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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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kann.“
    „Ihr Agent hat Sie gepriesen
als professionellen Abfackler, als richtig guten Brandleger. Diesen Sommer
wären Sie eigentlich ausgebucht mit Aufträgen in Griechenland. Mir ist nur
nicht richtig klar, weshalb man dort diese heiße Baulandgewinnung betreibt.
Hm?“
    „Das hat Tradition.“ Carlos
bohrte kurz im linken Ohr und zog dann den Finger heraus.
„Grundstückspekulanten und Immobilienmakler sind die Auftraggeber. Zwei Drittel
von Griechenland sind nämlich als staatliche Forstgebiete ausgewiesen. Die
Forstbehörden wachen darüber, dass der Waldbestand erhalten bleibt — damit das
Land nicht verkarstet und die Natur elend stirbt. Das bedeutet: Nach gültigem
Recht dürfen Waldgebiete nicht abgeholzt und bebaut werden. Wird der Wald
jedoch durch Feuer vernichtet, ist die Forstbehörde nicht mehr zuständig. Die
Bodenspekulation kann beginnen. Die Geschäftemacher sind am Werk. So kommt es,
dass man mir genau sagt — und sogar zeigt — wo, in welcher hübschen Gegend ich
den Wald wegräumen soll. Damit dort eine teure Wohnsiedlung entstehen kann —
oder eine Bebauung mit Luxusvillen. Tja, und damit auch wirklich niemand in
Verdacht gerät, braucht man Experten wie mich. Ich zündele so, dass es
aussieht, als hätte die Natur selbst ein Feuerwerk veranstaltet — als wären nur
Funken geflogen oder eine noch glühende Zigarettenkippe hätte alles ausgelöst.“
    „Interessant.“
    „Hm, ja. Ich bin sozusagen das
Gegenteil eines Feuerwehrmannes.“
    „Gut gesagt, hähäh! „
    „Und jetzt haben Sie einen
Auftrag für mich, Graf?“ Carlos bohrte in dem anderen Ohr. Als er den Finger
herauszog, entstand ein fluppendes Geräusch.
    Gregor runzelte die farblosen
Brauen. In seinen Ohren wuchsen graublonde Büschel, die er manchmal beim Frisör
entfernen ließ, was dort zum Service gehörte.
    „Ja, habe ich.“ Er schwieg
einen Moment und fuhr sich mit der Hand über den knisternden Drei-Tage-Bart.
„Sie sollen ein Schloss niederbrennen. Das Schloss Prinzenruh beim Dorf
Prinzenruh, wo der gleichnamige See liegt. Und der Kronprinzensee.“
    Carlos weitete überrascht die
Augen. Sein Agent hatte ihm nicht gesagt, worum es ging. Dieser Job — ein
Knaller.
    „Ich kenne das Schloss. Ist ein
verdammt großer Kasten. Das wird nicht einfach.“
    „Aber es wird doch wohl möglich
sein?“, bellte Gregor.

    „Selbstverständlich. Wenn die
Kasse stimmt, mache ich auch aus dem Kölner Dom eine Fackel. Nur der technische
Aufwand ist größer. Eigentlich schade um das Schloss, wie?“
    „Es gehört mir zu einem
Drittel. Aber ich bin nicht sentimental. Mein Vater ist im Frühsommer
gestorben. Prinzenruh hat er mir und meinen Halbbrüdern Sascha und Paul-Otto
vermacht. Nicht gerade die ideale Erbschaft.“
    „Verstehe“, behauptete Carlos,
obwohl er nur nebelhafte Vorstellungen hatte.
    Doch Gregor schien der
Auffassung zu sein, ein Komplize müsse über Motive und Hintergründe Bescheid
wissen.
    „Ich brauche Geld“, erklärte
er. „Und ich will Geld. Wozu bin ich denn Erbe, heh! Aber Prinzenruh ist nur
als Museum zu verwenden. Was dabei rausspringt — kann man vergessen. Und noch
dazu geteilt durch drei. Lächerlich! Also wollte ich den ganzen Besitz
verkaufen. Ein Schweinegeld könnten wir kriegen. Aus dem Schloss ließe sich
allerhand machen — zumal die. Umgebung so richtig erholsam ist. Ich denke an
ein Luxushotel. Oder an ein Sanatorium für eingebildete Kranke. So mit Schönheitsfarm,
Fitness-Kursen, Schönheitsoperationen für sie und für ihn, Nightclub und
gepfefferten Preisen. Oder an eine Tagungsstätte für Topmanager — mit demselben
Programm. Sogar ein Altenpflegeheim für Großrentner könnte man daraus machen —
mit etwas anderem Programm.“ Er lächelte wie ein Mäuserich vor der
Speisekammer. „Kurzum — Prinzenruh ließe sich versilbern, dass es eine Wohltat
wäre. Aber meine dämlichen Brüder — Halbbrüder — wollen nicht.“
    „Sondern?“
    „Sie haben gute Berufe,
brauchen kein Geld und wollen den Familienbesitz behalten.“
    „Hm.“
    „Gegen diese Engstirnigkeit
kann man nichts machen. Ich habe mir den Mund fransig geredet. Sascha und
Paul-Otto lassen den Kasten zur Zeit sogar renovieren. Auf ihre Kosten! Ich
beteilige mich nicht! Nein! Ich nicht! Das habe ich ihnen gleich gesagt. Sie
wollen Prinzenruh als Museum erhalten.“
    „Was bringt es Ihnen, wenn ich
Schutt und Asche daraus mache?“, fragte Carlos, obwohl er die Antwort schon
ahnte.
    „Prinzenruh ist
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