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Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

Titel: Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
Autoren: Rebecca Winters
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schob ihr Fahrrad zu einer Gruppe Tannen und lehnte es an einen der Stämme.
    Ihr Rucksack enthielt alles, was sie besaß. Okay, das stimmte nicht ganz. Es gab noch ein paar andere Sachen, die ihr viel bedeuteten, aber sie hatte keine Ahnung, wo sie waren. Zumindest noch nicht.
    Sie öffnete den Rucksack und holte sich etwas zu essen heraus. Als sie aufgegessen hatte, nahm sie ihre Isolierdecke, hüllte sich darin ein und ließ sich erschöpft in die weichen Nadeln unter dem größten Baum sinken. Ihren Rucksack als Kissen benutzend, drehte sie sich auf die rechte Seite und versuchte, es sich bequem zu machen. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie heute Nacht tatsächlich unter freiem Himmel schlief.
    Sie wandte den Blick zu den Sternen. Der Große Wagen schien zum Greifen nahe, und im Westen leuchtete die Venus.
    Wow! Endlich wieder frei!
    „Komm, Titus. Zeit, nach Hause zu gehen.“
    Als Colt die Stalltür hinter sich zumachte, rannte sein Border Collie mit wedelndem Schwanz voraus. Der Hund strotzte wie immer vor Energie, aber er hatte ja auch ein schönes Hundeleben. Er wurde geliebt, durfte sich frei bewegen, bekam nur Fressen, das ihm schmeckte, und hatte ansonsten keine Sorgen. Er war rundum glücklich.
    Was Colt von sich selbst nicht gerade behaupten konnte. Es lag schon eine Ewigkeit zurück, dass er richtig glücklich gewesen war. Damals war er verliebt gewesen, aber es war einfach, sich zu verlieben, wenn man erst einundzwanzig und beim Stierwrestling der strahlende Sieger war.
    Es kam darauf an, was man daraus machte. Leider hatten ihn seine Pflichten auf der Ranch so in Anspruch genommen, dass er keine Zeit für seine Frau gehabt hatte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie die Nase voll gehabt und ihn verlassen hatte. Nach nur elf Monaten waren sie geschieden worden – womit sie in Crook County, Wyoming, vermutlich den Rekord für die kürzeste Ehe aller Zeiten aufgestellt hatten.
    Mit seinen vierunddreißig Jahren wusste Colt inzwischen, warum es zwischen Cheryl und ihm nicht funktioniert hatte. Sie waren einfach zu jung und unreif gewesen. Danach hatte er immer mal wieder Beziehungen gehabt, doch solange er keine Frau fand, die sein ohnehin schon ausgefülltes Leben bereicherte, hatte er keine Eile damit, wieder zu heiraten.
    Titus wich plötzlich vom Weg zum Ranchhaus ab und begann wie verrückt bellen. Dann stieß er jenes tiefe Knurren aus, das darauf hinwies, dass er einen Eindringling gewittert hatte. Mensch oder Tier?
    Colt beschleunigte seinen Schritt, um den Hund einzuholen. Als er näherkam, hörte er eine weibliche Stimme: „Ganz ruhig, Junge!“
    Titus war zwar nicht groß, doch sein Knurren klang furchterregend. Kein Wunder, dass die Frau nervös war, zumal sie ihn vermutlich noch gar nicht hatte sehen können. Sie war nämlich von Kopf bis Fuß in eine Isolierdecke gehüllt, und ihre geheimnisvolle Silhouette provozierte Titus nur umso mehr.
    Sie lag unter der Ponderosa-Tanne, die Colts Großvater gepflanzt hatte. Am Stamm lehnte ein brandneues Fahrrad, doch der Rucksack an ihrem Kopfende hatte schon mal bessere Zeiten gesehen. „Aus, Titus!“, befahl Colt dem Hund, der gehorsam zu ihm zurückkam. Für eine Naturliebhaberin verhielt die Frau sich ganz schön leichtsinnig. „Alles in Ordnung, Ma’am?“
    „Ja“, stammelte sie. „Danke, dass Sie den Hund zurückgerufen haben. Er hat mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt.“
    Colt fiel auf, dass sie eine schöne Stimme hatte. Außerdem war sie erstaunlich wenig hysterisch. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht, hier draußen im Dunkeln zu schlafen?“ Keine der Frauen, die er kannte, würde jemals auf eine so verrückte Idee kommen. „Haben Sie denn keine Angst vor hungrigen Berglöwen?“
    Die Unbekannte wickelte die Decke enger um sich, eine Bewegung, die ihr Gesicht enthüllte. „Ich kam erst sehr spät hier an und wollte niemanden stören. Daher beschloss ich, die Nacht unter dem Baum zu verbringen.“
    „Sie wollten zu dieser Ranch?“
    „Ja. Mir ist natürlich bewusst, dass ich kein Recht hatte, hier unbefugt einzudringen. Es tut mir leid.“ Ihre Entschuldigung klang aufrichtig. Außerdem drückte sie sich auffallend kultiviert aus. Wer zum Teufel war sie?
    Ihre wunderschönen Augen gaben ihm leider auch keinen Aufschluss darüber. Colt holte tief Luft und hob ihren Rucksack auf. Er fühlte sich überraschend leicht an. „Warum auch immer Sie hier sind, ich kann nicht zulassen, dass Sie hier draußen
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