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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)
Autoren: Bernd Perplies
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Haut. Auf seiner Stirn glitzerten Schweißtropfen, und seine Lippen waren aufgeplatzt und bluteten.
    »Was machst du hier?«, fragte Ordun unwirsch, während er den Skorpion rasch wieder in das halb durchsichtige Gefäß steckte und dieses verschloss.
    »Ich war neugierig«, antwortete Carya. »Und wie es aussieht, bin ich genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Das da …«, sie deutete auf den Skorpion, »… geht zu weit. Ich dachte, wir sind besser als die Inquisitoren in Arcadion.«
    »Erzähl mir nicht, wie ich mit Menschen umgehen darf, die mein Volk bedrohen«, knurrte Ordun. Carya fiel auf, dass er auf jede Höflichkeitsform in der Anrede verzichtete. Er musste ganz schön ungehalten über die Störung sein.
    »Das will sie auch gar nicht«, mischte sich nun auch Jonan ein. »Aber sie hat recht. Folter ist keine Lösung. Und sie ist auch vollkommen unnötig. Der Mann lügt eindeutig. Darin sind wir uns alle einig. Das kann nur bedeuten, er verheimlicht uns etwas. Und was könnte das wohl sein? Die Identität seiner Auftraggeber. Womit wir sie im Grunde bereits kennen, ohne dass er ein Wort gesagt hat. Dass der Lux Dei und allen voran Großinquisitor Aidalon unser Feind ist, wissen wir. Also werden entweder der Orden oder der Herr des Tribunalpalasts diesen Mann geschickt haben. Ist es nicht so?«
    Jonan trat vor, packte den Gefangenen am Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu blicken. Carya sah, dass der Mann ihn trotzig anstarrte. Von seiner Fassade als armer, ausgeraubter Wanderer war nicht viel übrig geblieben. Pitlits Bauchgefühl besaß Carya zwar nicht, aber auch wenn keine Arglist im Blick des Fremden lag, so blitzte doch etwas anderes auf, das ihr zu denken gab: Erkennen. Es kam ihr so vor, als habe der Mann Jonan und sie schon einmal gesehen.
    Das ist allerdings kaum ein Beweis seiner Schuld , schränkte sie nüchtern ein. Unsere Steckbriefe hingen überall in Arcadion und auch in den Räumlichkeiten der Herbergen an der Handelsstraße.
    Jonan schien sich seiner Sache sicherer zu sein als sie. Grimmig ließ er von dem Mann ab. »Er gehört dem Templerorden an. Da besteht für mich kein Zweifel. Ich kenne seinen Namen nicht, aber ich will verdammt sein, wenn ich ihn nicht schon einmal in der Kaserne gesehen habe.«
    »So kommt die Wahrheit doch ans Licht«, knurrte Ordun. »Und was treibt ihn hierher?«
    »Ich befürchte: Carya und ich«, antwortete Jonan. »Es würde mich wundern, wenn sich die Ordensoberen des Lux Dei oder die Templer plötzlich für Ausgestoßene wie diese Dorfgemeinschaft interessieren. Wären die hohen Herren in Arcadion auf Rache für den Angriff mit dem Leviathan -Panzer aus, hätten sie einen Trupp motorisierter Soldaten geschickt und einfach das Dorf niedergemetzelt.«
    »Könnte er nicht ein Kundschafter eines solchen Trupps sein?«, fragte Carya.
    Einer der anderen Krieger schüttelte den Kopf. »Wir kennen die Wildnis in der Umgebung besser als jeder Stadtmensch. Ein Trupp Soldaten könnte sich, mitten am Tag, niemals unbemerkt an uns anschleichen. Nicht seit dem letzten Angriff auf das Dorf. Wir haben überall Spähposten. Dass dieser hier es bis auf den Hügelkamm geschafft hat, grenzt an Hexerei.«
    »Was dafür spricht, dass er extra ausgewählt wurde, um sich heimlich anzupirschen, das Dorf zu beobachten und sich dann wieder zurückzuziehen, um seinen Vorgesetzten Bericht zu erstatten«, sagte Jonan. »Sicherlich will Aidalon wissen, ob Carya und ich einmal mehr eure Gäste sind. Und wahrscheinlich sucht er auch nach der Flugkapsel, die wir ihm wieder weggenommen haben. Er schien sehr interessiert daran zu sein. Genauso wie an Carya.«
    »Hm«, brummte der Stammesführer. Er wandte sich an den Gefangenen. »Hast du dazu noch etwas zu sagen?«
    »Was soll ich denn sagen?«, entgegnete dieser. »Ihr habt euch alles wunderschön zusammengereimt. Jedes weitere Wort ist überflüssig. Mir glaubt ja doch niemand.« Regelrecht mürrisch blickte er in die Runde. »Und jetzt? Was geschieht mit mir?«
    Ordun zog sein Messer und hielt es dem Gefesselten unmittelbar vor die Nase. Seine Miene war so finster wie eine Gewitternacht. »Eigentlich sollten wir dir hiermit das Fleisch vom Leib ziehen, und es vor deinen Augen überm offenen Feuer grillen, um es danach zu verspeisen. Das erwartet ihr doch von uns Mutanten, oder? Aber ich verrate dir ein Geheimnis …« Er beugte sich noch näher heran und umfasste den Kopf des Mannes mit einer seiner riesigen Pranken. »Wir sind nicht
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