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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
Autoren: Lynne Wilding
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ahne, wer es ist.« Seine Tante, die gerade die Hand an ihren Hals legen wollte, hielt abrupt in der Bewegung inne, und er fuhr fort: »Du warst es, Lisel. Du hast die Tat geplant. Du hast Josh gesagt, was er tun soll, und ihn dafür bezahlt.« Bevor sie ihn unterbrechen konnte, fügte er hinzu: »Woher ich das weiß? Weil ihr beide die Einzigen seid, die ein Motiv hatten.«
    Lisel funkelte ihren Neffen wütend an. Sie biss sich auf die Lippe und kaute darauf herum. »Du musst verrückt sein, so etwas zu denken. I-ich bin unendlich verletzt, dass du mich einer solchen Tat für fähig hältst!«
    Luke ignorierte ihr Theaterspiel. »Ach wirklich? Ich habe Basil von der Bank gebeten, deine Kontoauszüge zu überprüfen. Nach seinen Angaben hast du vor einer Woche eine große Summe Bargeld abgehoben, ungefähr denselben Betrag, den Josh bei sich hatte, als er verhaftet wurde, abzüglich den Kosten für den neuen Wagen. Ehrlich gesagt halte ich das nicht für einen reinen Zufall.« Er wartete, bis sie seine Worte verdaut hatte. »Wie lange, glaubst du, wird Josh schweigen? Einen Tag, zwei Tage? Er wird nicht alleine seinen Kopf hinhalten, so zuvorkommend ist er nicht, wie wir beide wissen.«

    Fast eine Minute lang herrschte angespanntes Schweigen im Raum.
    Lisel fing an, nervös herumzuhantieren. Sie fummelte an ihrem Haar herum, rückte ihre Kostümjacke zurecht und räumte ihren bereits aufgeräumten Schreibtisch auf. Dabei hielt sie die Augen gesenkt. Sie war außer sich und versuchte verzweifelt, etwas zu ihrer Verteidigung hervorzubringen, etwas, das Luke glauben würde. Der Junge war ja so undankbar, dachte sie zornig. Schließlich hatte sie sichergestellt, dass er der alleinige Erbe von Rhein-Schloss sein würde. Warum sollte er seinen Reichtum und sein Ansehen mit Carla, diesem nur auf sich selbst bedachten Emporkömmling, teilen? Begriff er denn gar nichts? Sie musste jedoch zugeben, dass er in Bezug auf Josh recht hatte. Er war wirklich ein blöder, egozentrischer Typ. Wenn es ihm zum Vorteil gereichte, würde er sie auffliegen lassen. Sie hob ihren Kopf und blickte ihren Neffen an. Noch nie zuvor hatte sie so viel Ablehnung und einen solchen Mangel an Zuneigung in seinem Gesicht gesehen.
    Schockiert über Lukes Gesichtsausdruck, spürte sie plötzlich ein beklemmendes Gefühl in ihrer Brust, das immer stärker wurde, so als ob ihr Herz brechen würde. Luke, der zu ihr aufgesehen und sie bewundert hatte, ihr vertraut hatte, der ihr all die Jahre erlaubt hatte, ihn zu führen, hatte jegliches Mitgefühl und allen Respekt vor ihr verloren. Dieser emotionale Fausthieb verstörte sie mehr als die Tatsache, dass Carla überlebt hatte. Ihre Kampfeslust und das Bedürfnis, sich zu verteidigen, waren plötzlich erloschen.
    »Glaub nicht, dass du mich mit deinen Ausreden abspeisen kannst, Lisel. Ich kenne dich zu gut. Die Schuld steht dir ins Gesicht geschrieben.«
    Sie machte einen allerletzten Versuch und beschloss, dass
Angriff die einzige Verteidigung war, die sie noch aufbringen konnte. »Ich habe es für dich getan«, platzte sie heraus und ließ völlig außer Acht, dass sie damit ihre Schuld einstand. »Ich habe in den ganzen Jahren so viel für dich getan. Ich war deine Mentorin, ich habe dich ermutigt. Wo bleibt dein Dank dafür, Luke?«
    »Ich soll dir dankbar dafür sein, dass du die Brandstiftung initiiert und versucht hast, mehrere Menschen zu töten?« Seine Oberlippe verzog sich vor Abscheu, und er steckte seine zu Fäusten geballten Hände noch tiefer in seine Hosentaschen. »Du bist krank im Kopf, wenn du meinst, dass ich das stillschweigend dulde.«
    Sie unterdrückte den Schmerz, den seine Worte verursachten, und hob trotzig das Kinn, während sie wütend die Hände auf die Hüften stützte. »Pah! Du bist genauso schwach wie Papa. Weder du noch er hatten den Mut, Entscheidungen zu treffen, also musste ich es tun. Es tut mir nur leid, dass mein Plan nicht so gut funktioniert hat, wie ich es mir gewünscht hatte. Und«, fragte sie herausfordernd, »was willst du jetzt tun? Mich verpfeifen? Ich sehe schon die fette Schlagzeile in den Zeitungen - Neffe klagt seine Tante, die Tochter von Winzer Carl Stenmark, wegen Brandstiftung und versuchten Mordes an.«
    »Wenn dadurch nicht Großvaters Herz gebrochen würde, würde ich es bestimmt tun. Denn Strafe hast du wahrhaftig verdient.« Sein Ton glich klirrendem Eis. »Ich mache dir jedoch einen Vorschlag - eine Art Kompromiss, der dir erlauben wird, frei zu
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