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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr
Autoren: Toni Anderson
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gesagt?«
    »Ich bin seit siebzehn Jahren im Dienst. Das werde ich nicht aufs Spiel setzen für eine …« Furlong brach ab.
Eine schnelle Nummer. Ein Schäferstündchen. Einen kleinen Fick.
Ihr drehte sich der Magen um. Seine Miene blieb ungerührt. »Wenn ich gewusst hätte, dass du die Tochter des Deputy Commissioners bist, hätte ich dich nie angerührt.«
    Ihr Vater war der Commanding Officer der E-Division, der größten Einheit bei der RCMP ; etwa ein Drittel aller Mitarbeiter waren ihm unterstellt.
    Sie wies Furlong nicht darauf hin, dass er verheiratet war und niemanden hätte anrühren sollen, der nicht seine hochschwangere Frau war. »Ich möchte nicht, dass er es weiß.«
    Er beugte sich ein winziges Stück näher zu ihr. »Von mir wird er es nicht erfahren.«
    Sie hatte mit einem verheirateten Mann geschlafen. Schon allein der Gedanke daran brachte sie vor Selbstekel zum Schäumen. Was wäre, wenn seine Frau dahinterkam? Oder ihr Vater?
    Finn Carver hatte es herausgefunden. Würde er versuchen, es gegen sie zu verwenden?
    Wieder berührte Furlong sie am Arm, und sie musste sich gewaltsam beherrschen, um ihn nicht anzufauchen. Aber sie würde das durchstehen. Schon bald würde Jimmy Furlong weg sein, und dann würde sie hier den Laden schmeißen. Sie hob das Kinn. Beide folgten dem restlichen Team an Deck, als die Leiche umständlich aus dem Pazifik auf das Boot der Küstenwache gehievt wurde. Ein weiteres Opfer dieses tödlichen Küstenabschnitts.
    Aber diesmal war nicht Mutter Natur für den Schaden verantwortlich.
    Mutter Natur hatte diesem Mann nicht fünfzehn Zentimeter geschliffenen Stahl zwischen die Rippen und in seine Brusthöhle gestoßen. Und es war Hollys Aufgabe, herauszufinden, wer es getan hatte.
    Finn betrat die Schule von Bamfield und ging durch den breiten Korridor zum zentralen Atrium. Das Geräusch seiner Schritte hallte durch das Gymnasium. Gut. Die Kinder waren aus dem Weg. Weniger Personen, die ihn bemerken konnten.
    Thom war in einer Telefonkonferenz gewesen, daher musste Finn noch warten, bis er ihn nach dem Messer fragen konnte. Bisher hatte er die Tauchbasis oft unverschlossen und für jeden zugänglich gelassen, weil die einzelnen Tauchteams zu unterschiedlichen Zeiten kamen und gingen. Nur nachts, wenn alle ihr Tagwerk verrichtet hatten, schloss er die Tür ab, aber in der restlichen Zeit konnte jeder hinein, und alle wussten das.
    Jetzt nicht mehr.
    War es wirklich Thoms Messer? War jemand – zum Beispiel der Mörder – an Finns Arbeitsplatz gewesen und hatte sich das nächstbeste Messer geschnappt? Oder hatte dieser Jemand dem alten Mann absichtlich die Schuld in die Schuhe schieben wollen?
    Thom hatte die letzten drei Jahrzehnte damit verbracht, in den Geheimnissen des Dorfs zu wühlen, um den Mord an seiner Frau und seinem Kind aufzuklären und eine Spur von seiner Tochter zu finden, von der er hartnäckig glaubte, dass sie noch am Leben sei. In diesem Zeitraum hatte er es geschafft, so gut wie jede Familie im Ort in seine diversen Theorien zu verwickeln. Dann hatte er die Polizei gegen sich aufgebracht, indem er sie mit Hinweisen bombardiert und sie öffentlich wegen fehlender Fortschritte gescholten hatte. Er hatte
jede
ungewöhnliche Aktivität gemeldet und in diesem Zuge verhindert, dass das organisierte Verbrechen in der Gemeinde Fuß fassen konnte. Damit hatte er sich nicht gerade Freunde gemacht. Vor zwei Jahren hatte jemand die Geduld verloren und versucht, ihn dauerhaft zum Schweigen zu bringen.
    Finn bog um die Ecke, klopfte an die Glastür, hinter der die Bibliothekare arbeiteten, und betrat das Büro.
    »Hallo, du Prachtkerl.« Gina Swartz stand auf und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. »Was kann ich heute für dich tun?«
    »Hast du irgendjemandem erzählt, dass ich letzte Woche hier war?«
    Sie kreuzte die Hände vor der Brust und senkte das Kinn. »Warum sollte ich das tun?«
    Er fasste sich an die Stirn und kam sich plötzlich unglaublich dämlich vor. Er hatte gedacht, dass Gina vielleicht einen Blick über seine Schulter geworfen hätte, als er versucht hatte, das Wrack zu identifizieren. Dass sie die aufgerufenen Websites und Nachschlagewerke gesehen und es dann ausgeplaudert hätte. Es war dumm. »Einfach so.«
    Sie lachte. »Für
einfach so
siehst du aber ganz schön besorgt aus. Hat das irgendetwas mit dem Polizeiaufkommen draußen am Crow Point zu tun?«
    Er zuckte mit den Schultern, schwieg jedoch. So tief das Dorf seine Geheimnisse auch
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