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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume
Autoren: Patricia Shaw
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wollte.
    »Nein«, wehrte sie ab. »Bitte. Wir müssen miteinander reden.«
    »Reden können wir später«, murmelte er.
    »Nein«, sagte sie entschlossen. »Setz dich zu mir, Duke.«
    »Das Kind«, sagte er im Flüsterton, obwohl niemand in Hörweite war. »Geht es dir gut damit? Ich meine, wir können heiraten …«
    Sie seufzte. »Duke, hör mir zu. Es tut mir wirklich leid. Mehr als leid. Ich habe das Kind verloren. Ich hatte eine Fehlgeburt.«
    »Oh, ist das wahr? Wie schade. Du wärst eine wunderbare Mutter gewesen.«
    Er setzte sich zu ihr, wirkte ratlos. Verlegen. Drückte seinen schicken Panamastrohhut an sich, der ihres Erachtens einem so großen Mann nicht gut zu Gesicht stand.
    Endlich fand er Worte: »Das war doch sicher sehr schwer für dich, Lucy Mae?«
    »Ja.«
    »Es ist wirklich bedauerlich, dass du das Kind verloren hast. Geht es dir denn jetzt besser?«
    »Ja danke.« Sie zuckte mit den Achseln. »Siehst du, jetzt musst du mich nicht heiraten.«
    Er blinzelte. Seine blauen Augen, die ihr viel dunkler erschienen als in ihrer Erinnerung, waren umrahmt von den unglaublich langen dunklen Wimpern, um die sie ihn beneidet hatte.
    »Hatte ich dich nicht gefragt, ob du mich heiraten willst, bevor von einem Kind die Rede war? Ich wollte dich heiraten, Lucy Mae, mit oder ohne Kind. Wusstest du das nicht?«
    »Nicht so recht. Ein Brief, das sind bloß Worte; du könntest dich einsam gefühlt haben, bevor du in den Busch gingst. Wir sind nicht gerade im besten Einvernehmen auseinandergegangen, war es doch offensichtlich, dass du unsere kleine Affäre geheim halten wolltest …«
    »Nein, das wollte ich nicht.«
    »Duke, es hat keinen Sinn, das alles noch einmal aufzurollen. Einerlei, was du gefühlt hast, ich fühlte mich gedemütigt. Es war entsetzlich! Danke für deinen Heiratsantrag, ich bin geschmeichelt, aber ich kann ihn nicht annehmen.«
    Nachdem es ausgesprochen war, stand sie auf. Sie musste sich jetzt von ihm lösen. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Duke erhob sich ebenfalls. »Wäre es hilfreich, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe? Das sind keine trockenen Worte auf Papier, Lucy Mae. Das ist echt.«
    Lucy Maes Blick verschleierte sich. Sie hatte den Verlauf dieses Gesprächs so sorgsam geprobt, und jetzt machte er alles zunichte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Auch nicht, wenn ich dich bitte, mir zu verzeihen, dass ich so ein Dummkopf war?«
    Sie betrachtete das Gras zu ihren Füßen. Büffelgras wurde es genannt. Gut für Rasen geeignet. Sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Schön, dann können wir wenigstens miteinander reden«, sagte er. »Wir haben uns viel zu erzählen. Möchtest du nicht von meinen Reisen hören? Und hast du gewusst, dass ich Mango Hill an Paul verkauft habe?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich muss gehen.«
    »Na schön. Ich begleite dich hinaus. Bist du mit dem Gig da?«
    »Nicht nötig, mich zum Wagen zu begleiten. Ich muss zuerst Besorgungen machen.«
    »Dann sehen wir uns später.«
    »Wie bitte?«
    »Beim Essen! Bei dir zu Hause!«
    »Was?«
    »Deine Mutter hat Ned und mir eine Einladung aufs Schiff geschickt, zum Essen heute Abend bei euch.« Er lachte. »Du frischst am besten deine Klavierkünste auf.«
    »Sollte ich wohl«, gab sie zurück. »Meine Mutter findet, er ist eine bessere Partie als du, Duke MacNamara!«
    »Da hat sie recht. Aber ich verlasse mich auf mein Glück.«
    Lucy Mae entfernte sich, doch dann kam ihr ein Gedanke. Sie drehte sich zu ihm um. »Ned?«
    »Sehr richtig!«
    Sie bog um die Ecke und brach in Lachen aus. Sie hatte lange nicht mehr gelacht.
     
    Als die zwei gutgekleideten jungen Herren mit den sonnengebräunten Gesichtern zur Tür hereinkamen, hatte Milly ihre Aufregung unter Kontrolle.
    Diese Abendeinladung war zu bedeutsam, um auch nur den kleinsten Patzer zu riskieren. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, mehrere wichtige Brisbaner Persönlichkeiten einzuladen, damit sie Zeugen ihres geselligen Bravourstücks wurden, sich aber dann dagegen entschieden. Es war keine Zeit zu verlieren.
    »Sobald sie da sind«, wies sie Lucy Mae an, »nimmst du Duke beiseite und erzählst ihm von der Fehlgeburt.«
    »Das weiß er schon. Ich habe ihn in der Stadt getroffen. Das Schiff war überpünktlich.«
    »Oh, gut, Gott sei Dank. Und hast du ihm gesagt, dass eine Heirat nicht in Frage kommt?«
    »Ja.«
    »Oh. Ausgezeichnet! Das ist ein Glück.« Sie sah Lucy Mae misstrauisch an. »Oder steckte ein Komplott von dir dahinter? Einerlei. Es ist
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