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Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

Titel: Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
Autoren: Rebecca Winters
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hatte er damals in den Nachrichten verfolgt. Dort war auch das Foto einer schönen jungen, alleinstehenden Frau gezeigt worden. Ach, deshalb war Geena ihm so bekannt vorgekommen!
    Fassungslos sank er auf seinen Stuhl zurück. Sollte er überhaupt weiterlesen? Doch er hielt die Ungewissheit nicht lange aus und las den ersten Artikel wie getrieben zu Ende.
    Es hatte sich um einen Raubmord gehandelt, der kurz nach dem Tod von Colts Vater passiert war. Seine Familie hatte damals tief getrauert, doch die Story war in den Medien so präsent gewesen, dass er trotzdem einiges mitbekommen hatte.
    Colt stöhnte so verzweifelt auf, dass Titus zu ihm trottete und sich neben ihn setzte. Er hatte plötzlich selbst das Gefühl, mit der spitzen Archäologiekelle niedergestochen zu werden, die sie dem Mann in den Körper gerammt hatte. Er wusste, dass jeder Mensch eine dunkle Seite hatte, aber die Vorstellung, dass die Frau, die gerade in Marys Zimmer schlief, einen alten Mann kaltblütig ermordet hatte, kam ihm absurd vor.
    Es gab ein Foto von ihr, das nach ihrer Verhaftung aufgenommen worden war. Sie war damals ein paar Kilo schwerer gewesen und hatte das Haar schulterlang getragen. Man hatte sie zu sechzig Jahren Haft verurteilt, so gut wie lebenslänglich. Aber sie hatte nur dreizehn Monate gesessen … Hatte man sie etwa schon auf Bewährung entlassen? Wegen eines Verfahrensfehlers womöglich?
    Colt hatte sich noch immer nicht von seinem Schock erholt. Geena Williams war ihm so rein und unschuldig vorgekommen. Irgendetwas schien mit seiner Wahrnehmung nicht zu stimmen.
    Unwillkürlich musste er wieder an den Ex-Insassen denken, den sein Vater angestellt hatte. Sein Dad hatte Mitleid mit dem jüngeren Mann gehabt. Jeder macht mal einen Fehler, Colt. Dieser Mann verdient eine zweite Chance. Doch die zweite Chance war für den Typen nur eine gute Gelegenheit gewesen, seinen Arbeitgeber zu bestehlen.
    Colts Bauchgefühl, das ihn davon abgehalten hatte, Geena zu engagieren, war also richtig gewesen. Trotzdem wollte er eine Erklärung für ihre vorzeitige Freilassung, und zwar sofort!
    Kurz entschlossen griff er nach dem Telefon und ließ sich mit dem Frauengefängnis in Pierre verbinden. Eine Minute später landete er bei der automatischen Ansage und drückte die Nummer für Notfälle.
    „Hier ist Colt Brannigan von der Floral Valley Ranch in Wyoming“, sagte er, nachdem jemand abgehoben hatte. „Ich muss noch heute mit Warden James reden. Sie hat vorhin versucht, mich zu erreichen, aber bisher konnte ich leider nicht zurückrufen. Es ist dringend.“
    „Bleiben Sie bitte am Apparat.“
    „Danke.“
    Sein Herz klopfte noch immer wie verrückt, als er eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung hörte. „Mr Brannigan? Hier Warden James.“
    „Danke, dass Sie ans Telefon gegangen sind. Ich weiß, es ist schon sehr spät, aber ich rufe wegen einer Ihrer Insassinnen an, Geena Williams. Sie kam letzte Nacht zu meiner Ranch und fragte nach Arbeit, wusste jedoch nicht, dass Sie versucht hatten, hier anzurufen.“
    „Das liegt daran, dass ich ihr nichts davon erzählt habe. Sie muss Ihre Anzeige in der Gefängniszeitung gefunden haben. Als sie unsere Einrichtung heute Morgen verließ, erklärte sie, für die erste Nacht in eine Frauenunterkunft gehen zu wollen.“
    „Warum wurde sie eigentlich jetzt schon entlassen, wo sie doch zu sechzig Jahren für Mord verurteilt worden ist?“ Die Antwort würde ihm zwar auch nicht weiterhelfen, aber er musste es einfach wissen.
    „Hat sie Ihnen das denn nicht gesagt? Gestern Morgen erhielt ich die Nachricht vom Gouverneur von South Dakota, dass Ms Williams unschuldig war und man den wahren Mörder gefasst hat.“
    „Was?“
    Colt sprang zum zweiten Mal an diesem Abend auf, aber diesmal vor Erleichterung. Dann hatte er sich also doch nicht in Geena getäuscht. Kein Wunder, dass sie so traurig aussah, nach allem, was sie durchgemacht hatte.
    „Ms Williams wurde von allen Vorwürfen entlastet. Das steht alles in ihrer Entlassungsurkunde.“
    „Entlassungsurkunde?“, murmelte Colt.
    „Ein amtliches Dokument – eine Art Reisepass in die Freiheit, wenn Sie so wollen.“
    Es musste sich in Geenas Rucksack befinden. „Dann hat sie also ein ganzes Jahr unschuldig im Gefängnis verbracht?“, fragte er. Nachdem er seinen ersten Schreck überwunden hatte, spürte er, wie die Wut in ihm aufstieg.
    „Leider ja. Ich wollte ihr daher behilflich sein, eine Arbeit zu finden, da sie keine
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