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Im Sturm der Herzen

Im Sturm der Herzen

Titel: Im Sturm der Herzen
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Haftpflichtschutz. Wir einigen uns irgendwie, und das war's dann.«
    Ein Prozess. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass Chrissys Familie den Eigentümer des Boots, auf dem ihre Tochter ums Leben gekommen war, verklagen könnte. Die Chambers waren nicht gerade wohlhabend. Chrissys Schwester ging aufs College, und die Studiengebühren waren hoch. Mr. und Mrs. Chambers konnten das Geld vermutlich brauchen. Allie würde ihnen eine kurze Nachricht hinterlassen, sobald sie zurück im Apartment war.
    »Das wäre dann alles«, sagte Bill. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie noch irgendetwas wissen wollen.«
    »Mache ich, Bill. Sie waren mir eine große Hilfe. Vielen herzlichen Dank.«
    Allie hielt die Akte fest umklammert, während sie hinter das Steuer des VWs rutschte. Dynasty hatte die Versicherungssumme für die Jacht also, kurz bevor sie explodiert war, erhöht. Ein wirklich passender Schachzug. Wirklich passend.
    Trotzdem konnte es sich, wie Bill, der Hilfreiche gesagt hatte, schlicht um einen Glücksfall handeln.
    Wie schade, dass Chrissy kein solches Glück gehabt hatte.

3
     
    Allie sagte sich, hör auf damit. Sie war jeder Spur gefolgt, die ihr in den Sinn gekommen war, und abgesehen von der Erkenntnis, dass die Dynasty Corporation die Versicherungssumme für die Jacht erhöht hatte, stand sie mit leeren Händen da. Es war an der Zeit, sich mit dem Tod der Freundin abzufinden und die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
    Und das würde sie auch, schwor sie sich. Nur noch einmal kurz zu dem Jachthafen, wo die Dynasty I gelegen hatte, dann würde sie die bis dato fruchtlose Suche aufgeben. Zudem war heute Montag, ihr freier Tag. Wo hätte sie den besser verbringen können als unten am Hafen?
    Doch in dem Moment, als sie den Parkplatz erreichte, überfielen sie die schrecklichen, herzzerreißenden Erinnerungen: orange und rote Flammen, die zum Himmel hinaufzüngeln; der rußige, schwarze Rauch über dem Wasser; das markerschütternde Heulen der Sirenen durch die warme Morgenluft.
    Allie nahm sich zusammen, schottete sich ab gegen die schmerzlichen Erinnerungen.
    Wie an jenem schicksalhaften Morgen, so war auch der heutige Märztag fabelhaft. Keine einzige Wolke verunzierte das blaue Himmelszelt. Vor ihr glitzerte wie ein makelloser Edelstein die Mission Bay, von weit entfernten Segelbooten gesprenkelt, teuren Powerbooten und dem einen oder anderen Windsurfer.
    In einem hellorangefarbenen Tank-Top, khakifarbenen Shorts und den neuen weißen Reeboks, die Segeltuchtasche über der Schulter, machte sich Allie auf den Weg zu dem Bootssteg, wo die Dynasty I gelegen hatte.
    Das eiserne Tor war verschlossen, das wusste sie. Donnie hatte Chrissy die Zahlenkombination gegeben, doch an jenem unglückseligen Tag, als Allie die Freundin zum Hafen gefahren hatte, hatte sie nicht auf den Zahlencode geachtet.
    Sie zog die hellblaue Windjacke an und beschäftigte sich mit dem Reißverschluss, während sich ein Mann mit drei ungebärdigen Kindern dem Tor näherte. Er gab die korrekten Ziffern ein, das Tor schwang auf, und er folgte seinen Kindern den Steg hinunter. Allie erwischte das Tor, bevor es wieder zufiel.
    Sie marschierte den Steg entlang, bis sie das hölzerne Schwimmdock erreicht hatte, wo sie sich in der Hoffnung umsah, jemanden zu finden, der am fraglichen Tag etwas gesehen hatte, jemanden, der vielleicht etwas über die Dynasty I wusste oder die Explosion, die das Boot und ihre Freundin in Stücke gerissen hatte.
    Sie begutachtete die Jachten auf beiden Seiten und lief schließlich auf das beeindruckende Schiff am Ende des Docks zu, wobei sie auch die Dynasty II entdeckte, an die sie sich noch erinnern konnte. Die atemberaubende Imperial Dynasty, die das ganze untere Ende des Schwimmdocks einnahm, war an jenem Tag allerdings nicht da gewesen. Lang gestreckt und schlank, maß sie mindestens fünfundzwanzig Meter und roch förmlich nach Geld und Jetset. An Bord waren ein paar Männer an der Arbeit, schrubbten die Decks und brachten alles in Ordnung.
    Sie schlenderte näher heran, winkte und rief: »Schönes Boot.«
    Ein älterer Mann mit einer Haut, die so tief gebräunt war, dass sie fast schwarz schien, grinste und winkte zurück. »Das ist sie, Miss.«
    »Der Eigner muss sehr stolz auf sie sein.« Sie lachte in sich hinein. Das hier hörte sich eher an, als redeten sie über eine Rassekatze, nicht über eine Jacht.
    »Mr. Baranoff, der Eigner, hat sie gerade erst gekauft... so vor drei, vier Wochen. Davor war er
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