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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit
Autoren: Anne Stuart
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ganze Nacht herumgetrieben?“
    „Das geht dich verdammt noch mal nichts an!“, antwortete Brandon, und Benedick dachte einen Moment an die Zeiten, als sein Bruder noch charmant und liebenswürdig gewesen war. „Ich habe Freunde.“
    „Kann ich mir denken. Leute, die ich kenne?“
    „Zweifellos. Aber du bist nicht eingeladen.“
    „Wozu bin ich nicht eingeladen?“
    „Auch das geht dich nichts an.“
    „Drehen wir uns noch länger im Kreis herum?“, wollte Benedick wissen.
    „Ja, solange du mir Fragen stellst, auf die ich dir keine Antwort gebe. Sei unbesorgt, ich nehme mir ein Hotelzimmer, bis ich eine Wohnung gefunden habe.“
    „Nun hör schon auf, Brandon“, entgegnete Benedick beschwichtigend. „Du bleibst hier. Ehrlich gestanden, ist es mir völlig egal, wo du dich herumtreibst, solange du dich nicht in meine Pläne in den nächsten Wochen einmischst.“
    „Und welche Pläne sind das?“
    „Ich habe vor, mich zu verloben und mich sexuellen Ausschweifungen hinzugeben.“
    „Vermutlich nicht mit der Frau, mit der du dich verloben willst … Ich vermute weiterhin, dass deine diesbezüglichen Ausschweifungen sich auf weibliche Wesen beschränken?“ In Brandons Stimme schwang ein melancholisch-spöttischer Unterton mit.
    Benedick fixierte seinen Bruder mit einem hochmütigen Blick. „Meine diesbezüglichen Neigungen sind relativ eindeutig. Im Übrigen glaube ich kaum, dass die Ehrenwerte Miss Pennington der Typ Frau ist, die meine zugegeben dringenden Bedürfnisse stillen könnte.“
    „ Sie soll deine nächste Auserwählte werden?“ Brandon lachte hohl. „Wie einfallslos. Andererseits, wenn auch sie vorzeitig stirbt, wäre es kein großer Verlust. Und finanziell kannst du es dir leisten, eine Frau zu nehmen, die ebenso kalt und eigensüchtig ist wie du. Sie ist schon die Richtige. Da sie offenbar deine … äh … sexuellen Bedürfnisse nicht befriedigen kann, wer kann es dann?“
    „Nun, ich dachte, ich beginne mit Violet Highstreet, falls ich sie auftreibe. Wie ich höre, hat sie Mrs Cadburys Etablissement verlassen.“ Benedick fand wenig Gefallen an dem verruchten Lächeln, das über die entstellten Gesichtszüge seines Bruders huschte.
    „Ausgezeichnete Wahl“, lobte Brandon. „Ich kann dir ihre neue Adresse nennen und bin sicher, dass sie hocherfreut wäre, dich heute Abend zu besuchen. Allerdings muss ich dir leider sagen, dass Mrs Cadburys Etablissement nicht mehr existiert. Du wirst dich für deine harmlosen Exzesse anderweitig umsehen müssen. Ich hingegen werde ausgehen. Und frag mich nicht, wohin.“
    Benedick widerstand dem Drang, zu protestieren. Seine geplanten Exzesse waren keineswegs harmlos. „Mein Interesse an deinem Zeitvertreib hält sich in Grenzen, Bruderherz. Meinetwegen fahr zur Hölle, auf welche Weise auch immer.“
    „Gut zu wissen“, entgegnete Brandon ungerührt. „Das habe ich auch vor.“

2. KAPITEL
    D er frühe Abend war eine ungewöhnliche Zeit für erotische Vergnügungen, doch das war Benedick, Viscount Rohan, einerlei. Sein Leben in Somerset hatte in dieser Hinsicht einiges an Entbehrung von ihm verlangt, und seit seine letzte Mätresse vor sechs Monaten tief gekränkt abgereist war, hatte er deprimierend enthaltsam gelebt. Er beabsichtigte, diesen Zustand schleunigst zu beenden, und Violet Highstreet mit ihrem begabten Mund würde diesem Wunsch zu seiner vollen Zufriedenheit nachkommen. Von allen Freudenmädchen in Mrs Cadburys Bordell hatte sie sich auf diese erotische Variante, die ihm höchsten Genuss versprach, spezialisiert. Sie würde seine größte Begierde stillen, und danach wollte er zu traditionelleren Praktiken übergehen oder vielleicht seinen Club aufsuchen, um herauszufinden, welche seiner Bekannten sich in London aufhielten. Im Moment allerdings wollte er an nichts anderes denken als an La Violettes kirschrote Lippen, die ihn verwöhnten.
    Wenn Emma Cadbury ihr Haus geschlossen hatte, müsste er sich neue talentierte – und gesunde – Gespielinnen suchen. In London gab es drei Kategorien von Frauen. Einmal die tugendhaften Gattinnen und Witwen, an denen er kein Interesse hatte, gefolgt von sittsamen Jungfrauen, die nur geheiratet werden wollten, um nichts anderes als tugendhafte Gattinnen und Witwen zu werden.
    Dann gab es noch die weniger tugendhaften Witwen und Ehefrauen, denen es ausschließlich um ihren Lustgewinn ohne jegliche Verantwortung ging. Sie waren ihm die liebsten Bettgespielinnen.
    Zu guter Letzt waren da noch
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