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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
Autoren: Daniel Woodrell
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fort.
    Im zweiten Band verstärkt Woodrell das Beziehungsgeflecht seiner Protagonisten, erzählt mehr von ihrer Geschichte, von ihrer Jugend in Frogtown. So muss Shade erfahren, dass er während seiner Zeit als Profiboxer nicht aufgrund seiner Qualifikation an einen Titelkampf gekommen ist. Einer der ganz großen kriminellen Bosse hat dafür gesorgt und mit Shades Niederlage eine fette Börse kassiert. Nun hat es ausgerechnet dieser heimliche Herrscher über St. Bruno mit drei Ex-Knackis zu tun, die gierig und dumm sind und überhaupt alles durcheinanderbringen. In ihrer grenzenlosen Dummheit haben sie sogar einen Cop umgelegt, und Shade wird als Kollege des Getöteten auf die schießwütige Gang angesetzt.
    Woodrells Dramaturgie der Geschichte erinnert stark an Elmore Leonhard in Bestform und sein grimmiger Humor an Chester Himes’ Romane mit »Coffin« Ed Johnson und »Grave Digger« Jones.
    In beiden Shade-Romanen geht Woodrell von einer im Prinzip simplen Konstellation aus: Auf der einen Seite das Louisianastädtchen St. Bruno, in dem dank Hand in Hand gehender Mauscheleien und Korruption – natürlich auch bei der Polizei – alles glatt und locker läuft, und auf der anderen Seite irgendwelche dämlichen Arschlöcher, die nicht kapieren, dass man in einer von Gaunern regierten Stadt nicht noch mehr Abzocker braucht.
    Im letzten Band seiner Trilogie John X aber ist es die Vergangenheit, die unheilvoll hereinbricht. Shades Vater John X taucht in seiner alten Heimat auf, seine zehnjährige Tochter Etta im Schlepptau.
    Eine zehnjährige Tochter! Das muss man erst mal sacken lassen.
    Immerhin ist der alte Zocker weit über sechzig, hat eine Säuferleber, knirschende und zitternde Knochen und wenn er länger als fünf Sekunden eine Billardkugel fixiert, füllen sich seine Augen mit Tränen. Er ist also praktisch im Arsch und hat sich zudem noch von Ettas Mutter siebenundvierzig Riesen klauen lassen, die er für einen echt üblen Typ sicher aufbewahren sollte. Und der ist ihm auf den Fersen.
    Woodrell schaltet in diesem Roman erst einmal einen Gang runter, lässt sich viel Zeit damit, dem alten John X Kontur zu geben.
    Es gibt längere poetische Passagen, Gucklöcher auf eine Jugend in St. Bruno, eine tief eingeprägte Jugend in Frogtown. Und St. Bruno – das wird in diesem Vater-Sohn-Roman besonders deutlich – steht nicht allein für eine Stadt im südlichen Louisiana. Dieses vermeintlich verschlafene Kaff ist Sinnbild des gesamten Landes in seiner Pubertät und auch Gewalttätigkeit.
    Nach der Bayou Trilogie schreibt Woodrell seit nun schon zehn Jahren ausschließlich über die Menschen in den Ozarks, hart und kompromisslos.
    Er ist ein Außenseiter. Doch unterkriegen lässt er sich nicht. Ein Überfall. Ein Anschlag. Das ist jeder der bislang acht Woodrell-Romane: eine Kampfansage an das Establishment, an all die Dummschwätzer und Schönredner, ein Anschlag auf Ignoranz und Mittelmaß.

CAJUN BLUES
    Aus dem Amerikanischen
von Christine Strüh und Adelheid Zöfel

Für Katie, aus allen möglichen Gründen

»Man kann einen Schlacht- oder Lebensplan ausarbeiten, doch wenn die Dinge erst mal ins Rollen kommen, verläuft unter Umständen nicht alles so, wie man es geplant hat. Dann kommt es darauf an, dass man richtig reagiert und flexibel ist. Dann zeigt sich, ob man seine Hausaufgaben gemacht hat. In der Morgendämmerung kann man sich viel vormachen, doch das helle Licht der Sonne bringt es an den Tag.«
    Joe Frazier

1
    In seinen mitternächtlichen Träumen war Jewel Cobb schon lange ein legendärer Killer, und jetzt war er in die Stadt gekommen, um zu beweisen, dass er auch in wachem Zustand die gleichen Techniken beherrschte und genauso eiskalt sein konnte. Er hockte auf dem durchgesessenen grünen Sofa und schrammte dumpf auf der Gitarre, während er mit dem Fuß den Takt dazu klopfte.
    In diesem Zimmer Musik zu machen war nicht leicht, fand Jewel. Man hatte zwar ein Dach über dem Kopf, aber es war undicht, und in allen Ecken breiteten sich große rostbraune Flecken aus. An den Wänden klebten dicke, blasenwerfende Tapetenschichten, die sich im Lauf eines Jahrhunderts angesammelt hatten. Das wackelige Ofenrohr verschwand in einem Loch in der Decke, das irgendein eifriger Versager mit plattgedrückten Bierdosen abzudichten versucht hatte. Ein Mann mit Geld würde so einen Raum gar nicht erst betreten; ein Mann, der knapp bei Kasse war, würde sich nicht lange darin aufhalten – ein Mann ohne Geld jedoch
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