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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Maly
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Frauenschritte.
    Dann stand sie vor ihr. Johanna wollte sie nicht sehen, die Frau, die ihren Liam gestohlen hatte, doch Marina schien fest entschlossen.
    Sie wechselte einen ernsten Blick mit ihrem Ehemann.
    » Geh nur, ich rede mit ihr « , sagte sie leise und er verließ tatsächlich das Gebäude.
    » Was soll das werden, was für eine Farce… «
    Johanna verstummte, als Marina an die Wiege trat und lächelnd hineinsah.
    » Herzlichen Glückwunsch, er sieht wirklich aus wie Liam, die Augen, nicht wahr? «
    Johanna verstand die Welt nicht mehr. Sie wusste von dem Kind? Sie wusste von ihr und Liam?
    » Liam hat mir gesagt, dass Sie beide nicht in Ruhe miteinander reden können, daher habe ich mich bereiterklärt, Ihnen zu erzählen, wie es hierzu kam. « Sie hob ihre Hand mit dem goldenen Ehering.
    Johanna wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Zögernd bot sie ihrem Gast einen Sitzplatz und etwas zu trinken an.
    Marina setzte sich und begann schüchtern zu erzählen. Und so erfuhr Johanna die ganze Geschichte. Von Marinas Schwärmerei für Liam, der Verlobung und der Zeit, in der Liam Johanna nicht vergessen konnte und Marinas Verliebtheit sich nach und nach zu einem freundschaftlichen Gefühl gewandelt hatte.
    » Ich wusste genau, warum Liam letztes Jahr, nachdem er Sie wiedergetroffen hatte, zu mir kam. Er wollte die Verlobung lösen. Er fand mich am Boden zerstört vor und hat es dann wohl nicht übers Herz gebracht. Sie müssen wissen, dass ich mich mit einem anderen Mann eingelassen habe, einem miesen Kerl. Ich war so unbedarft. Ich wusste doch, dass Liam mich nicht liebte, er wollte Sie, nur Sie. Das Schlimme war, dass ich schwanger geworden bin. Mein gesellschaftlicher Untergang. «
    Jetzt verstand Johanna alles. Das hatte Liam gemeint, als er sagte, sie seien nur Freunde.
    » Er hat die Verlobung nicht gelöst, ganz im Gegenteil. Ich bin ihm schrecklich dankbar. «
    Johanna traten die Tränen in die Augen. Warum hatte sie nur nicht eher zugehört, was Liam ihr zu sagen hatte? Die ganzen Monate war sie ihm grundlos böse gewesen.
    » Sie sollen nur eines wissen, Mrs Waters. Wir haben die Ehe nicht vollzogen und werden es auch nie tun. «
    Johanna nahm Marinas Hände.
    » Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit und verspreche, dass Ihr Geheimnis bei mir in Sicherheit ist. «
    » Danke. « Marinas Blick ging in die Ferne. Einen Rest von Traurigkeit verspürte sie sicherlich, weil Liams Zuneigung zu ihr rein freundschaftlicher Natur war. Johanna konnte sich nicht vorstellen, dass Marinas einstige Gefühle, selbst wenn ihre Verliebtheit nur kurz gewesen war, so ganz und gar verschwunden waren.
    » Der Mann, von dem Sie das Kind bekommen haben, was ist mit ihm? «
    » Seitdem er mir geraten hat, eine Engelmacherin aufzusuchen, habe ich keinen Kontakt mehr, und das ist auch gut so. Sobald meine kleine Sophia alt genug ist, um zu reisen, fahre ich zurück nach England. Die Kolonien bringen mir nur Unglück. Wenn ich fort bin, stehe ich Ihnen und Liam nicht mehr im Wege. «
    » Marina! «
    » Ist schon in Ordnung. Ich verabschiede mich jetzt. « Sie lächelte wehmütig. Die offene Sympathie, die sie Johanna entgegenbrachte, ließ diese aufatmen. Sie erhob sich ebenfalls und schloss die Frau in die Arme.
    » Sie sind jederzeit in New Plymouth willkommen, Johanna, nur versprechen Sie mir, Ihre Beziehung geheim zu halten, bis ich Neuseeland verlassen habe. «
    » Das verspreche ich gern. «
    Johanna begleitete Marina zur Tür. Gemeinsam sahen sie hinaus auf den Hafen. Fischerboote schaukelten an Pollern und Stegen. Weiter weg trieb ein Schäfer seine Tiere auf einen flachen Kahn, um sie zu einer der vorgelagerten Inseln zu bringen.
    Liam stand mit verschränkten Armen am Ende eines Kais und blickte Möwen nach, die über dem Wasser dahinrasten und dann plötzlich hinabstießen, um einen Fisch aus den braunen Fluten des Whanganui zu holen.
    Eine Weile betrachteten beide Frauen den Mann, der sie miteinander verband. Dann seufzte Marina.
    » Die Kutsche wartet. Ich fahre jetzt zu einer Verwandten. Ich möchte meine Tochter nicht so lange allein lassen. Die Amme ist eine gute Frau, aber… «
    » Und Liam? «
    » Er wollte bleiben, sagte er. Es liegt an Ihnen. «
    Marina ging die Stufen hinab zum Bohlenweg und winkte ihrem Ehemann zum Abschied zu, er hob die Hand und lächelte dankbar.

Oktober 1848
    Petre
    D er Wind peitschte durch die Pingao Segge, strich die struppigen Köpfe der Nadelbäume glatt und trieb sein Spiel
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