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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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reichlich Platz, denn zur Zeit war wenig Betrieb. Und
die Jungs bezogen einen Vierbett-Raum mit Blick auf einen Campingplatz zwischen
Kirche, Dorfrand und wogenden Weizenfeldern. Der Campingplatz war ziemlich
groß. Aber nur wenige Wagen standen dort. Tim zählte vier. Doch soeben rollte
als Nr. fünf ein schnittiges Wohnmobil auf das Gelände.
    „Eigentlich ist Check-in in
Hostels“, erklärte Karl, „erst um 17 Uhr. Nach meinen Erfahrungen ist das
internationale Regel. Herr Gastfrey ist großzügiger und lässt uns jetzt schon
rein. Da behaupte noch einer, Prinzenruh wäre Provinz.“
    „Prinzenruh ist Dorf“, meinte
Tim. „Das werden wir merken, wenn uns heute Nacht jede Stunde die
Kirchenglocken wecken. Die schallen nämlich genau zu unserem Fenster rein.“
    „Vielleicht hat der
Herbergsvater mit dem Pfarrer ‘ne Absprache“, grinste Klößchen. „Und das
Geläute unterbleibt. Wenn nicht, verstopfe ich mir die Ohren mit Klopapier.“
    „Dann hörst wenigstens du dein
Schnarchen nicht“, lachte Tim. Er hatte seinen Rucksack ausgepackt und das Bett
unterm Fenster gewählt.
    Karl nahm das zweite Einzelbett
und legte soeben sein Handy aufs Kopfkissen.
    Klößchen stand noch vor dem
Etagenbett und konnte sich nicht entscheiden, ob er unten oder oben belegen
sollte. Schließlich nahm er das untere. Auf das obere wurden vier Tafeln Schokolade
gepackt. Karls Handy war eingeschaltet und — klingelte in diesem Moment. Tim
stand am nächsten und meldete sich. Er hatte instinktiv vermutet, dass es Gaby
sei, aber...
    „Hallo, Tim!“, sagte Kommissar
Glockner. „Wie sieht’s bei euch aus?“
    Er wusste, dass die Jungs Gaby
nach Prinzenruh begleiten wollten, hatte aber seiner Tochter nichts gesagt, um
die Überraschung nicht zu verderben.
    „Hallo, Herr Glockner!“, rief
Tim erfreut. „Im Prinzip läuft alles rund. Gaby ist im Schloss und jetzt
vermutlich bei Julia. Nur mit unserem Logis hat’s nicht geklappt. Der
Schlossverwalter Vogt ist irgendwie ein Kotz... Pardon!... ein Ekeltyp. Hat uns
nicht reingelassen. Wir seien nicht angemeldet, hätten keine Erlaubnis — und
damit basta! Wir sind jetzt im Dorf — in der Jugendherberge.“
    „Das ist ja fast wie im
Internat.“
    „Im Adlernest geht’s enger zu.
Außerdem haben wir hier die Kirche nebenan. Und den Campingplatz. Wir haben
gerade überlegt, ob wir uns nachts ins Schloss einschleichen — denn die Nähe zu
Gaby ist ja der Sinn unserer Aktion. Julia ist schon Wochen und Monate hier.
Sie fühlt sich bereits wie eine Schlossherrin. Aber Gaby — das stelle ich mir
vor — wird doch schaudern, wenn es Nacht wird in dem Riesengemäuer. Im
Morgengrauen könnten wir — ich meine uns drei — dann wieder abschleichen, ohne
dass Vogt was merkt.“
    „Davon muss ich euch abraten,
Tim, denn das wäre unbefugtes Eindringen. Außerdem werden sich die beiden
jungen Damen nicht gruseln. Ich rufe jetzt aus einem bestimmten Grund an. In
Prinzenruh ist nämlich was passiert. Wir haben gerade die Nachricht von den
Betroffenen erhalten.“
    Hoppla!, dachte Tim. Und sofort
fiel ihm der übergewichtige Angler ein, den er vom Zug aus beobachtet hatte bei
seinem Veitstanz auf dem Wendeplatz am See.
    „Ja, Herr Glockner?“
    „Zwei kleine Mädchen wurden
entführt — geraubt. Bettina und Lena Heymwacht, die 6- und 7-jährigen Töchter
des bekannten Hühnerfutter-Fabrikanten. Die Mädchen befanden sich in Heymwachts
Wagen, einem grünen SXX-Touring. Heymwacht war zum Angeln am See. Die Mädchen
schliefen auf den Rücksitzen. Dann wurde der Wagen gestohlen — samt den
Kindern. Das war vor etwa einer Stunde. Heymwacht hatte gerade seine Angeln
ausgelegt — nur etwa 60 Meter entfernt, allerdings außer Sichtweite. Denn dort
wächst hohes Schilf am Ufer. Der Mann hörte, wie sein Wagen wegbrauste. Ihm
fiel ein, dass der Zündschlüssel noch steckte, er’s dem Dieb also leicht
gemacht hat. Heymwacht wohnt im Dorf. Sein Angelplatz ist aber etliche
Kilometer entfernt. Zum Glück kam dann ein Motorradfahrer auf der Strecke und
hat Heymwacht mitgenommen.“
    Tim pfiff durch die Zähne. „Hat
sich der Täter schon gemeldet? Ich meine — mit Lösegelderpressung und so?“
    „Bis zur Minute noch nicht.“
    „Und von dem Fahrzeug keine
Spur?“
    „Nichts. Und so ein SXX-Touring
ist teuer, selten und auffällig.“ Er nannte das Kennzeichen.
    „Normalerweise, Herr Glockner,
wechseln doch Kidnapper sofort oder bald nach der Tat den Wagen, um nicht
aufzufallen. Ihr
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