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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)
Autoren: Bernd Perplies
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war. Andere fingen an, aufgeregt miteinander zu reden. Auch Caryas Eltern wechselten unsichere Blicke. Sie schienen sich zu fragen, wie es mit ihnen, die nur Gäste waren, weitergehen würde. Bei einem Zug durch eine fremde Wildnis war es noch schwieriger, zusätzliche Personen zu verpflegen, als hier.
    Ordun hob beschwichtigend die Arme. »Ich kann mir vorstellen, dass euch das Angst macht. Wir wissen nicht, was uns da draußen erwartet. Eins aber wissen wir: Wenn wir bleiben, wird uns ein Unheil ereilen, gegen das wir nichts ausrichten können.«
    »Wenn die Stadtmenschen kommen wollen, sollen sie doch!«, rief jemand aus der Menge. Es handelte sich um Mablo, der im Kreise einiger Männer stand. »Wir haben ihnen schon einmal mit einem dieser Kriegsgeräte aus der Halle unter dem Berg auf die Nase gehauen. Machen wir es wieder so. In der Halle stehen noch ganz viele Kriegsgeräte. Ich sage, wir reparieren sie und kämpfen.«
    »Wie willst du das anstellen?«, fragte Jonan und stieg auf die erste Stufe der Tempeltreppe, um besser gesehen zu werden. »Petas und du, ihr wart dabei, als wir uns dort unten umgesehen haben. Die meisten Fahrzeuge sind nur noch Schrott. Und die, die wir vielleicht flottbekommen könnten, haben keinen Treibstoff und keine Munition mehr. Und selbst wenn wir noch Vorräte fänden – hier gibt es niemanden, der das technische Verständnis hat, um so eine Reparatur durchzuführen. Du hast es doch erlebt. Wir brauchten Enzo, den Invitro-Soldaten, um den Leviathan -Panzer in Gang zu kriegen. Aber Enzo ist nicht mehr bei uns.«
    »Wo ist er denn?«
    »Er befindet sich in Arcadion und kämpft dort im Geheimen gegen den Lux Dei.«
    »Können wir ihn nicht holen?«
    »Er versteckt sich. Wir wissen nicht, wo er sich aufhält.«
    Das stimmte zwar, aber wie Carya wusste, unterschlug Jonan dabei, dass Enzo sich Professor Adara angeschlossen hatte, dem Kopf der Dissidentengruppe namens Ascherose. Dessen geheime Wohnung war ihnen bekannt. Und selbst wenn er sie nicht mehr nutzte, konnten sie immer noch bei Gamilia im Caffé Speranza nachfragen, ob diese etwas von den Männern gehört hatte. Das kleine, unscheinbare Café in der Innenstadt von Arcadion war schon lange ein Treffpunkt für Invitros, und Gamilia stand, wie Jonan Carya erzählt hatte, nicht nur mit der Invitro-Enklave im Norden in Kontakt, sondern schien auch ein besonderes Interesse an dem grauhaarigen Soldaten und seinem Treiben zu haben.
    »Was ist mit seinen Freunden?«, wollte Mablo wissen. »Hast du Enzo nicht von einer Fahrt nach Norden mitgebracht? Gibt es dort oben womöglich noch mehr von seiner Sorte?«
    Jonan schüttelte den Kopf. »Die Enklave, nach der ich gesucht habe, wurde aufgegeben. Enzo war der Einzige, den ich noch angetroffen habe.« Und erneut verschwieg Jonan seinem Gegenüber etwas, nämlich dass mit Enzos Weggang ein anderer Invitro seinen Platz an dem Funkgerät in dem kleinen, verfallenen Schloss eingenommen hatte, um von dort über die Insel inmitten des großen Sees zu wachen, auf der eine Gruppe von Künstlichen eine neue Heimat gefunden hatte. Wo sich der Rest der Enklave aufhielt, wussten sie wirklich nicht. Sie versteckte sich irgendwo, bis sie sicher sein konnte, dass die Verfolgung von Invitros in Arcadion ihre Feinde nicht auch bis zu besagter Insel führte. Allerdings durfte man davon ausgehen, dass der einzelne Wachposten eine Methode kannte, die es ihm erlaubte, mit der Gemeinschaft in Verbindung zu treten.
    Carya war Jonan dankbar dafür, dass er all dies für sich behielt. Es waren schon genug Ausgestoßene gestorben. Dass sie sich in einem verzweifelten Kampf gegen die Soldaten des Templerordens aufrieben, war nun wirklich nicht nötig.
    Allerdings schien Mablo das anders zu sehen. »Dann sage ich …«
    Diesen Augenblick wählte Ordun, um einzuschreiten. »Ich sage, es ist zu gefährlich. Wir alle lieben diesen Ort. Er war uns lange Jahre ein gutes Zuhause. Aber er ist es nicht wert, dass wir dafür sterben. Und sterben werden wir, wenn wir gegen die Stadtmenschen antreten. Es sind einfach zu viele – und wir haben schon einen furchtbaren Kampf hinter uns.« Erneut machte er eine beschwichtigende Geste. »Unser Exil soll nicht von Dauer sein. Wir können zurückkehren. Nicht heute oder morgen, aber vielleicht in ein paar Jahren. Wenn die Stadtmenschen uns wieder vergessen haben. Und das dauert nicht lange, denn ihr Leben ist hektisch und voller Gefahren. Es wird etwas passieren, das ihre ganze
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