd schnalzend zu verstehen, sich in Bewegung zu setzen.
    Johanna genoss die Fahrt. Der Weg schlängelte sich durch Felder, die von Steinmauern gesäumt wurden. Südbuchen boten dem Vieh Schutz vor Sonne und Regen. Auf einer Wiese grasten die Pferde der Bewohner von Petre. Die Shire-Pferde, die mit Johanna gereist waren, nahmen sich unter den anderen Tieren wie Riesen aus. Der Weg führte zum Ort hinab, zwischen Wohnhäusern und kleinen Geschäften hindurch und auf der anderen Seite wieder hinaus. Marschland erstreckte sich dort, wo sich der Whanganui River breit und träge in die Tasmansee ergoss. Möwen und Sturmvögel jagten im Brackwasser.
    Der Weg stieg wieder an, wand sich durch Dünen. Wind pfiff durch den Strandhafer und trieb kleine Sandwirbel über den Weg. Und dort, geschützt durch ein Wäldchen aus Koniferen und Eisenholz, lag ihr neues Heim. Das weiße kleine Holzhaus war ein wenig windschief, aber trocken und gemütlich.
    Über einen kleinen Trampelpfad, der am Garten vorbeiführte, war der Ort in wenigen Minuten zu erreichen.
    Als die Kutsche nun durch die Einfahrt in den Hof rumpelte, verspürte Johanna fast so
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