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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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meine ich. Sonst kann man mich orten. Ich warte, bis die
Jungs weg sind. Dann komme ich.“
    „Die Mädchen dürfen nicht
merken, wo sie sind. Kannst du ihnen die Augen verbinden?“
    „Ist genau mein Gedanke.“

5. Ein fast
mörderischer Plan
     
    Griechenland. Der Olymp, der
Berg der Götter, stand in Flammen. Rauchwolken verhüllten den Gipfel. Orkanböen
fachten die Feuersbrunst an. Knochentrockne Wälder überall auf griechischem
Boden boten Nahrung. Flammen bedrohten die Vororte Athens. In Kalamata, einer
Kleinstadt am Südzipfel des Peleponnes, war die Hölle los. Feuer überall.
Täglich neue Katastrophen. Die Hafenstadt Patras war von drei Seiten von
Flammen eingeschlossen, die Küstenstraße nach Athen gesperrt — sonst wären die
Autos zu rollenden Scheiterhaufen geworden. Die schlimmsten Waldbrände seit
Jahren — so hieß es in der Presse. Mehr als 100 000 Hektar Wald waren
verbrannt. Trockenheit und glühende Hitze hatten das begünstigt. Aber
Verursacher war — wie immer - der Mensch.
    Brandstifter waren am Werk. Die
plumpen unter ihnen hinterließen ihre Spuren: leere Benzinkanister,
ausgebrannte Patronen von Signalpistolen, deren hellglühende Geschosse auf
zundertrocknem Waldboden sofort Feuer auslösen. Aber nicht nur plumpe
Brandstifter vernichteten Natur und Wälder, auch gewiefte Profis versahen
dieses Jahr ihren Job, Kriminelle. Sie waren die Vorhut für heiße Baulandgewinnung.
    Carlos Teckenburg war einer von
ihnen. Er handelte im Auftrag.
    Gestern Abend hatte er den
letzten erledigt, hatte seinen Lohn kassiert und war sofort ins Flugzeug
gestiegen. Ab nach Deutschland. Zurück dorthin, wo schon ein neuer Auftrag auf
ihn wartete.
    Jetzt, am frühen Nachmittag,
befand er sich in der TKKG-Stadt, lenkte seinen Leihwagen durch einen der
südlichen Vororte, wo hübsche Grundstücke mit Villen das Bild bestimmen, und
hielt schließlich vor Alkoven-Straße Nr. 13. Eine Millionenhütte mit Walmdach
versteckte sich hinter immergrüner Hecke. Irgendwo plätscherte ein
Springbrunnen.
    Carlos Teckenburg stieg aus und
klingelte an der Pforte.
    Er war mittelgroß, knapp 40,
trug das dunkle Haar sehr kurz und sah aus einer gewissen Entfernung einigermaßen
sympathisch aus. Dieser Eindruck änderte sich aus der Nähe. Der Blick war
stechend, das Grinsen hämisch. Außerdem hatte er die Angewohnheit, sich in
beiden Ohren zu bohren — allerdings nicht gleichzeitig, denn er war ein
aufmerksamer Zuhörer, seine wohl beste Eigenschaft.
    „Ja?“, bellte eine Stimme aus
der Gegensprechanlage.
    „Teckenburg, Carlos Teckenburg.
Ich bin verabredet mit Herrn Gregor von Serbendung-Lauchtingen.“
    „Kommen Sie rein!“, bellte die
Männerstimme aus den Metallrippen.
    Der Summer ertönte. Pforte auf.
Ein Steinplattenweg zur Villa. Dort stand Serbendung-Lauchtingen in der
geöffneten Tür. Carlos erkannte ihn sofort, obwohl er ihm noch nie begegnet
war. Aber Serbendung-Lauchtingen entsprach dem Foto, das Carlos gesehen hatte.
Sein Agent — ein Job-Vermittler in der organisierten Unterwelt — hatte es ihm
gezeigt. Um eine Verwechslung und deren Folgen auszuschließen.
    Gregor war so farblos wie
Leitungswasser, war der zweite Sohn des verstorbenen Grafen Anselm von
Lauchtingen, entstammte also dessen vierter Ehe. Die Natur hatte ihm Länge
beschert, aber auch fleischlose Magerkeit. Sein Gesicht hatte einen mäusischen
Schnitt. Der Drei-Tage-Bart sollte wohl einen Hauch piratenhafter Wildheit
ausdrücken, wirkte aber nur schmuddelig.
    „Guten Flug gehabt?“, bellte er
Carlos an, wartete die Antwort nicht ab, sondern reichte ihm eine weißliche
trockne Hand. „Ich bin Gregor Graf Serbendung-Lauchtingen.“
    „Hallo, Durchlaucht!“ Carlos
grinste.
    „Es genügt, wenn Sie Graf zu
mir sagen.“
    „Hallo, Graf!“
    „Kommen Sie rein, Teckenburg!
Hier haben vielleicht die Büsche Ohren, hähäh! Ist nur ein Scherz. Bei mir
lauscht niemand. Ich lebe allein. Das macht unabhängig, hähäh.“
    „Schönes Haus.“
    „Ja, ich liebe diese
schattenspendenden Dächer. War’s heiß in Griechenland?“
    „Aber ja — bei dem Feuer.“
    „Hähäh!“
    Im Terrassenzimmer lagen drei
Dutzend Zeitungen herum. Die Möbel waren bunt wie in einem Kinderzimmer für
Lebensanfänger und übertrieben modern. Carlos hätte sich beinahe auf einen
Beistelltisch gesetzt, merkte aber noch, dass es kein Hocker war.
    „Bier?“, bellte Gregor.
    „Danke! Im Moment lieber
nicht.“
    „Könnten Sie mir was erklären?“
    „Wenn ich
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