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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Sie wollte ihre Zukunft lieber ungestört mit ihren Töchtern erörtern.
    Eliza war verwirrt, denn das hörte sich an, als hätte Richard seine Pläne nicht mit Henrietta abgesprochen. Doch angesichts der neu gewonnenen Einblicke in den Charakter ihres Vaters glaubte sie, gar nicht verwirrt sein zu müssen.
    »Ich hoffe, Katie lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten«, sagte Henrietta mit einem nervösen Blick auf die Uhr.
    »Ich werde meine Tasche auf mein Zimmer bringen und auspacken«, erklärte Eliza. Sie war gespannt, was Henrietta mit ihr und Katie besprechen wollte. Doch Eliza kämpfte mehr noch mit den Gefühlen ihrem Vater gegenüber. Sie konnte einfach nicht vergessen, dass Tilly so schrecklich entstellt worden war und dass ihr Vater ihr eiskalt den Laufpass gegeben hatte, um mit Henrietta zusammen sein zu können.
    Henrietta ging im Wohnzimmer unruhig auf und ab. Jetzt hörte sie das Geräusch von Wagenrädern in der Auffahrt. »Gott sei Dank, Katie ist zurück«, murmelte sie erleichtert. Sie war inzwischen das reinste Nervenbündel; sie hatte einen Sherry getrunken, um sich zu beruhigen, während sie betete, die Mädchen würden Verständnis dafür haben, was sie ihnen zu sagen hatte.
    Henrietta wollte ihnen anvertrauen, dass ihr Vater einst in Matilda verliebt gewesen war und dass diese Liebe nie erloschen sei – genauso wenig, wie Henriettas Liebe zu Clive Jenkins noch immer Bestand hatte. Richard sei nie über Matilda hinweggekommen, wollte sie ihnen anvertrauen – genau wie Clive nie über sie, Henrietta, hinweggekommen sei. Sie und Richard hätten sich auseinandergelebt. Sie sei zu dem Schluss gekommen, dass Clive der Mann war, mit dem sie zusammen sein wolle. Clive habe jahrelang auf sie gewartet und dabei sein eigenes Glück geopfert. Anstatt weiterhin in einer Ehe ohne Liebe zu leben, habe sie beschlossen, ihre restlichen Jahre mit Clive in den Kimberlys zu verbringen.
     
    Brodie fuhr mit Angus vor dem Wohnhaus der Sunningdale-Farm vor und stieg vom Kutschbock. Er öffnete die Tür für Matilda, doch sie zögerte, auszusteigen. Brodie beugte sich in den Wagen und nahm ihre Hand. Er konnte spüren, wie sie zitterte. »Alles in Ordnung, Matilda?«
    »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so nervös gewesen«, sagte sie atemlos vor Angst.
    Brodie hatte eine solche Reaktion erwartet; deshalb holte er eine kleine Flasche Whiskey aus der Tasche und hielt sie ihr hin.
    Matilda warf nur einen kurzen Blick darauf, ehe sie die Flasche nahm und einen tiefen Zug nahm. Die feurige Flüssigkeit brannte ihr in der Kehle, und die Hitze strömte ihr augenblicklich durch die Glieder.
    »Sie schaffen das schon, Matilda«, sagte Brodie, ein wenig schockiert, dass sie nicht nur einen kleinen Schluck genommen hatte. »Sagen Sie Ihrer Schwester und Richard einfach, was in Ihrem Innern vor sich geht.«
    Tilly wurde blass. »Ich … ich glaube, ich kann das nicht, Brodie. Mir ist schlecht.«
    »Holen Sie ein paarmal tief Luft. Ich gehe mit Ihnen, wenn Sie wollen.«
    »Nein, das muss ich allein schaffen … trotzdem – vielen Dank.« Sie holte tief Luft, atmete langsam aus und entspannte sich, während der Whiskey seine Wirkung entfaltete. »Dann wollen wir mal.«
    Seit sie aus Tantanoola abgefahren waren, hatte Tilly darüber nachgedacht, was sie zu Henrietta sagen würde, doch kaum hatten sie Mount Gambier erreicht, war Tilly abgelenkt gewesen. Ihre Neugier gewann die Oberhand über ihre Schüchternheit, und sie spähte hinter dem Sichtschutz des Wagenfensters hervor. Mount Gambier hatte sich kaum verändert, und Tilly freute sich, die Heimatstadt wiederzusehen. Die Geschäfte und Tanzsäle, das Theater, die Schulen, die Parks und das Hotel, wo sie so oft mit Richard zu Abend gegessen hatte – das alles weckte viele angenehme Erinnerungen. Tilly glaubte sogar, ein paar Leute zu erkennen, an denen sie vorüberfuhren. Bald war sie schier überwältigt von Melancholie und Trauer um alles, was sie verloren hatte. Eine verrückte Sekunde lang hatte sie sogar den Gedanken gehabt, dass es im Grunde gar nicht Henriettas Schuld war, dass sie, Tilly, damals ihrem alten Leben den Rücken gekehrt hatte.
    Dann aber stieg wieder Wut in Tilly auf.
    Alles war Henriettas Schuld!
    Tilly gab sich einen Ruck, ging zur Tür des Hauses und klopfte an.
    Henrietta hob erstaunt den Kopf, als sie das Geräusch hörte. Warum war Katie nicht einfach zur Hintertür hereingekommen, wie sonst immer?
    Irritiert ging Henrietta zur Tür
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