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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens
Autoren: Nora Roberts
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Familie.
    Warum hatte Gott ihn nur mit einer solchen Familie gestraft?
    Es war ja nicht so, dass er sie nicht liebte. Natürlich liebte er sie. Aber das Baby war so fett wie ein Truthahn, und jetzt zog Gina auch noch eine Brust für seinen gierigen Mund heraus ...
    Früher einmal war diese Brust ein Kunstwerk gewesen, dachte Don. Golden und fest und mit Pfirsichgeschmack.
Jetzt war sie überdehnt wie ein aufgeblasener Ballon, aus dem anschließend die Luft entwichen war, und schmeckte nach Babysabber.
    Und die Frau gab schon wieder irgendwelche Geräusche von sich.
    Die Frau, die er geheiratet hatte, war reif, üppig, sexuell erfahren und leer im Kopf gewesen. Einfach perfekt gewesen. Doch in nur fünf Jahren war sie fett und schlampig geworden und hatte nichts als Babys im Kopf.
    War es da ein Wunder, dass er anderswo Trost suchte?
    »Donny, ich glaube, Zia Teresa wird dich befördern, und wir ziehen alle ins Castello .« Gina gierte nach dem prächtigen Haus der Giambellis – all diese schönen Zimmer, die vielen Dienstboten! Ihre Kinder würden in Luxus und privilegiert aufwachsen.
    Feine Kleider, die besten Schulen – und eines Tages würde ihnen das ganze Giambelli-Vermögen gehören.
    Sie war schließlich die Einzige, die La Signora Babys schenkte, oder etwa nicht? Das musste doch zählen!
    »Cesare«, sagte sie zu ihrem Sohn, als er der Puppe seiner Schwester den Kopf abriss, »hör damit auf! Jetzt hast du deine Schwester zum Weinen gebracht. Hier, komm, gib mir die Puppe. Mama macht den Kopf wieder fest.«
    Klein-Cesare warf mit funkelnden Augen fröhlich den Kopf herum und begann, seine Schwester zu ärgern.
    »Sprich englisch, Cesare!« Gina drohte ihm mit dem Finger. »Wir fliegen nach Amerika. Du musst mit deiner Zia Teresa englisch reden und ihr zeigen, was für ein kluger Junge du bist! Komm, komm.«
    Teresa Maria brach angesichts der zerstörten Puppe in lautes Geschrei aus, ergriff den beschädigten Kopf und rannte wütend in der Kabine herum.
    »Cesare! Tu, was Mama dir sagt!«
    Statt einer Antwort ließ sich der Junge fallen und hämmerte mit Füßen und Fäusten auf den Boden.
    Don erhob sich, schwankte davon und schloss sich in seinem Flugzeugbüro ein.
     
    Anthony Avano liebte die schönen Dinge. Er hatte sein zweistöckiges Penthouse in der Back Bay in San Francisco ganz bewusst ausgesucht, und dann hatte er den besten Innenarchitekten der Stadt damit beauftragt, es für ihn auszustatten. Status und Stil standen für ihn an erster Stelle, und er wollte schöne Dinge besitzen, ohne sich dafür anstrengen zu müssen.
    Seine Zimmer waren so eingerichtet, wie er sich klassischen Geschmack vorstellte – von den mit Seidenmoiré bespannten Wänden über die Orientteppiche bis hin zu den glänzenden Eichenmöbeln. Er, oder vielmehr sein Innenarchitekt, hatte schwere Stoffe in neutralen Farbtönen mit ein paar kühn gesetzten Farbakzenten gewählt.
    Die modernen Kunstwerke – die ihm übrigens nichts sagten – waren nach Aussage seines Beraters ein faszinierender Kontrapunkt zu der ruhigen Eleganz.
    Anthony verließ sich vollständig auf die Dienste von Raumausstattern, Schneidern, Brokern, Juwelieren und Händlern.
    Einige seiner Kritiker hatten über ihn gesagt, er sei schon mit Geschmack geboren worden – aber nur in seinem Mund. Er hätte ihnen nicht widersprochen, wenn er davon erfahren hätte. Geld jedoch, so sah
Tony es jedenfalls, erkaufte einem all den Geschmack, den man brauchte.
    Nur von einem verstand er etwas, und das war Wein.
    Sein Keller gehörte unwidersprochen zu den besten in ganz Kalifornien. Jede Flasche hatte er persönlich ausgesucht. Er konnte zwar am Rebstock einen Sangiovese nicht von einem Sémillon unterscheiden und hatte kein Interesse am Reifen der Traube, aber er besaß eine hervorragende Nase. Und mit dieser Nase war er die Karriereleiter bei Giambelli, Kalifornien, unaufhaltsam emporgestiegen. Vor dreißig Jahren hatte er dann Pilar Giambelli geheiratet.
    Es dauerte allerdings noch nicht einmal zwei Jahre, bis seine Nase anfing, an anderen Frauen zu schnüffeln.
    Tony gab bereitwillig zu, dass Frauen seine Schwäche waren. Er hatte Pilar so sehr geliebt, wie er nur in der Lage war, ein anderes menschliches Wesen zu lieben. Und sicher hatte er auch seine privilegierte Situation als Ehemann der Tochter von La Signora und Vater ihrer Enkelin geliebt.
    Deshalb versuchte er viele Jahre lang, sehr diskret mit seiner Schwäche umzugehen. Er versuchte sogar
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