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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit
Autoren: Anne Stuart
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Korrespondenz anderer Leute?“ Er fand diese aufdringliche Person unausstehlich. „Vielleicht sollte ich meine Anfragen in Zukunft an Sie persönlich richten.“
    „An mich?“, fragte sie verblüfft.
    „Sie sehen zwar nicht aus wie eine Bordellwirtin und kleiden überdies Ihre Mädchen ausgesprochen unvorteilhaft. Aber die Zeiten haben sich offenbar geändert, und ich bin bereit, mich anzupassen.“
    Mit eisiger Miene wandte sie sich ab und fixierte das Mädchen, das immer noch vor Rohan kniete. „Violet, willst du hierbleiben oder zurück ins Haus kommen? Entweder oder!“
    Violet blickte kläglich zu Benedick auf und kam zögernd auf die Füße. „Es tut mir leid, Sir“, murmelte sie zerknirscht und huschte mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer.
    Die Kupplerin maß ihn mit kalter Verachtung. „Belästigen Sie meine Mädchen nie wieder!“, sagte sie drohend.
    „Ihre Redeweise ist erstaunlich“, entgegnete er träge. „Man könnte Sie beinahe für eine Lady halten und nicht für die Betreiberin eines Bordells. Offenbar gestatten Sie Ihren Mädchen keine Hausbesuche – sei’s drum. Ich kann mich anderweitig orientieren. Da Sie nun mal hier sind, frage ich Sie, ob Sie das zu beenden wünschen, was Violet begann.“ Er griff sich an den Hosenbund, nur um zu sehen, wie sie reagierte.
    Sie floh wortlos mit wehenden Röcken, und er sank lachend in den Sessel. So lästig diese Person auch sein mochte, ihre groteske Entrüstung faszinierte ihn mehr als Violets Hingabe, obwohl diese Furie vermutlich nicht deren Begabung besaß. Falls sie ihm den Zutritt zu ihrem Etablissement nicht verwehrte, wollte er sich darum bemühen, dass sie ihm persönlich ihre Gunst erwies. Ihr feuriger Zorn war irgendwie … erregend.
    Es klopfte diskret, und Richmond erschien mit sorgenvoll umwölkter Stirn. „Ich bitte um Verzeihung. Der junge Murphy konnte die Dame nicht aufhalten. Kann ich sonst noch zu Diensten sein?“
    „Nur, wenn Sie mir Namen und Adresse der Dame nennen, die soeben mein Haus verlassen hat“, erklärte er, ohne sich Hoffnung auf eine positive Auskunft zu machen.
    Richmonds Missbilligung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ich nehme an, Mylord ist mit Violet Highstreet wohl bekannt.“
    „Selbstverständlich, Richmond. Aber wer ist die Frau, die hereinstürmte wie ein feuerspeiender Drachen und uns störte? Ich frage mich, wieso Sie diese Person nicht daran gehindert haben.“
    Wenn überhaupt möglich, geriet Richmonds Miene noch unbewegter. „Ich nehme an, Sie beziehen sich auf Lady Carstairs.“
    Benedick gab ein höhnisches Lachen von sich. „Glauben Sie mir, Richmond, diese Furie war keineswegs eine Lady. Sie war eine Puffmutter.“
    „So sehr ich bedauere, Ihnen widersprechen zu müssen, es handelt sich um Melisande, Lady Carstairs, Witwe des verstorbenen Sir Thomas Carstairs, die in ihrem Haus in der King Street eine Zufluchtsstätte für gefallene Mädchen eingerichtet hat. Ich glaube, Carstairs House wird aus naheliegenden Gründen auch Taubenschlag genannt und die Lady wegen ihrer Wohltätigkeit Charity Carstairs.“
    Benedick blickte seinen Butler in einer Mischung aus Entsetzen und Fassungslosigkeit an. „Ich nehme an, Sie scherzen, Richmond.“
    „Ich kann Ihnen versichern, Mylord, ich habe nicht den geringsten Sinn für Humor.“
    Zum Teufel, dachte er und sank tiefer in seinen Sessel. Diese Peinlichkeit hatte er seinem Bruder zu verdanken. Brandon musste gewusst haben, dass Violet ihrem Gewerbe abgeschworen hatte und eine Nachricht an sie Probleme aufwerfen würde. Seltsam, es passte eigentlich nicht zu Brandon, ihm eine hinterhältige Falle zu stellen.
    „Haben Sie sonst noch einen Wunsch, Mylord? Soll ich vielleicht einen Boten in ein anderes Etablissement schicken?“
    „Hören Sie auf, mich so anzusehen, Richmond. Selbst wenn Sie mich kennen, seit ich Windeln getragen habe, steht Ihnen das nicht zu.“
    „Selbstverständlich nicht, Mylord.“
    Jetzt hatte er auch noch den alten Diener gekränkt! Heute ging aber auch alles schief. „Lassen Sie es gut sein, Richmond. Mir ist die Lust vergangen. Sagen Sie in der Küche Bescheid, ich speise im Club zu Abend.“
    „Sehr wohl, Mylord.“
    „Und, Richmond …“
    „Ja, Mylord.“
    „Es tut gut, Sie wiederzusehen.“
    Die Miene des alten Dieners hellte sich ein wenig auf. „Ganz meinerseits, Mylord.“
    Bis gegen zehn Uhr an diesem Abend hatte er alles Wissenswerte über Melisande Carstairs erfahren: Ihre Ehe mit dem
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