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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta
Autoren: Marco Malvaldi
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Lulatsch mit weit ausholenden Schritten auf den kleinen Fusco zuging und vor ihm strammstand, um weitere Befehle entgegenzunehmen.
    »Rühren Sie sich, Pardini. Das ist der Wagen des Jungen, der die Leiche gefunden hat. Der Schlüssel steckt noch. Fahren Sie ihn weg, der steht hier nur im Weg rum«, befahl er dem Brustkorb des Polizisten.
    »Commissario, entschuldigen Sie, aber der Wagen …«, sagte der Junge, der darauf wartete, verhört zu werden und bei der Nennung seiner Person offenbar dachte, endlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, doch Fusco unterbrach ihn mit einer brüsken Handbewegung.
    »Immer mit der Ruhe, mein Junge, während dein Auto weggefahren wird, unterhalten wir beide uns ein bisschen. Um wie viel Uhr hast du die Leiche entdeckt?«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen erst noch was anderes sagen. Hören Sie, der Wagen …«
    Mit grimmigem Blick, den er wahrscheinlich lange vor dem Spiegel einstudiert hatte, die Hände nach wie vor in die Hüften gestemmt, stapfte Fusco auf den Jungen zu.
    »Hör mal zu, mein Junge, erst beantwortest du meine Fragen. Ich wiederhole es noch einmal ganz langsam, damit du Zeit hast, deinen Rausch loszuwerden und es auch wirklich zu kapieren: Um-wie-viel-Uhr-hast-du-die-Leiche-gefunden?«
    Inzwischen war Pardini eingestiegen, hatte den Sitz nach vorn geschoben, den Zündschlüssel umgedreht und den Motor angelassen. Das Auto rührte sich nicht vom Fleck, die im Schlamm steckenden Räder drehten durch. Zwei weitere Polizisten liefen herbei und schoben, bis es ihnen schließlich gelang, den Wagen aus dem Schlamm zu befreien.
    »Ungefähr um vier, ziemlich sicher.«
    »In welcher Position hast du sie vorgefunden?«
    »Sie saß in dem Müllcontainer, und der Kopf hat rausgeragt. Genau so, wie Sie sie gesehen haben.«
    »Ich weiß, ich weiß. Und dann bist du sofort zur Bar gefahren?«
    »Nein, nicht sofort. Ich hab eine Weile gewartet, weil mir schwindelig war; dann bin ich losgefahren. Hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte den niegelnagelneuen Micra zu Schrott gefahren.«
    Fusco ließ den Blick schweifen, zu dem Jungen, dem dunkelgrünen Clio, wieder zurück zu dem Jungen, dann zu der großen Schlammpfütze, und sagte, die Augen fest auf Letztere gerichtet: »Wie bitte?«
    »Ich habe gesagt, ich hab ein bisschen gewartet und …«
    »Halt!«, brüllte Fusco dem Polizisten zu, der dabei war, den Clio wegzufahren, und rief, die Augen zum Himmel gerichtet: »Scheiiiiße!« Wütend brüllte er den Jungen an: »Und das hättest du mir nicht gleich sagen können, oder, dass das nicht dein Auto ist! Ein Wagen mit dem Schlüssel im Zündschloss an einem Tatort, an dem eine Leiche gefunden wurde, und ich lasse ihn wegfahren! Und warum? Weil mir nie jemand was sagt! Was hast du eigentlich verdammt noch mal in deinem Schädel?«
    »Aber, Commissario«, sagte der Junge, dem es aufrichtig leidzutun schien, der gleichzeitig aber auch etwas eingeschüchtert aussah, »genau das wollte ich Ihnen doch sagen, als Sie mir ins Wort gefallen sind …«
    Fusco vergrub die Hände in den Taschen und starrte vor sich hin. Dann blickte er mit der finstersten Miene, zu der er fähig war, die Umstehenden der Reihe nach an, ehe er sich umdrehte und fortging, während er hörbar murmelte: »Klar, und schuld bist wie immer du, Fusco. Tja.«
    Der Junge betrachtete schweigend den Rücken des Kommissars, und seine Miene verriet, dass sein Vertrauen in den Staat leise zu schwinden begonnen hatte.
    Massimo und Dr. Carli, auf dessen Gesicht die Andeutung eines Lächelns lag, wechselten einen einvernehmlichen Blick.
    »Jedes Mal, wenn ich ihn in Aktion erlebe, entdecke ich etwas Neues an ihm«, sagte Dr. Carli.
    Unmittelbar darauf verdüsterte sich seine Miene jedoch wieder.
    Teils aus Neugierde, teils um ihn noch ein wenig in ein Gespräch zu verwickeln, sagte Massimo: »Wenn Sie mir eine Frage erlauben: Sie sagten, der Mord liege etwa zwei bis fünf Stunden zurück; haben Sie einfach nur eine so große Zeitspanne genannt, um auf der sicheren Seite zu sein, auch wenn Sie eine Vermutung über den genauen Zeitpunkt haben, oder wissen Sie es tatsächlich nicht genauer?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf, dann antwortete er, ohne ihn anzusehen: »Im Moment kann ich wirklich nicht mehr sagen. Um sicher zu sein, braucht es weitere Untersuchungen. Man stellt den Abfall der aurikularen oder rektalen Temperatur fest, untersucht den Inhalt des Magens, falls man die genaue Uhrzeit des Abendessens kennt,
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